UNSERE ZUKUNFT

Selber denken und verantwortlich handeln. Lasst uns nachhaltig etwas bewegen!


#1

Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 20.02.2012 20:54
von Lisadill • 744 Beiträge

Der Prediger wird Präsident
Was Joachim Gauck, Liebling der Konservativen, in seiner Antrittsrede sagen könnte

Am 18. März wird Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt. Wir haben schon mal ein paar Gauck-Zitate als Bausteine für seine Antrittsrede gesammelt.

Joachim Gauck: Will den Menschen Deutschlands »wunderbare Möglichkeiten« zeigen
Foto: dpa/Wolfgang Kumm
»In Deutschland missbrauchen leider die Milieulinken immer noch einen rituellen Antifaschismus, um sich vor der Auseinandersetzung mit der zweiten deutschen Diktatur zu drücken.«
Aus »Der Spiegel«, 29.9.1997

»Einheimischen wie Vertriebenen galt der Verlust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kommunisten noch zementierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten.«
Nachwort zum »Schwarzbuch des Kommunismus«, 1998

»Ich finde es positiv, wenn die Menschen demonstrieren. Aber ich finde es töricht und geschichtsvergessen, wenn der Protest gegen Sozialreformen unter dem Titel Montagsdemonstration stattfindet.«
In der »Berliner Zeitung«, 9.8.2004, zu den Protesten gegen Hartz IV

»Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocausts. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist.«
Aus dem Vortrag »Welche Erinnerung braucht Europa«, März 2006

»Ich würde in der Tradition all derjenigen Bundespräsidenten stehen, die sich gehütet haben, die Politik der Bundesregierungen zu zensieren. Mancher wünscht sich ja einen Bundespräsidenten wie einen Kaiser, als letzte Instanz über allem - das darf er nicht sein.«
25.6.2010, Interview für n-tv

»Unser Verfassungsschutz ... ist nicht eine Vereinigung von Leuten, die neben unserem Rechtsstaat existiert und Linke verfolgt. Wenn der Verfassungsschutz bestimmte Personen oder Gruppen innerhalb dieser Partei observiert, wird es dafür Gründe geben.«
Interview in der »Rheinischen Post«, Juni 2010

»Ich finde den Einsatz nicht gut, aber erträglich und gerechtfertigt.«
Juni 2010, »Saarbrücker Zeitung«, zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr

»Viele in der Linkspartei wollen einen Systemwechsel und haben die großen Vorzüge der abendländischen Verfassungs- und Demokratietradition gar nicht verstanden: Sie sind Leute der Vergangenheit. Ich halte solche Positionen für reaktionär. Das bezieht sich nicht auf alle Mitglieder dieser Partei und auch nicht auf alle ihre Wähler.«
Interview in »Die Welt«, Juni 2010

»Er ist mutig und er ist natürlich auch einer, der mit der Öffentlichkeit sein Spiel macht, aber das gehört dazu. ... Nicht mutig ist er, wenn er genau wusste, einen Punkt zu benennen, bei dem er sehr viel Zustimmung bekommen wird.«
Über Thilo Sarrazin im Oktober 2010 im Interview mit der »Süddeutschen Zeitung«

»Mir ist am wichtigsten, dass die Menschen in diesem Land wieder lernen, dass sie in einem guten Land leben, das sie lieben können. Weil es ihnen die wunderbaren Möglichkeiten gibt, in einem erfüllten Leben Freiheit zu etwas und für etwas zu leben.«
19.2.2012, nach seiner Nominierung für das Amt des Bundespräsidenten

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#2

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 20.02.2012 22:19
von Lisadill • 744 Beiträge
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#3

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 20.02.2012 22:30
von Lisadill • 744 Beiträge
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#4

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 21.02.2012 09:23
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Dann doch lieber Gottschalk oder Kachelmann................

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#5

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 21.02.2012 13:17
von Jonas • 615 Beiträge

Die späte Rache der DDR: jetzt haben die Ossis die ganze Macht übernommen!

