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eine repräsentative Auswahl bisher eingegangener Stellungnahmen zur Rede Gaucks vor der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg in dieser Woche.
Johannes Schäfer (Berlin): Diese Rede habe ich schon gehört – mit ein paar anderen Vokabeln, doch im selben Sinn: An der »Wilhelm-Gustloff-Schule« Bischofswerda im November 1943. Der Rektor teilte den Müttern und Vätern mit, daß ihre Söhne – wir waren damals 15 Jahre alt – nun endlich als Luftwaffenhelfer das Vaterland verteidigen dürfen. »Schauen Sie in die Augen Ihrer Jungen und Sie werden sehen, wie stolz sie darauf sind!«
J. Müller: Den Tod deutscher Soldaten im Krieg zu glorifizieren und gleichzeitig die Opfer dieser Soldaten nicht einmal zu erwähnen, ist menschenverachtend. Den Soldaten und den Opfern gegenüber. Die Rede ist nicht zu ertragen. Ein Pfarrer (Theologe), aufgewachsen, erzogen und gelebt ohne Kenntnis der Menschenrechte? Würden seine Eltern weinen?
Renate Möller (Berlin): Ich habe von Gauck nichts Gutes erwartet. Er ist nicht mein Präsident, ich habe ihn nicht gewollt. Grüne und SPD haben ihn gewollt, mit allen Mitteln. Friedensparteien? Schon lange nicht mehr! (…) Vielleicht hilft Gauck mit seinen Worten endlich der Friedensbewegung auf die Beine. Zu wünschen wäre es, dann hätten sie wenigstens etwas Gutes bewirkt. (…)
Angelika Kurowski (Berlin): »Daß es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.« Bundespräsident Joachim Gauck, 12. Juni 2012, in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg
Wenn es der glücksüchtige Herr Gauck schwer ertragen kann, daß es wieder deutsche Gefallene gibt, soll er doch seine Position dazu nutzen, dies zu verhindern. Statt dessen sinniert er nur populistisch vor sich hin. Überhaupt will mir die Vokabel »Gefallene« als Bezeichnung für ermordete Menschen nicht gefallen. Die Toten auf Seiten der angegriffenen Völker sind es in jedem Fall. Die Toten auf Seiten des Aggressors sind demzufolge Selbstmörder – als Wehrpflichtige auf Anordnung des jeweiligen »Vaterlandes«. Die »Freiwilligen« treiben wirtschaftliche Zwänge und/oder ideologische Verblendung in den Kriegsdienst.
Edeltraud Kotzanek: Bürgerliche Freiheit ist, sich für oder gegen einen »Job« bei der Bundeswehr zu entscheiden. Absolute Freiheit der Bürgerinnen und Bürger wäre, entscheiden zu können, ob ihre/seine Steuern für das Militär ausgegeben werden.
Bernd Goldammer: Schwerter zu Pflugscharen, hieß die Bewegung, von der sich Gauck einst hat nach oben tragen lassen. Jetzt sagt er, was er damit gemeint hat. Das läßt seine Rolle 1989 in einem ganz anderen Licht erscheinen. Das Volk möchte, daß »Mutbürger« in Uniform unser Grundgesetz schützen. Es ist noch da, es lebt. Gauck hingegen ermutigt mit seiner Bundeswehrrede zu Straftaten gegen das Grundgesetz, aber genau dafür wurde er von Rot-Grün und Schwarz-Gelb ins Amt gebracht. (…) Herr Gauck, wir wollen keinen Krieg. Dabei soll es bleiben. (…) Aber wenn Sie unbedingt schießen wollen, machen sie doch mal eine hübsche Pilgerwanderung durch afghanische Berge im Grenzgebiet zu Pakistan. Bitte schicken Sie zuvor unsere Kinder nach Hause zurück! (…)
Jürgen Rose (Oberstleutnant a.D. und Vorstandsmitglied Darmstädter Signal): Mit seiner Anfeuerungsrede bei der Generalstabsakademie hat sich unser »Bundes-Gauckler« als Kriegshetzer entlarvt. Kein Wort von den völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Kriegen, welche die Bundeswehr geführt hat oder an denen sie beteiligt war – 1999 gegen Jugoslawien, 2001 in Afghanistan, 2003 gegen den Irak. Es hätte einem angeblichen Mann Gottes besser zu Gesicht gestanden, den Friedensauftrag, den die Bundeswehr laut Grundgesetz zu erfüllen hat, laut und deutlich anzumahnen.
Walter Bornholdt (Marineoffizier der Volksmarine – niemals a.D., Magdeburg): Der Gauckler ist eben nur ein Pfäfflein und steht in der Tradition des Reichsbischofs Müller. Manipulieren hat er gelernt, und er beherrscht diese spezielle Kunst der Kirche (n) hervorragend: Schuldgefühle erzeugen und diese dann im Sinne des jeweils aktuellen Auftraggebers aktivieren!
