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RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 02.04.2013 19:03von Lisadill • 744 Beiträge
Neonazi als Sozialarbeiter
»Jugendarbeit« in Sachsen-Anhalt: Halberstädter Bildungszentrum führt Ex-NPD-Kader als Ansprechpartner für Ausbildungsbewerber
Von Susan Bonath
Matthias Heyder ist bekannt in Sachsen-Anhalt. Zur Landtagswahl vor zwei Jahren prangte sein Konterfei allerorts auf NPD-Plakaten, zusammen mit aggressiven rechten Parolen, wie etwa »Kriminelle Ausländer raus« oder »Deutsche Kinder braucht das Land«. Heyder, damals NPD-Landesvorsitzender, macht aus seiner neofaschistischen Gesinnung bis heute keinen Hehl. Ein Halberstädter Bildungszentrum hat das offenbar nicht gestört. In über die Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer (IHK) veröffentlichten aktuellen Ausbildungsangeboten des Unternehmens »Treulieb Management«, das sich der Aus- und Weiterbildung im Gesundheits- und Sozialwesen verschrieben hat, »freut« sich der Neonazi »auf deine Bewerbung«. Er ist dort als direkter Ansprechpartner für Jugendliche, die eine Ausbildung als Bürokaufmann suchen, angegeben.
Im Wahlkampf vor zwei Jahren galt Heyder als Zugpferd für die neofaschistische NPD. Daß deren Einzug in den Landtag von Sachsen-Anhalt an knappen 0,4 Prozentpunkten scheiterte, könnte unter anderem an den Schlagzeilen liegen, für die der rechte Spitzenkandidat damals gesorgt hatte. So hatte der Journalist Patrick Gensing kurz vor der Wahl in der Tagesschau über das geschlossene rechte Forum »Freie Freunde« berichtet, das auf den früheren sächsischen und heutigen NPD-Bundesvorsitzenden, Holger Apfel, registriert war. Unter dem Pseudonym »Junker Jörg« soll Heyder darin über mögliche Sprengstoffanschläge diskutiert, Anleitungen zum Bau von Bomben gegeben und »die tapferen Nationalsozialisten« dazu aufgerufen haben, linke Politikerinnen zu »schänden«. Dabei soll er sich auch konkret auf eine sächsische Landtagsabgeordnete bezogen und deren Internetseite verlinkt haben.
Das Innenministerium des Landes ging damals davon aus, daß es sich bei »Junker Jörg« »ganz offenbar um Heyder handelt«, wie ein Sprecher am 15. März 2011 der Mitteldeutschen Zeitung sagte. Landeskriminalamt (LKA) und Staatsanwaltschaft schätzten die Einträge als »strafrechtlich relevant« ein und begannen, gegen den Neonazi zu ermitteln. Dies stieß damals im Magdeburger Landtag eine neue Debatte um ein NPD-Verbot an. Zwar schloß die sich bürgerlich gebende Partei Heyder danach aus ihren Reihen aus. Zudem wurde das Verfahren ein Jahr später »mangels konkreter Beweise, daß die Einträge tatsächlich von Heyder stammten« eingestellt. Von der rechtsextremen Szene distanziert hat sich der Neonazi deshalb nicht. Wie sein Facebook-Profil beweist: Auf Heyders Freundesliste tummeln sich hochrangige NPD-Kader, rechte Verlage, Verbände der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) und Mitglieder militanter Neonazi-Kameradschaften, wie etwa dem »Nationalen Widerstand«.