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#6

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 21.02.2012 14:42
von Lisadill • 744 Beiträge

dann versteh ich den aufriss um die linke nicht lieber jonas.
naja es ist halt fasching

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#7

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 21.02.2012 21:35
von Lisadill • 744 Beiträge

ich geh dann mal meine faschingskrapfen ausspeiben

Gaucksche Sätze
Bewerberzitate: Für Agenda-Politik und Datenschnüffelei, gegen Wikileaks und für Thematisierung von Vertreibung der Deutschen. Eine Auswahl

Der MDR entfernte die Ergebnisse einer Internetabstimmung, die für Joachim Gauck negativ ausfiel, nach wenigen Stunden kommentarlos. Siehe twitpic.com/8miatu



Am 17. November 2011 zitierte Welt online Gauck:

Von dem Vorschlag, für die Opfer der gerade bekannt gewordenen Mordserie von Neonazis einen Staatsakt zu veranstalten, halte ich nichts«, sagte er Welt kompakt. Gauck forderte eine wehrhafte Demokratie, die sowohl vom Staat als auch den Bürgern ausgehe: »Überall im Land gibt es breite Bürgerbündnisse, wenn sich Rechtsextremisten zusammenrotten.« Diese Bürger müßten ermutigt werden.

www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article13721257/Krisengipfel-zur-braunen-Terror-Affaere.html

Am 5. Dezember 2010 berichtete der Wiener Standard über eine Diskussion im Burgtheater:

»Im Gespräch ist natürlich Wiki leaks mit seinen umstrittenen jüngsten Enthüllungen der US-Diplomatendepeschen, aus denen Medien nun weltweit zitieren. ›Richtig und wichtig‹ findet (Hans Christian) Ströbele diese. Denn: ›Das ist Pressefreiheit, diesen Mut muß man haben.‹ Das eben empört Gauck. Er weist darauf hin, daß es sich bei den Daten um gestohlenes Material handelt. ›Das kann ich nicht akzeptieren, daß das gefeiert wird, das ist ein elementarer Verlust von Recht.‹ (…) Gauck (…) warnt aber einmal mehr davor, die Bürgerinnen und Bürger über neue Maßnahmen im Antiterrorkampf nicht genug aufzuklären: ›Sie müssen wissen, daß etwa die Speicherung von Telekommunikationsdaten nicht der Beginn eines Spitzelstaates ist.‹«

derstandard.at/1291454160226/Diskussion-im-Burgtheater-Der-Staat-darf-nicht-zum-Spitzel-werden

Die Schriftstellerin Daniela Dahn schrieb am 10. Juni 2010 unter der Überschrift »Gespalten statt versöhnt« in der Süddeutschen Zeitung:

»In seinem 1998 erschienenen Nachwort zur deutschen Ausgabe des ›Schwarzbuch des Kommunismus‹ wird das ganze Sündenregister aufgelistet: ›Unbeliebt machten sich die Kommunisten auch, als sie Stalins Territo rialforderungen nachgaben, die Westverschiebung Polens und damit den Verlust der deutschen Ostgebiete guthießen.‹ Unerwähnt bleibt, daß auch die Westalliierten die Abtretung der Ostgebiete und die Ausweisung der Deutschen als unausweichliche Konsequenz des Krieges betrachteten. Gauck legt noch eins drauf: ›Einheimischen wie Vertriebenen galt der Verlust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kommunisten noch zementierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten.‹ Gauck distanziert sich von dieser Haltung nicht. Wegen derartig zwielichtiger Äußerungen kam Erika Steinbach nicht in den Stiftungsrat des Zentrums gegen Vertreibungen. Auf den Antrittsbesuch eines Bundespräsidenten Gauck beim polnischen Nachbarn dürfte man gespannt sein.«

www.sueddeutsche.de/politik/praesidentschaftskandidat-joachim-gauck-gespalten-statt-versoehnt-1.956510

In einem Interview mit Welt online erklärte Gauck am 7. Juni 2010:

»Wir stellen uns nicht gern die Frage, ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen. (…) Als Bundeskanzler Schröder einst die Frage aufwarf, wieviel Fürsorge sich das Land noch leisten kann, da ist er ein Risiko eingegangen. Und es begann eine Phase, in der Politik und Risiko zusammengingen. Solche Versuche mit Mut brauchen wir heute wieder.«

www.welt.de/politik/deutschland/article7929107/Es-bricht-nicht-gleich-alles-zusammen.html

Am 31. August 2006 sagte Gauck in einem Interview mit dem Deutschlandfunk u. a.:

»Und wenn heute nun Deutsche auch als Opfer erscheinen in diesem geplanten Zentrum gegen Vertreibung, oder wie es dann auch immer heißen mag, in dieser Ausstellung, die jetzt in Berlin zu sehen ist, oder auch in den Publikationen über die Bombenkriegsopfer, dann sehe ich das eher positiv (...)«

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#8

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 21.02.2012 23:15
von Jonas • 615 Beiträge

Linke und Piraten wollen Schramm for President:
http://www.taz.de/Linke-und-Piraten-woll...-Praesi/!88187/

Kommse wohl nich durch, hab zufällig grad mal wieder ein Video von ihm gesehen ...