Reinhard Junge (Bochum): Vom Werben zum Sterben zur Werbung zum Töten ist der Weg nicht mehr weit. Jesus hätte Gauck aus dem Tempel gejagt.
Heinz W. Hammer (Essen): In seiner Besorgnis um die gesellschaftliche Akzeptanz der weltweiten Bundeswehreinsätze wird der von den Medien zum »Bundespräsidenten der Herzen« Hochgeschriebene bei seinem Antrittsbesuch (!) in der Führungsakademie der Bundeswehr mit den Worten zitiert, »Ohne uns« als purer Reflex könne keine Haltung sein, »wenn wir unsere Geschichte ernstnehmen«. Interessant, daß er mit den Worten »Ohne uns« die zentrale Losung der Friedensbewegung aufnimmt, die nach der Befreiung von der faschistischen Barbarei und noch auf deren sichtbaren Trümmern sich Anfang der 50er Jahre massenhaft gegen die von Adenauer seit August 1950 betriebene Remilitarisierung wehrte. Während 1951 auf der einen Seite Nazikriegsverbrecher rehabilitiert wurden und neofaschistische und militaristische Vereine schaurige Wiederbelebung erfuhren, wurden die Friedensaktivisten brutal unterdrückt. So wurde beispielsweise bei der bundesweiten Friedenskarawane am 11. Juni 1952 in Essen der 21jährige Münchner Arbeiter und Kommunist Philipp Müller von der Polizei erschossen; durch Polizeikugeln schwer verletzt wurden u. a. der Kasseler Sozialdemokrat Bernhard Schwarze und der Gewerkschafter Albert Bretthauer aus Münster. Der Tag ging als »Essener Blutsonntag« in die Geschichte ein. In der Stadt verhindern Lokalpolitiker bis heute, daß die Brücke, auf der der Mord geschah, in »Philipp-Müller-Brücke« umbenannt wird. (…)
Bernhard Nolz (Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden – PPF, Aachener Friedenspreisträger, strafversetzt wegen einer Rede für den Frieden vor 3000 Schülern eine Woche nach den Anschlägen vom 11. September 2001): Bundespräsident Gauck reiht sich mit seiner Rede ein in die Masse der bundesdeutschen Politikerinnen und Politiker, die vor allem die Jugend kriegstauglich machen wollen. Dagegen wehren sich Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer mit der Forderung: »Bundeswehr raus aus den Schulen!«
Dr. med. Joachim Elz-Fianda (IPPNW, DFG-VK Nördlingen): Der grenzenlos naive und gleichzeitig in die eigene »Größe« verliebte Gauck läßt sich vor den Karren der Rüstungsgewinnler spannen. Er glaubt zu wissen, was er seinen Steigbügelhaltern schuldig ist. Die Stimme seines Gewissens kommt nicht mehr gegen den Lärm der Glorifizierung an. Es wäre schön, wenn er etwas täte, um sich von seinem Vorgänger Hindenburg abzugrenzen.
Nico Piechulek (Leipzig): Freiheit? Ja, das bedeutet Rechte und Pflichten zu haben. Aber genau an dem Punkt läßt Herr Gauck durchblicken, was er eigentlich unter Freiheit versteht. Bei jedem Angriff, den der Bundespräsident damit zu rechtfertigen versucht, kann es zu zivilen Opfern kommen – was in der Vergangenheit nachweislich mehr als einmal der Fall war. Genau in diesem Moment spricht Gauck diesen Menschen, die einfach nur das »Pech« hatten, in die Schußlinie zu geraten, ihre Freiheit ab. Behandelt sie als Kollateralschaden – kein Wort über diese Leiden. (…)
Reinhold Fertig: »Schlangenbrut, Natterngezücht« (Mt. 23, 33) »Heuchler wie Gräber die außen weiß angestrichen und schön anzusehen sind, innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung« (Mt. 23, 27) Besser als das Matthäusevangelium kann ich den Pfaffenpräsidenten Gauck auch nicht kennzeichnen. (…)
Hans Christoph Stoodt: Anläßlich der Kriegsrhetorik des ganz zu Recht so genannten Bürgerpräsidenten möchte ich auf die offenkundigen Parallelen seiner Bundeswehr- und Kriegsbejubelungsrede zu einer anderen Rede aus dem letzten Jahrhundert hinweisen: der berüchtigten »Hunnenrede« Wilhelms II. vom Juli 1900, mit der er das deutsche Expeditionskorps gegen den »Boxeraufstand« nach China entsandte. Frömmelnde Kriegsrhetorik für den deutschen Imperialismus in beiden Fällen. Gauck profiliert sich als neowilhelminischer Ideologe – dafür wurde er ja auch ins Amt gehievt. Otto Grotewohl hat übrigens 1955 zehn von deutschen Kolonialtruppen erbeutete Fahnen der chinesischen Aufständischen des »Boxeraufstands« Tschou En-Lai als Vertreter der VR China zurückgegeben. Hierin zeigt sich für mich der entscheidende Unterschied zwischen dem heutigen imperialistischen Staat BRD und der untergegangenen DDR.