Über das Bildungszentrum war Neonazi Heyder noch gestern telefonisch direkt für Ausbildungswillige – und für jW – zu erreichen. Auf Nachfrage bestätigte er nur: »Ja, ich habe 2011 kandidiert.« Eine »Treulieb«-Mitarbeiterin meinte zu jW, ihr sei nichts von den rechten Freizeitaktivitäten Heyders bekannt. Ebenso wenig wisse sie, daß er vor zwei Jahren Sachsen-Anhalts NPD-Spitzenkandidat war. Der Geschäftsführer des Bildungswerks, Andreas Treulieb, zeigte sich gegenüber jW »erstaunt«. Er habe lediglich gewußt, »daß Herr Heyder früher Kontakte zur NPD hatte«. »Er hat mir aber versichert, nicht mehr aktiv zu sein.« Zudem habe Treulieb, der »ein unpolitischer und sozialer Mensch« sei, die Zusammenarbeit mit Heyder bereits vor drei Monaten »wegen anderer Unstimmigkeiten weitgehend eingestellt«. Er werde den Kontakt schnellstmöglich aus dem Angebot entfernen«, versicherte er. Frank Laudan von der IHK Sachsen-Anhalt in Magdeburg gab auf Nachfrage zu bedenken: »Die Firmen können sich in unserer Lehrstellenbörse selbständig einloggen, Angebote einstellen und Daten hinterlegen. Darauf haben wir keinen Einfluß.« Laudan versprach, dem Hinweis aber nachzugehen.
RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 04.04.2013 19:03von Lisadill • 744 Beiträge
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Gesinnungsjustiz
Amtsgericht Dresden eröffnet Strafprozeß gegen Jenaer Jugendpfarrer Lothar König wegen Beteiligung an Blockaden gegen Neonazis
Von Markus Bernhardt
Die Justizbehörden in Sachsen zeigen auch weiterhin ihre Zähne – zumindest gegen Neonazigegner. Am Donnerstag startete der Prozeß gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König vorm Amtsgericht Dresden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 59jährigen vor, sich bei den gegen einen Neonaziaufmarsch gerichteten Protesten im Februar 2011 in der sächsischen Landeshauptstadt des schweren aufwieglerischen Landfriedensbruches, der versuchten Strafvereitelung und der Beihilfe zum Widerstand gegen Polizisten schuldig gemacht zu haben. Damals hatten sich mehr als 20000 Nazigegner in Dresden versammelt und einen Aufmarsch von rund 2000 angereisten Neofaschisten verhindert.
Staatsanwältin Ute Schmerler-Kreuzer warf König beim Verlesen der Anklageschrift vor, eine teilweise vermummte, mit Holzlatten und Steinen bewaffnete Menge dirigiert, unterstützt und zu Gewalt aufgefordert zu haben. Für Lacher unter den Zuschauern sorgte die Anschuldigung, das Abspielen von Musik mit »aggressivem und anheizendem Rhythmus« hätte die »Angehörigen des linksautonomen Spektrums« zusätzlich aufgewiegelt – gemeint sind u. a. die Rolling Stones.
Sieben Verhandlungstage hat das Gericht angesetzt, um König den Prozeß zu machen. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm sechs Monate bis zehn Jahre Haft. Schon bei vergangenen Verfahren – etwa gegen den Berliner Antifaschisten Tim H. – hatten die Justizbehörden für bundesweite Entrüstung gesorgt. Sie hatten den Familienvater im Januar diesen Jahres wegen angeblicher »Rädelsführerschaft« bei den Dresdner Protesten zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.
Während die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil Berufung eingelegt hat – die Verurteilung gilt ihr als zu gering – wurden alle Ermittlungen gegen die Wegbereiter des staatlichen Überwachungswahns 2011 in Dresden eingestellt. Die Behörden hatten damals mittels einer sogenannten Funkzellenabfrage mehr als eine Million Datensätze von Mobiltelefonen gespeichert und IMSI-Catcher eingesetzt, mit deren Hilfe Telefongespräche mitgehört werden können. Am Tag selbst gingen die eingesetzten mehreren Tausend Polizisten nicht nur mit unbemannten Überwachungsdrohnen, sondern auch mit brachialer Gewalt, Pfefferspray und Wasserwerfern gegen Antifaschisten vor. Ein schwerbewaffnetes Sondereinsatzkommando stürmte außerdem das »Haus der Begegnung« in Dresden. Außerdem schrieb die Polizei bundesweit Busunternehmen an, um detailliert Auskunft über Strecken, Namen und Adressen der eingesetzten Fahrer und derer, die die Busse angemietet hatten, zu erschleichen.