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#9

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 22.02.2012 20:57
von Lisadill • 744 Beiträge

ja schad ...schramm waer mir lieb


Widerwilliger des Tages: Joachim Gauck

Am Mittwoch berichtete AFP: »Der Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck wird am Donnerstag an der Gedenkfeier für die Opfer der Neonazi-Mordserie in Berlin teilnehmen. Gauck werde als Bürger zu der Veranstaltung kommen und auch nicht in der ersten Reihe sitzen, sagte sein Sprecher Andreas Schulze am Mittwoch AFP.« Gauck hatte seinem Mitarbeiter zufolge schon vor längerer Zeit eine Einladung zu der Gedenkstunde im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt erhalten, für den Donnerstag aber zunächst einen anderen Termin gehabt. Nach seiner Nominierung durch Union, FDP, SPD und Grüne am Sonntag habe er sich dann für die Gedenkfeier entschieden.

Was die Agentur nicht berichtete: Am 17. November 2011 hatte Welt online Gauck mit dem Satz zitiert »Von dem Vorschlag, für die Opfer der gerade bekanntgewordenen Mordserie von Neonazis einen Staatsakt zu veranstalten, halte ich nichts.« Er meinte damals, eine wehrhafte Demokratie müsse von Staat und Bürgern, die man unterstützen solle, ausgehen. Das war angesichts der Tatsache, daß sich »der« Staat gerade als bester Helfershelfer der neofaschistischen Mordbande herausgestellt hatte, ein politisch korrektes, demagogisch-zynisches Wort, wie es in seiner zukünftigen Amtszeit noch öfter zu hören sein wird. Seine Haltung zu einer Veranstaltung, in der offiziell »ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gesetzt« werden soll, blieb entsprechend klar: Er hielt auch weiterhin nichts von ihr. Als Nicht-Kandidat hatte Gauck vor, das zu tun, was er sich als Kandidat nicht erlauben kann: Durch Abwesenheit glänzen.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast fand beim politischen Aschermittwoch ihrer Partei in Biberach das passende Wort für solch selbständiges Denken und Handeln. Sie erklärte dort, Gauck verkörpere den »grünen Freiheitsbegriff«.


zuletzt bearbeitet 22.02.2012 20:57 | nach oben springen

#10

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 23.02.2012 03:04
von Jonas • 615 Beiträge

Schramm steht nicht zur Verfügung (wie auch anders; ich selber halte auch nichts von solchen albernen Vorschlägen).

" ... Zunächst war es nur ein dahingesagter Vorschlag. Doch jetzt überlegt die Linkspartei tatsächlich, die Nazijägerin Beate Klarsfeld als Gegenkandidatin zu Joachim Gauck für die Bundespräsidentenwahl aufzustellen. Die Journalistin hat 1968 den damaligen Kanzler Kiesinger wegen seiner NS-Vergangenheit geohrfeigt. Klarsfeld zeigt sich nicht abgeneigt. ..."

http://www.sueddeutsche.de/politik/bunde...-nach-1.1290876

Bis zur aussichtsreichen BP-Wahl wusste ich nicht viel von Gauck. Inzwischen ist mir klar: mein Präsident ist das nicht: ich mag nicht, wenn man Occupy lächerlich macht: lächerlich ist nicht occupy (weil es - noch? - chancenlos ist), sondern die Arroganz der Macht, der Ölkonzerne, die den Klimawandel mit Millionen leugnen, der Lobbyisten, die Umwelt- und Sozial-Zerstörungen ihrer Auftraggeber versuchen zu legalisieren, usw. Es ist sogar nicht nur lächerlich oder obszön, sondern sehr traurig.

Töpfer wäre auch ein Konservativer gewesen, aber ich hätte ihn unterstützt, weil er inhaltlich auf der Höhe der Zeit die wirklichen Zukunftsprobleme benannt hätte, so wie er es heute schon unverblümt tut (mehr als benennen kann ein Bundespräsident eh nicht).


zuletzt bearbeitet 26.02.2012 17:40 | nach oben springen

#11

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 23.02.2012 05:12
von Lisadill • 744 Beiträge

ist schon klar dass schramm fuer dich albern ist. und nicht nur fuer dich. aber trotzdem lieber so jemand als diese knallharte vaterfigur.ich brauch sowas nicht.

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#12

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 23.02.2012 12:15
von Lisadill • 744 Beiträge

immerhin die Trauerveranstaltung von heute Vormittag gegen den rechten Terror geht noch auf das Konto von Dr.Christian Wulff. Ein Opfer hatte sich ausdruecklich bei ihm dafuer bedankt.