Hartmut Heck (Berlin): (…) Von Naiv- oder Dümmlingen oder Brutalos abgesehen, welcher Bürger will denn freiwillig in einen Krieg ziehen und morden und für die Besitzenden steben? Vielleicht wird Herr Gauck, aus Nächstenliebe, bald vorschlagen, Hartz-IV-Bezieher militärisch zu drillen, die dann das sie schindende System im Kriege verteidigen sollen. (…)
Bastian Heindrichs:
Vom Bürger an den Bundespräsidenten
Grausam geschichtsvergessen,
abstoßend angepaßt,
unerträglich untertänig,
chronisch contre cœur,
kompromißlos kampfbessesen.
K. Feiks (Dresden): Als ich Ausschnitte aus der Rede unseres Bundespräsidenten in Hamburg hörte, war mir richtig schlecht. Außerdem war ich zornig, weil er den festen Friedenswillen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung der DDR, einschließlich der Angehörigen der NVA in den Schmutz zog. (…) Auch mit noch so viel Haß kann keiner, auch nicht der Bundespräsident, das Grundprinzip der Politik in der DDR »Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung« wegwischen. Der Inhalt der Rede Gaucks erinnert sehr an die Kriegspropaganda des faschistischen Deutschlands. Jedenfalls hat Herr Gauck mir mit dieser Rede gezeigt, daß er nicht meine Interessen als Bundespräsident vertritt. Ich halte es mehr mit in der Nationalhymne der DDR:
Glück und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen,
schlagen wir des Volkes Feind.
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
daß nie eine Mutter mehr
Ihren Sohn beweint.
Ludwig Schönenbach (Bremen): Mit dem einzigen vernünftigen Bundespräsidenten, den unser Land gehabt hat, Gustav Heinemann, kann ich nur sagen: »Ich liebe meine Frau, meine Kinder und Enkelkinder« und viele nette Menschen in aller Welt, doch Deutschland ist für mich nicht einmal »ein Land wie alle anderen«, sondern das Ergebnis einer Geschichte und einer Gegenwart, die nur Scham erlauben! Darüber hinaus gilt für mich der alte Sozi-Slogan weiter: »Der Arbeiter hat kein Vaterland!« Daß unsere politische Klasse uns nun zu allem Elend, das sie uns täglich bereitet, auch noch einen solchen Klugredner beschert hat, der dieses »Elend« schönreden zu müssen glaubt.
Sigrun Spindler: Viele Menschen hatte ihre ganze Hoffnung auf diesen neuen Bundespräsidenten gesetzt – und sind enttäuscht worden. Diese Ent-Täuschung mag auch ein Prozeß sein für jeden zu begreifen, was uns, dem Volk, vorgesetzt wird. (…)
Detlev Beine (Blomberg): Respekt muß ich Hans Modrow für seine Statements zollen. Seine Worte sollten allein wegen seiner Erfahrung als junger Soldat Mahnung vor jedem weiteren Krieg sein. Bevor Gauck Präsident wurde, war er für mich schon als Staatsoberhaupt abgeschrieben. Denkt mal an seine Kritik der Antikapitalismusdebatte, die er für unsäglich albern hielt, sowie das Scheitern der Occupy-Bewegung, das er meinte voraussagen zu müssen. Ferner hatte er die Hartz-IV-Empfänger verunglimpft. Mit seinen Aussagen hat er sich aus meiner Sicht disqualifiziert. (…) Mit Gauck ist für viele eine weitere Hoffnung gestorben, endlich mit den Kriegen aufzuhören. Sein Gefasel über Freiheit kann er sich an seinen Hut stecken, solange wir in der NATO sind und uns an den Kriegen beteiligen.
GLÜCK SUCHT TOD IM TOD
Ich töte den Tod im Leben der Lebendigen
Ich lebe im Leben so wie im Tode den Tod
Ich gebe den Tod für mein ganzes Leben
Ich überlebe das Leben und töte den Tod
Ich sterbe einen Tod für das Leben anderer
Ich gebe das Leben anderer für deren Tod
Ich sterbe im Leben für den tötenden Tod
TOD SUCHT GLÜCK IM GLÜCK
Peter Wawerzinek, notstandslyrik/130620
Die Welle der Empörung über Gauck ist groß !
Alle, die ihn ins Amt gehievt und mit Vorschusslorbeeren überschüttet haben, müßten sich jetzt eigentlich schämen .
Wie sagte neulich jemand :
Das Beste an Wulff war, dass er Gauck verhindert hat.
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