Mehrere Bundestags- und Landtagsabgeordnete – maßgeblich der Linkspartei – wie etwa deren früherer sächsischer Fraktionschef Andrè Hahn wurden mit Strafverfahren überzogen. Gegen Hahns Fraktionskollegen Klaus Bartl läuft aktuell ein Verfahren aufgrund seiner Beteiligung bei den Antinaziprotesten im Februar 2012.
Pfarrer König erhielt indes am Donnerstag Beistand von verschiedenen Politikern. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse nannte das Vorgehen der Behörden in Sachsen »besorgniserregend«. Der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) solidarisierte sich ebenso mit dem Theologen wie Bodo Ramelow, Linksfraktionschef in Thüringen. Letztgenannter bezeichnete es als »ungeheuerlichen Vorgang, daß Menschen, die gegen braunen Ungeist Flagge zeigen, von der Staatsmacht vor den Kadi gezerrt werden«.
RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 04.04.2013 19:06von Lisadill • 744 Beiträge
Massiver Amtsmißbrauch
In einem Schriftsatz vom 3.4.2013 nahm Rechtsanwalt Johannes Eisenberg Stellung zur Anklageschrift gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König, dem u.a. wegen schweren Landfriedensbruchs vor dem Dresdner Landgericht der Prozeß gemacht wird. Wir dokumentieren einen Auszug:
Das Verfahren ist von schweren, die Voreingenommenheit der Staatsanwaltschaft belegenden Fehlern und von massivem Amtsmißbrauch der Ermittlungsbehörden geprägt.
Dem Angeklagten wurde vor Anklageerhebung kein rechtliches Gehör gewährt. Er ist nicht befragt worden. Was er zu den Vorwürfen zu sagen hat, interessierte niemand. Niemand hat je Mitglieder der Jungen Gemeinde zu der inneren Haltung des Angeklagten befragt, das interessierte niemanden. Die Dresdener Strafverfolger hätten von den jungen Leuten erfahren, daß der Angeklagte Polizeibeamte nie »Bullen« nennt, daß er ein Mann ist, der Friedfertigkeit predigt und eines jeden Recht auf körperliche Unversehrtheit stets verteidigt. Er war statt dessen von Anbeginn der Ermittlungen als TV, als tatverdächtig stigmatisiert.
Er hatte Verteidiger. Ich jedenfalls aber wußte ebenfalls bis zur Anklageerhebung nicht, was ihm eigentlich von den vielen Erlebnissen am 19.2.2011 als Straftat vorgeworfen werden würde. Daher konnte auch ich mich für ihn nicht äußern. Als wir dann (…) die Anklage in den Händen hielten, haben wir dazu binnen weniger Wochen bis Ende Januar 2012 umfassend Stellung genommen und beantragt, die Anklageschrift nicht zuzulassen. Tatsächlich, so erweist unser späterer Aktenfund, waren die Ermittlungen zum Zeitpunkt der Anklageerhebung auch gar nicht beendet. Hinter dem Rücken von Angeklagtem und Verteidigung wurde munter weiter ermittelt.