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#13

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 23.02.2012 12:30
von Jonas • 615 Beiträge

Naja, der Schramm ist nicht albern (sondern bitterernst), aber ein bissiger Satiriker ist zwar eine moralische Instanz, aber nicht in dem "realen" ernsten Sinne, wie sie für eineN PräsidentIn notwendig wäre: ein Gegenkandidat hat keine Chance, aber trotzdem sollte es eine "reale" Option sein (denn es ist klar, dass Schramm als Präsident nicht mehr Schramm sein könnte, deswegen kann er zwar das nachdenken darüber zulassen und nicht sofort dementieren, aber dann muss er es tun ...). Insofern ist Schramm für mich ein nützliches Intermezzo in dem Sinne, dass man über die Machtspiele, Zwänge und Marionettenhaftigkeit der Ämter nachdenkt ... Wenn so jemand wie Schramm wirklich mal als Präsident eine Chance haben sollte, in diesem Land, dann wäre das ein ganz anderes Land ...

Den jetzigen möglichen Vorschlag einer moralischen Instanz der Linken (s.o.) finde ich passender, weil "realer". Nazi-Jägerin versus Sarazin-Lober, das ist ein guter (symbolischer) inhaltlicher Gegenpol.

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#14

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 23.02.2012 16:00
von Lisadill • 744 Beiträge

bitterernst versus knallhart also. ich mag ernst.

du hast recht ,die nazigegnerin (jaegerin) waer wohl (gerade fuer deutschland )geeignet.ein schoenes zeichen waer das.

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#15

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 14.03.2012 19:02
von Lisadill • 744 Beiträge

Der Schleifredner
Joachim Gaucks rhetorische Fähigkeiten werden gerühmt. Besonders gut beherrscht er die Verharmlosung faschistischer Verbrechen
Von Hans Daniel


Zu den herausragenden Vorzügen des von der ganz großen Koalition im Bundestag, den Fraktionen der CDU/CSU/FDP/SPD/Bündnis 90/Grüne, für das Amt des Bundespräsidenten ausgehandelten Joachim Gauck, wird dessen rhetorische Fähigkeit angeführt. Er könne, heißt es, komplizierte Vorgänge in einer für Jedermann verständlichen Form darlegen. Sein biographisches Werk »Winter im Sommer – Frühling im Herbst«, mit dem er als Vorleser durch die Lande reist, gilt als Autoritätsbeweis und Legitimation für den missionarischen Eifer, mit dem er, der sich gerne als »Stasijäger« feiern läßt, das Land von all dem befreien will, was da noch an Resten auszumachen sei von der immerhin »fast 60 Jahre währenden ungebrochenen Diktatur« im Osten Deutschlands.

Dabei sind aus seiner Sicht – was die Jahre 1933 bis 1945 innerhalb dieses Zeitraums von »Gewaltherrschaft« betrifft – die »Hausaufgaben« im wesentlichen gemacht, »anders als alle anderen Nationen, die Schuld aufzuarbeiten haben«. Nun müsse es erlaubt sein, »daran denken zu können, daß nicht alle Täter waren«. Gauck warnt auch davor, »das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit zu überhöhen«. Er amtierte zwar in den letzten Jahren als Vorsitzender des Vereins »Für Demokratie – Gegen Vergessen«, in dessen Satzung die »Aufarbeitung und Bewahrung des Vermächtnisses und des Widerstandes gegen die NS-Diktatur« und die, »Aufklärung über das NS-Regime und seiner Strukturen« festgeschrieben ist. Aber der »Konsenskandidat« hat in seiner Amtszeit schon für veränderte Prioritäten gesorgt.
Gefüllte Fördertöpfe

Demnach sind heute vorrangig die »Hausaufgaben« für die Jahre von 1945 bis 1989 zu machen. Dafür ist, hier sind sich Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der amtierende Verwalter der Akten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) Roland Jahn und Joachim Gauck einig, noch viel und lange zu tun. Dem Gruselkabinett des Hubertus Knabe in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen oder das mit rund elf Millionen Euro sanierte »Stasimuseum« im ehemaligen MfS gilt ihre besondere Aufmerksamkeit. Mit dem künftigen Schutzpatron im Schloß Bellevue im Rücken und gutgefüllten Töpfen soll diese »Apotheke gegen Nostalgie« (Gauck) in der Berliner Ruschestraße in Betrieb gehalten werden. Als eine Art Anti-Aggressionswerkstatt im Sinne von Staatsminister Neumann, der beim »Bürgerfest« zur Übergabe des sanierten Hauses Mitte Januar bekannt hatte: »Es macht mich immer noch wütend, wenn Menschen das DDR-System verherrlichen.«

Gauck hatte sein Rezept dagegen bereits Ende Mai 2009 bei der Eröffnung des »Geschichtsforums« zum Jahr 1989 im Deutschen Historischen Museum als fortwährende Aufgabe in die bislang wohl kaum überbotene Formel gekleidet: »Wir konnten nicht zulassen, daß die sozialistischen Globkes in ihren Ämtern und Positionen in Staat und Gesellschaft blieben.« Hans Maria Globke (1898–1973), zur Erinnerung, war Mitautor des Kommentars der Nürnberger Rassengesetze gewesen. Als »wahrhafte Magna Charta des deutschen Blutes für die Jahrhunderte« wurde sein Kommentar, in den man »also alles, was man für die Praxis braucht«, aufgenommen hat, zur Handreichung für die Vollstrecker des millionenfachen Mordes an den Juden Europas, den Sinti und Roma und all derer, die »uns völlig fremd nach Blut und Wesen« sind. Der erste Kanzler der BRD, Konrad Adenauer, machte ihn zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Als »Graue Eminenz« hatte er maßgeblichen Einfluß auf die Personalpolitik. »Globkestaat« wurde in diesen Jahren zum Synonym für die weitgehende Inkorporation des Staatsapparates der NS-Diktatur in die Bundesrepublik.
Prager Deklaration

Man darf davon ausgehen, daß des Kreuzritters Gauck perfider »Kampfauftrag« kaum den Beifall z. B. des »Arbeitskreises der Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin Brandenburg« finden wird (siehe Spalte). Der trug Mitte Januar in einem Brief an den Ministerpräsidenten Brandenburgs, Mathias Platzeck (SPD), und den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), vehement Einwände gegen die Einführung eines europäischen Gedenktages für die »Opfer aller totalitären und autoritären Regime« am 23. August vor (siehe unten). Der soll alljährlich an diesem Tag aus Anlaß der Unterzeichung des »Hitler-Stalin Paktes« 1939 begangen werden. Der Vorschlag zur Einführung eines solchen Gedenktages entstammt der »Prager Deklaration«, die eine 2008 gegründete »Platform of European Memory and Conscience« verabschiedete. Die Zielsetzung der auch von Joachim Gauck unterzeichneten Deklaration ist eindeutig: Die Völkermordverbrechen des Faschismus auf dem Territorium u.a. Polens, der Tschechoslowakei, Ungarns oder Rumäniens und die Politik der Regierungen der späteren sozialistischen Länder bis 1989 werden unter dem Motto »Gedenken an die Opfer aller autoritärer und totalitärer Regime« gleichgesetzt. Eine derartige Relativierung und Verharmlosung der Nazi-Verbrechen findet sich bereits im Titel und in der Aufgabenstellung der »Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der politischen Gewaltherrschaft«. Deren Konzeption hatte im Jahr 2002 bei der Vorstellung den Widerspruch der »Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenken in der Bundesrepublik Deutschland« hervorgerufen. Die »verschleifende Rede« von den »beiden totalitären Systemen« nivelliere, so damals ihr Sprecher Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung KZ-Gedenkstätte Buchenwald, die »quantitativen und qualitativen Unterschiede von nationalsozialistischer Verfolgung und Ausrottungspolitik und die Verfolgung in der SBZ und der DDR andererseits«. Das trifft erst recht auf Gaucks »verschleifende Rede« von der fortzusetzenden Jagd auf die »sozialistischen Globkes« zu.

L

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#16

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 16.03.2012 21:57
von Lisadill • 744 Beiträge

Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Nein danke

Von Peter Wolter

Joachim Gauck ist die Rache der Neoliberalen an der 68er-Bewegung. Grüne, SPD, FDP und Union wählten die reaktionärste Variante

Mehrere Millionen Euro kostet die Steuerzahler am Sonntag die wohl überflüssigste Shownummer im Berliner Demokratie-theater: die Wahl des neuen Bundespräsidenten. In der Bundesversammlung ist eine überwältigende Mehrheit für den Rostocker Pastor Joachim Gauck sicher. Gegenstimmen wird es wohl nur aus der Linkspartei geben, die Beate Klarsfeld ins Rennen schickt.