Auch unsere Stellungnahme zur Anklageschrift und unser Nichteröffnungsantrag interessierte niemanden: Die Staatsanwaltschaft erwiderte erst im April. Die Erwiderung verblieb in der Akte, der Richter schickte sie uns nicht, wir konnten mangels Kenntnis nicht erwidern. Erst mit der Entscheidung über die Anklageeröffnung im November übersandte das Gericht sie uns. (…)
Zuletzt wurde durch einen Zufall die erneute Verletzung des rechtlichen Gehörs des Angeklagten durch die Unterdrückung von Beweismaterial und Aktenbestandteilen ans Tageslicht befördert. Wir erinnern daran, daß die Verteidigung am 14.3.2013 durch einen Zufall in der Originalakte Beweismaterial gefunden hat, das bis dahin der Verteidigung vorenthalten worden war. In den Aktenduplikaten, die der Verteidigung auf ihre Akteneinsichtsanträge übersandt wurden, waren diese Unterlagen nicht enthalten. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile in einem internen Vermerk eingeräumt, daß dieses Material zum überwiegenden Teil zu den Sachakten gehört, also in die Akte hätte eingepflegt werden müssen. Nach dem Inhalt der Akten können diese Teile um den 17.4.2012 zur Hauptakte des Gerichts als Loseblattsammlung gelangt sein. Die Staatsanwaltschaft verweigert bis heute die Antwort auf die Frage, warum diese Aktenteile nicht »offiziell« an das Gericht übersandt und in die Akte eingepflegt wurden.
Der Richter wiederum behauptet in einer Verfügung nach dem Aktenfund der Verteidigung ernsthaft, das Material, obschon lose in der Akte herumliegend, seit dem 17.4.2012 nicht wahrgenommen zu haben. Und das obwohl das Gericht erst im November 2012 über die Zulassung der Akte entschieden hat. Entweder lügt der Richter, oder aber er hat das Aktenstudium vor der Eröffnungsentscheidung unterlassen, oder aber er hat die Originalakte nicht genutzt. Als ich am 14.3.2013 erstmals diese Akte in der Hand hielt, ist mir bereits beim Ergreifen der Akte diese Loseblattsammlung entgegen gefallen. Sie konnte nicht übersehen werden. (…)
Quelle: jg-stadtmitte.de
RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 11.04.2013 09:33von Lisadill • 744 Beiträge
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Offener Vollzug für Nazis
Bundesregierung wußte nichts von der braunen Knasthilfe, obwohl sich Drahtzieher als V-Mann anbot. Verbindungen zwischen Rockerklubs und Neofaschisten
Von Ulla Jelpke
Hessische Justizbehörden haben ein bundesweites Netzwerk zur Unterstützung von gefangenen Rechtsextremisten aufgedeckt. Erste konkrete Hinweise hätten sich nach Zellendurchsuchungen in den vergangenen Wochen ergeben, bestätigte Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) am Mittwoch einen Bericht in Bild. Verdächtige Gefangene seien verlegt worden. Der innerhalb der Haftanstalten streng hierarchisch aufgebaute Hilfsverein soll inhaftierte Neonazis und ihre Angehörigen finanziell unterstützt und Gefangene ideologisch geschult haben.
Kommuniziert wurde über Codes etwa in Kleinanzeigenteilen unverdächtiger Magazine. So warb der zur Zeit in der osthessischen JVA Hünfeld einsitzende und unter anderem wegen Tötung eines Obdachlosen einschlägig vorbestrafte Führer der Kasseler Nazikameradschaft »Sturm 18«, Bernd Tödter, in der Rockerzeitschrift Biker News vom Oktober 2012 für eine »AD Jail Crew (14er)«. Daß dieser Verein am 20. April 2012 – Adolf Hitlers Geburtstag – in der JVA Hünfeld gegründet wurde, ist ebenso als Hinweis auf dessen neofaschistische Ausrichtung zu lesen, wie die Aussage, Mitglied könne jeder werden, der für »die ›alten‹ Werte einsteht«. Zwischen einigen Rockerclubs und Neonazis ist eine von gemeinsamen geschäftlichen Interessen geprägte Mischszene entstanden. Zudem verfügen kriminelle Rockerbanden über effiziente Verbindungen in die Knäste.