Mit der Aufstellung Gaucks haben sich CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne – die große Koalition der Neoliberalen also – für die wohl reaktionärste Variante zur Neubesetzung des Präsidentenamtes entschieden. Welche besondere Qualifikation Gauck dafür mitbringt, bleibt schleierhaft: Er hat wenig Erfahrung im Politikgetriebe, er war weder »Freiheitslehrer« noch »Bürgerrechtler«, wie es seine Befürworter behaupten. Im Gegenteil: Er war zu DDR-Zeiten ein Anpasser, der von sich aus auch den Kontakt zur Staatssicherheit gesucht hat. Einer, der gut und komfortabel mit den Vergünstigungen lebte, die ihm die Behörden im Gegensatz zum »normalen« DDR-Bürger zugestanden haben.

Wie jW-Recherchen bei Rostockern ergaben, die Ende der 80er Jahre Kontakt zu Gauck hielten, war er zwar bekennender Antikommunist, hatte aber im übrigen nichts gegen die Existenz der DDR. Erst nachdem Erich Honecker im Herbst 1989 als SED-Chef zurückgetreten war, nahm er an Veranstaltungen der Opposition teil.

Zuvor hatte sich Gauck durchaus mit der Staatssicherheit arrangiert, mit ihr sogar über Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen. Für diejenigen, die es in den 80er Jahren ebenso gemacht hatten wie er, gab es nach der »Wende« aber nichts mehr zu lachen: Gauck wurde »Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik« und eröffnete die Hatz auf Lehrer, Gewerkschaftsfunktionäre und Juristen, auf Bundestagsabgeordnete, Landesminister und Journalisten. Die »Gauck-Behörde« vergiftete das Klima im Lande, sie entwickelte sich zur antikommunistischen Inquisition, vor der selbst frühere Klofrauen nicht sicher waren.

So kritisch der Springer-Verlag, andere Konzernmedien sowie die TV-Sender mit Christian Wulff umgegangen sind, so unkritisch wird jetzt sein Nachfolger Gauck bejubelt. Er selbst kokettiert damit, daß er »Antikommunist« sei, weil ein sowjetisches Militärtribunal 1951 seinen Vater ins Gefängnis steckte – es wird aber gar nicht erst hinterfragt, was Vater Gauck als hoher Nazioffizier angestellt hat. Daß er zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, läßt jedenfalls auf ein Kriegsverbrechen schließen – die Gerichtsakten sind zur Zeit allerdings nicht zugänglich.

Die Erkenntnis, daß die Elterngeneration in Sachen Faschismus jede Menge Dreck am Stecken hatte, war in Westdeutschland einer der Auslöser der 68er-Bewegung. Viele, die entdeckt hatten, daß ihr Vater oder ihre Mutter Nazis waren, konnten nicht mehr mit den Lügen, Beschönigungen und angeblichen Erinnerungslücken leben, sie wollten einen anderen, einen humanen Staat. Sie gingen auf die Straße.

Gauck hingegen hat deutlich gemacht, daß er nach wie vor auf der anderen Seite steht. Seine Wahl ist so etwas wie eine Zeitmaschine: Zurück in die dumpfe, verlogene und stickige Atmosphäre der 50er Jahre.

Der Publizist Albrecht Müller, ehemals Wahlkampfleiter von Willy Brandt und Planungschef in dessen sowie Helmut Schmidts Kanzleramt, schließlich urteilt in seinem gerade erschienenen Buch »Der falsche Präsident«: »Joachim Gauck nimmt die aktuellen, großen Bedrohungen unserer Freiheit nicht ernst genug: die Macht der Finanzwirtschaft, den Abbau der sozialen Sicherheit und die Erosion der Demokratie. Gaucks Botschaft klingt wie ein lautes ›Empört Euch nicht!‹

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#17

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 19.03.2012 18:56
von Gast
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Schöner Beitrag !
Aber leider haben wir jetzt den Gauck an der Backe !
Die Medien sind in Jubelstimmung, - man könnte meinen, der Messias persönlich ist erschienen :-)
Da hilft nur : Augen zu und durch !

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#18

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 31.03.2012 07:55
von Lisadill • 744 Beiträge

"Ersatzpatriarch des Tages: Der Bundespräsident

Der Bundespräsident ist vereidigt. Eine große Rede habe er gehalten, schleimen unisono Konzernmedien und die Dorfpostillen. Der Neue kann tun und sagen, was er will, stets erschallt Lob aus dem Munde jener, die ihn gemacht haben. Jedem, der die Gauck-Mania in Bananistan zunächst für einen Ausrutscher der veröffentlichten Meinung mit der Halbwertzeit von YouTube-Hits hielt, verschlägt es inzwischen die Sprache. Weshalb machen sie aus dem Frosch einen König, ohne ihn je geküßt zu haben? Die Antwort lautet schlicht: Wegen Mutti.

Auch wenn es keiner zugeben will: Angela Merkel ist Gift für das deutsche Patriarchat. Sie hat in die maskuline Elite breite Schneisen geschlagen und dort Scharen von verunsicherten Friedrichs, Rolands oder Gerhards hinterlassen. Seit Jahren führt die Kanzlerin die Jungs vor wie doofe Pennäler, mischt dabei nicht nur den Männerverein CDU, sondern den ganzen Laden auf. Lob allerdings bekommt sie selten. Sie ist den Machos und Dummbatzen mit und ohne Doktortitel einfach unheimlich.

Jetzt hat sich die ganze Blase einen Fluchtpunkt geschaffen: Väterchen Gauck soll ihre verletzte Seele trösten und das Gegengewicht zur Mutti bilden. Das eint die Medienfuzzies mit dem Stammtisch West. Nur im Osten gibt es eine beachtliche Minderheit, die ihr neues Staatsoberhaupt so gar nicht mag. Manche Gottlosen der Region sagen, weil Pfaffen notorische Lügner sind. Andere zweifeln Gaucks Protestantismus an, behaupten stur, es sei eher eine katholische Tradition, Großinquisitoren zu Päpsten zu machen. Was auch immer, das Hauptproblem übersehen sie: Gauck ist als Person unwichtig, er soll Institution sein, eine männliche. Irgendwie. (kf)"

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#19

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 03.04.2012 01:02
von Lisadill • 744 Beiträge

Kunstfigur
Klaus Huhns Buch über den neuen Bundespräsidenten
Von Arnold Schölzel

… meinen offenbar vor allem die Ostdeutschen
Springers Bild am Montag auf Seite eins: »So denken die Deutschen über den Gauck-Start«. Erster Satz: »Der neue Bundespräsident kommt bei den Deutschen gut an!« In einer YouGov-Umfrage für Bild hätten 44 Prozent der Befragten gesagt, Joachim Gauck habe sie mit seiner Arbeit seit dem Amtsantritt am 18. März überzeugt. Aber: »Überraschend: In seiner ostdeutschen Heimat konnte Gauck nur 37 Prozent der Befragten überzeugen.« Überraschen konnte das nur den Bild-Schreiber, der die Ausgabe seines Blattes vom 17. März nicht gelesen hatte: Kurz vor der Wahl durch die Bundesversammlung hatte YouGov gefragt: »Würden Sie Gauck am Sonntag wählen?« Der Bild-Text begann vor zwei Wochen: »Der designierte Bundespräsident Joachim Gauck (72) ist im Osten Deutschlands deutlich weniger beliebt als im Westen. Nur 37 Prozent der Ostdeutschen würden dem früheren DDR-Bürgerrechtler an diesem Sonntag ihre Stimme geben, wenn der Bundespräsident direkt gewählt werden könnte. Im gesamtdeutschen Durchschnitt würde Gauck dagegen 46 Prozent der Stimmen erhalten, allein im Westen wären es 48 Prozent.«

Viel verändert hat sich also in 14 Tagen nicht, nur die Aufmachung. Das Bild-Verfahren ist repräsentativ für die Schaffung der »Kunstfigur« Gauck. So bezeichnete ihn der Theologe und frühere Mitbegründer des Neuen Forums in der DDR, Heiko Lietz, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Gauck, so Lietz, sei spät im Neuen Forum aufgetaucht und habe sich nach Berlin wählen lassen, »als der Zug schon längst abgefahren und das Tor weit auf war«. Nachzulesen ist dieser kurze Hinweis auf wendige Heuchelei und stets abrufbare Anpassungsfähigkeit Gaucks im Nachwort »Kurz vor Redaktionsschluß« von Robert Allertz zu Klaus Huhns »Die Gauck-Behörde. Der Inquisitor zieht ins Schloß«. Der Band erschien unmittelbar vor der Wahl des Bundespräsidenten. Da er keine Heiligenlegende enthält, sondern Biographisch-Irdisches dokumentiert, ist ihm Ignoranz im Mainstream sicher.