Die Zeitung Neues Deutschland hatte im Februar über ein solches Netzwerk berichtet. Die Abgeordnete der Linken im sächsischen Landtag, Kerstin Köditz, fragte Mitte Februar in einer Kleinen Anfrage nach Erkenntnissen der Staatsregierung zur »Jail Crew«. »Keine« lautete die lapidare Antwort. Auch die Bundesregierung behauptete noch vor wenigen Tagen das Gleiche. In ihrer Anfang vergangener Woche vorgelegten Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion zu »Rechtsextremer Betätigung im Strafvollzug« heißt es zwar, die rechtsextremistische Szene sei nach dem Verbot der »Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene und deren Angehörigen e.V.« (HNG) am 30. August 2011 durch das Bundesinnenministerium »weiterhin bestrebt, die Betreuung inhaftierter rechtsextremistischer Straftäter aufrechtzuerhalten«. Doch konkret nach entsprechenden Organisationen befragt, heißt es: »Die durch das Verbot der HNG entstandene organisatorische Lücke konnte durch andere rechtsextremistische Gefangenenhilfsorganisationen nicht geschlossen werden. Bislang konnte sich noch keine Nachfolge- oder Ersatzorganisation etablieren.«
Konnten die Bundesbehörden einschließlich des Verfassungsschutz tatsächlich eine neonazistische Gefangenenhilfe nicht erkennen, die selbst hessischen Gefängniswärtern ins Auge stach, oder hielten die Schlapphüte vielmehr ihre schützende Hand darüber? Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung soll einer der Drahtzieher der »Jail Crew« im Dezember 2011 kurz nach Auffliegen des »NSU« dem hessischen Verfassungsschutz im Gegenzug für eine schnelle Haftentlassung angeboten haben, »Informationen über diverse Netzwerke« zu beschaffen. Von Seiten der Ermittler wurde damals die Glaubwürdigkeit des Neonazis bezweifelt, der behauptete, die beiden NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Jahr 2006 in Kassel vom Zug abgeholt zu haben. Möglicherweise ergab sich dennoch eine Zusammenarbeit zwischen dem kooperationswilligen Nazi und dem Geheimdienst.
RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 18.04.2013 22:21von Lisadill • 744 Beiträge
19.04.2013
Ohrfeige vom UN-Ausschuß
Die Bundesrepublik ist vom Antirassismus-Ausschuß der Vereinten Nationen gerügt worden, weil sie die kruden Thesen von Thilo Sarrazin hat durchgehen lassen. Dazu erklärte Barbara Cárdenas, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Hessischen Landtag, am Donnerstag:
»Das Votum des UN-Ausschusses, nach dem das Unterlassen strafrechtlicher Ermittlungen gegen Thilo Sarrazin ein Verstoß gegen das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung darstellt, ist auch eine Ohrfeige für Hessens Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn.« Die Linke sehe sich in ihrer im März 2010 vorgebrachten Kritik an Minister Hahn (FDP) bestätigt, daß er Thilo Sarrazin auch noch den roten Teppich ausgerollt habe, so Cárdenas. Hintergrund: Auf Einladung von Minister Hahn durfte Thilo Sarrazin im Ministerium über »Chancen und Grenzen der Integration« reden. Cárdenas weiter: »Statt die Veranstaltung zu nutzen, um darüber zu diskutieren, wie gleiche Bildungschancen für Migrantinnen und Migranten erreicht werden können, wurde ein Rassist in Nadelstreifen ins Ministerium eingeladen – ein integrationspolitisch fatales Signal.«
RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 02.05.2013 18:46von Lisadill • 744 Beiträge
Hol mal den Panzer
Die Niederlande wollen nichts mehr von Stephan Derrick wissen
Von Gerrit Hoekman
Kaum ein deutscher Schauspieler war im Ausland ähnlich populär wie der 2008 verstorbene Horst Tappert. Na ja, eigentlich war es mehr sein Alter Ego, Oberinspektor Stephan Derrick. Tapperts Paraderolle, die er zwischen 1974 und 1998 in 281 Folgen spielte, hat ihn weltberühmt gemacht: In fast 100 Ländern lief die international erfolgreichste Krimiserie aus Deutschland. Für Zuschauer in China, Frankreich oder Südafrika verkörperte Derrick den deutschen Beamten: integer, korrekt, unbestechlich.