Huhn listet einiges von dem auf, was vermutlich Ostdeutsche mürrischer macht als Westdeutsche. Hier seien zwei Beispiele herausgegriffen: Erstmals veröffentlicht der Autor in deutscher Sprache ein Dokument, das im Februar 2010 in Prag von einer internationalen Konferenz »Verbrechen der kommunistischen Regime« aufgesetzt wurde. Zu den Erstunterzeichnern gehörte Gauck. Zentrale Forderung war, den Kommunismus »in ähnlicher Weise« zu verurteilen wie den Nazismus. Tatsächlich beklagte das heutige Staatsoberhaupt mehrfach, daß es nach 1990 keine »Entkommunisierung« analog zur »Entnazifizierung« gegeben habe. Die Gleichsetzung ist monströs, wird aber im Westen nicht mehr diskutiert. Den Osten denunziert sie pauschal.

Das zweite Beispiel: Was bei anderen zu der Einstufung »Begünstigter des MfS« führt, wird bei Gauck als vernachlässigbar bewertet. Huhn zitiert wie schon in seinen Büchern »Neufünfland-Pitaval« (1993) und »Der Fall Gauck« (1996) ausführlich aus dem Protokoll eines Gesprächs mit Gauck, das ein MfS-Offizier 1988 angefertigt hatte. Da gibt es nicht viel Aufregendes, nur den Beleg: Gauck nahm gern diese oder jene Vergünstigung an und bat um weitere Kontakte.

Huhns Band macht das Armselige und Groteske der Figur, die nun im Bellevue residiert, durch die Dokumente sichtbar. Direkte Wirkung hat so etwas selten, aber Tatsachen sind ein hartnäckig Ding. Sie sprechen sich mal langsamer, mal schneller herum.

Klaus Huhn: Die Gauck-Behörde - Der Inquisitor zieht ins Schloß. Spotless im Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2012, 119 Seiten, 9,95 Euro *

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#20

RE: Alle lieben Gauck,oder?

in unsere Regierung 13.06.2012 18:54
von Lisadill • 744 Beiträge

ich fass es nicht was unser BP so vollmundig verkündet man fröstelt...

Sterben für Deutschland
Kriegspropagandist des Tages: Joachim Gauck

»Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben. Für Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, ist diese Haltung selbstverständlich. Ist sie es auch in unserer Gesellschaft? Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld von Staat und Demokratie. Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus. Andere sind sehr gut darin, ihre Rechte wahrzunehmen oder gegebenenfalls auch vehement einzufordern. Und vergessen dabei allzu gern, daß eine funktionierende Demokratie auch Einsatz erfordert, Aufmerksamkeit, Mut und manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben.«

»Daß es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.«

Bundespräsident Joachim Gauck, 12. Juni 2012, in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg


Immerhin: Als »Friedenspfarrer« hat sich Joachim Gauck zu DDR-Zeiten nicht bezeichnet – anders als sein Exkollege Rainer Eppelmann, der vor 1989 forderte: »Frieden schaffen ohne Waffen« – selbstredend nur von der Regierung des kleineren deutschen Staates. Nach der »Wende« überführte Eppelmann als letzter DDR-Verteidigungsminister die noch nützlichen Truppenteile der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr, deren Daseinsberechtigung er nicht eine Sekunde in Frage stellte.

Das Verhältnis des heutigen Bundespräsidenten zum Frieden ist ein ähnlich instrumentelles. Er besuchte am Dienstag die Führungsakademie der Bundeswehr und hielt eine Laudatio auf die Truppe und ihr angeblich so überaus qualifiziertes und verantwortungsbewußtes Personal. Tatsächlich ging Oberst Georg Klein nach eigenen Angaben beten, nachdem er die Bombardierung von 142 Afghanen angeordnet hatte. Von diesen und anderen zivilen Opfern zu reden, kommt einem wie Gauck nicht in den Sinn.

Und Gauck wäre nicht Gauck, wenn er die Deutschen nicht zu mehr Aufgeschlossenheit gegenüber den Auslandseinsätzen der Bundeswehr mahnte. Wer solche Kriegsbeteiligungen ablehnt, ist für ihn ein Ignorant, der nicht wissen will, was die deutschen Soldaten am Hindukusch, am Horn von Afrika und im Kosovo für »unsere Freiheit« tun. Gewalt könne »notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden«. Es folgte der unvermeidliche Hinweis, Freiheit sei »ohne Verantwortung nicht zu haben«. Meint in diesem Fall: Es muß auch jemand die Drecksarbeit machen. In der »Demokratie« dürfen nämlich, wo gehobelt wird, auch Späne fallen. Und wir sollen gefälligst »unseren Jungs« applaudieren – und sie gebührend betrauern bzw. bedauern und gesundpflegen, wenn sie körperlich und seelisch lädiert heimkehren. (jf)


zuletzt bearbeitet 13.06.2012 18:56 | nach oben springen


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