Und jetzt das! Ausgerechnet Stephan Derrick, der als Kommissar nur äußerst selten zu seiner Walther PPK greift, war in einem anderen Leben als Horst Tappert bei der Waffen-SS, jener brutalen Mörder-Bande der Nazis, die überall, wo sie in Europa auftauchte, Angst und Schrecken verbreitete. Ausgerechnet auch noch bei der berüchtigten Totenkopf-Division. Die Eliteeinheit war an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt.
Tapperts SS-Vergangenheit hat der Soziologe Jörg Becker herausgefunden, ein Nebenprodukt seines neuen Buchs über Elisabeth Noelle-Neumann, das gerade im Ferdinand Schoeningh Verlag erschienen ist. In den Niederlanden ist man schockiert. »Harry, hol mal den Panzer«, titelte nun das gediegene NRC Handelsblad süffisant. Beim niederländischen Seniorensender MAX lief im vergangenen Jahr noch die Wiederholung der ersten Staffel. Damit ist nun Schluß: Die Verantwortlichen haben die ab Juni geplante zweite Staffel abgesagt.
Einen deutschen Kommissar, der ab sofort in jeder Folge ein unsichtbares Hakenkreuz trägt, wollen sie ihrer Zielgruppe nicht zumuten. »Wir werden keinen Schauspieler ehren, der so über seine Vergangenheit gelogen hat, auch wenn er nicht mehr lebt«, sagte Jan Slagter, der Chef des Senders, gegenüber dem Boulevardblatt De Telegraaf. Das sei eine Beleidigung der Opfer des Zweiten Weltkriegs. »Die Waffen-SS war eine extrem gewalttätige Organisation.«
Aus den Socken gehauen hat die Nachricht auch den Inhaber der Utrechter Diskothek »Aus der Reihe Derrick«. Der Tanzschuppen steht ganz im Zeichen von Horst Tappert. Besitzer Richel van Heumel hat als erste Reaktion auf allen Fotos und Plakaten die Augen des Schauspielers mit schwarzen Balken aus Klebeband versehen. »Den Status eines Kulthelden, die Derrick in unserer Disko hatte, besitzt er nun absolut nicht mehr«, sagte er im TV-Sender NOS. Sein Laden soll nun einen neuen Namen bekommen.
Die niederländischen Fans streiten sich, ob die Entscheidung des Senders in Ordnung ist. Man solle nicht vergessen, daß auch rund 20000 Niederländer Mitglied der Waffen-SS gewesen seien. Der bekannteste, der in den Niederlanden als Kriegsverbrecher verurteilte Klaas Carel Faber, ist vor einiger Zeit als Greis in Ingolstadt gestorben. Zeit seines Lebens hatten die Niederlande versucht, ihn nach seiner Flucht wieder in die Finger zu bekommen, um ihn einzusperren, doch die deutschen Behörden verweigerten die Auslieferung.
Wozu eigentlich die Aufregung, könnte man andererseits aber auch zynisch anmerken? Durch die Nazi-Vergangenheit des Protagonisten gewinnt die Serie doch nur an Authentizität. Sie ist jetzt ein echtes Stück deutscher Geschichte. Immerhin wurden nach dem Ende der Nazi-Barbarei viele Kripobeamte direkt in den Staatsdienst der Bundesrepublik übernommen. Stephan Derrick ist also einer von vielen.
Was mag noch an braunen TV-Überraschungen aus Deutschland auf uns zukommen, fragen sich jetzt wohl Milliarden Zuschauer rund um den Globus. War Professor Brinkmann vielleicht der Leibarzt vom dicken Göring? Arbeitete Doktor Renz alias Günter Strack beim Führer als Vorkoster? Oder hieß Kommissar Rex bis 1945 womöglich Blondi?
RE: Braunes" Gedankengut" in Deutschland
in Gesellschaft 07.07.2013 22:48von Lisadill • 744 Beiträge
»Außerordentliche deutsche Bestialität«
Aussagen von Überlebenden der »Aktion 1005«
Von Arnold Schölzel
Die Gedenkstätte für das deutsche Vernichtungslager Ma
Die Gedenkstätte für das deutsche Vernichtungslager Majdanek in Südost-Polen, 2004
Foto: AP Photo/Czarek Sokolowski
Von 1964 bis 1966 wurden in Israel die Augenzeugenberichte von fünf jüdischen Männern in polnischer Sprache protokolliert, die entgegen den Plänen der deutschen Faschisten den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten. Drei von ihnen waren Arbeitshäftlinge eines Kommandos im Waldlager Borek bei Chelm im faschistisch besetzten Polen gewesen, zwei mußten in der »Todesbrigade« von Lwów arbeiten. Sie sollten mithelfen, die Spuren der Massenmorde, die von den Besatzern verübt worden waren, zu beseitigen. Die fünf konnten entkommen, fast alle schlossen sich Partisanengruppen an und kämpften bewaffnet gegen die Okkupanten.
Der Berliner Autor Jens Hoffmann hat sechs Berichte – einer der fünf hatte bereits 1946 in Wroclaw eine erste, hier ebenfalls dokumentierte Aussage gemacht - bei Recherchen für sein Buch »Das kann man nicht erzählen. ›Aktion 1005‹ – Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten« (Hamburg 2008; siehe auch jW vom 31. August 2009) im Archiv von Yad Vashem in Jerusalem gefunden. Er ließ sie ins Deutsche übersetzen und ergänzte ihre Dokumentation mit drei Protokollen von Gesprächen, die er mit Nachkommen der inzwischen verstorbenen Augenzeugen in Israel führte. Alle Dokumente werden hier unter dem Titel »›Diese außerordentliche deutsche Bestialität‹. Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten« zum ersten Mal veröffentlicht. Die Publikation ist nach dem Buch von 2008 ein weiteres Verdienst Hoffmanns.
Er schildert im Nachwort die Entstehung der Berichte, soweit sie sich rekonstruieren läßt. Sie wurden demnach von der israelischen Polizei aufgenommen. Drei der fünf Überlebenden waren zuvor 1962 Zeugen in einem Heilbronner Strafprozeß gegen zwei Wachsoldaten des Lagers Borek, die vier und dreieinhalb Jahre Zuchthaus erhielten.
Die »Aktion 1005« ging auf einen Befehl Heinrich Himmlers vom Januar 1942 zurück, wonach die Massengräber ermordeter Juden in Osteuropa wieder zu öffnen und die Leichen zu verbrennen waren. Der Codenamen leitete sich aus dem entsprechenden Aktenzeichen im Reichssicherheitshauptamt ab. Erforscht wurde die Aktion selten. Im Wald von Borek ging es um die »Enterdung« der Leichen von Zehntausenden sowjetischen, aber offenbar auch von italienischen Kriegsgefangenen. Einer der Augenzeugen schildert, wie die Leichen zu je 1000 auf meterlange Holzscheite geschichtet, dann verbrannt wurden und Überreste in einer Knochenmühle zermahlen wurden: »Die Deutschen kannten sehr genau die Zahl der Leichen in diesem Massengrab.« Die Asche wurde – nach Durchsieben auf Goldzähne – auf Feldern verstreut. In die leeren Massengräber kam Chlor, darauf Erde, auf der Gras gesät wurde. Als in Borek keine Leichen mehr zu finden waren, wurden neue gebracht, nach Vermutung der früheren Häftlinge aus dem Vernichtungslager Majdanek.
Obwohl die Aussageprotokolle oft nur zusammenfassenden Charakter tragen, wirken sie umso nachdrücklicher. Die Überlebenden selbst sprachen, das geht aus den beigefügten Gesprächen mit ihren Nachkommen hervor, kaum über diese Zeit.
Jens Hoffmann: »Diese außerordentliche deutsche Bestialität«. Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten. Augenzeugenberichte und Gespräche. KVV konkret, Hamburg 2013, 223 Seiten, 21 Euro
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