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#1

"Glaube ist immer fundamentalistisch"

in alles Andere 28.12.2011 20:20
von Lisadill • 744 Beiträge

wusste nciht so genau wohin mit diesem Thema
»Glaube ist immer fundamentalistisch«
Über Gott und die Welt oder den Ursprung von Himmel und Hölle. Gespräch mit Andreas Kilian
Interview: Reinhard Jellen
Der Biologe und Chemiker Andreas Kilian hat am Fraunhofer Institut AIS (Autonome Intelligente Systeme) und in der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) zu soziobiologischen Themen geforscht

Was unterscheidet Wissenschaft vom Glauben?

Wissenschaft ist eine Methode, die mit Hilfe der Empirie und Logik nachvollziehbare und überprüfbare Ergebnisse ermöglicht, aus denen Erkenntnisse und Hypothesen abgeleitet werden können, die falsifizierbar sein müssen. Der religiöse Glauben ist ein Ergebnis, von dem niemand weiß, wie man dort hin gekommen ist, noch wie die Glaubensinhalte zu überprüfen sind. Religiöser Glauben ist immer fundamentalistisch.

Religionen können sich nicht aus sich selbst heraus erklären. Es sei denn, man akzeptiert die Kapitulation der Logik, den Zirkelschluß: Es ist heilig, weil es in den heiligen Büchern steht, und es steht in den heiligen Büchern, weil es doch heilig ist. Wohin sollen denn willkürliche Glaubensannahmen führen, wenn nicht zur nächsten willkürlichen Annahme? Religionen sind in sich geschlossene – zum Teil logisch erscheinende – Argumentationsebenen, die aber keinen überprüfbaren Bezug zu einer nachweisbaren, meßbaren Empirie haben. Das heißt, sie sind als Ganzes von der Realität abgetrennt.
Welche Rolle spielen Wissenschaft und Religion bei der Herausbildung humanistischer Werte? Bleibt dem Menschen, wie der Papst behauptet, ohne theologisches Weltbild nur ethischer Relativismus und moralischer Nihilismus? Bekommt nicht eher der Pontifex Maximus Schwierigkeiten, aus den Geboten eines naturtranszendenten Gottes Werte abzuleiten, die auch hier unten auf der Erde gelten sollen, weil sich eben der Maßstab dieser Werte, der wundertätige Gott, komplett Verstand und Wissenschaft entzieht und alle Interpretation, entgegen dem konservativ-christlichen Festigkeitspathos, reine Willkür ist?

Biologisch betrachtet sind Ethiken auch nur Spielregeln des Zusammenlebens. Sie sind bei allen sozialen Tieren anzutreffen. Als Ergebnis der Verhalten, die sich als positiv für Individuen und Gruppe in der Evolution herauskristallisiert haben. Mit Hilfe dieser Spielregeln lassen sich Gruppendynamiken situativ lenken. Für welche Richtung wir uns in der Entwicklung der Gruppendynamiken entscheiden, ist aber immer willkürlich, da die Evolution kein Ziel hat.

Naturalisten sind sich dieser Willkür bewußt, wenn sie sich eine Zukunft für die Menschheit vorstellen. Der Papst entscheidet sich aufgrund seiner persönlichen Interpretation von heiligen Texten für eine Richtung, die er nicht wissenschaftlich rechtfertigen kann. Einen neutralen Ausweg mit Hilfe von Logik oder Wissenschaft gibt es nicht, weil selbst unser Gehirn auch nur eine Blaupause unserer evolutiven Entwicklung ist. Wir finden »gut«, was in unserer Phylogenie positiv selektiert wurde, und wir finden »schlecht«, was zu individuellen Nachteilen führen kann. Zudem kann niemand ein allgemein akzeptables Ziel nennen, wohin unsere Gesellschaft steuern soll.

Die Frage, die sich uns also stellt, ist: Wollen wir der willkürlichen Interpretation einzelner Herrscher folgen und den krankhaften Versuch starten, Heilige zu werden, oder wollen wir große Teile unserer Natur als gegeben akzeptieren und das ändern, was realistisch zu ändern ist.

Für die Erarbeitung von humanistischen Werten brauchen wir weder Religion noch Offenbarung, sondern gesunden Menschenverstand. Da brechen auch keine Weltbilder zusammen, weil alle Religionen bisher nur auf den Spielregeln existieren konnten, die der Mensch sowieso schon seit dem Pleistozän hat. Nicht umsonst zeigen Untersuchungen, daß alle Menschen auf der Welt über die gleichen Grundbegriffe von Moral und Ethik verfügen. Daran haben auch Religionen nie etwas ändern können. Alles, was wir ändern können, sind die Lebensbedingungen, damit die Menschen die Verhalten zeigen können, die wir als sympathisch empfinden.
Sie erklären wesentliche Glaubensinhalte und -formen mit Erfahrungen, die bereits die Frühmenschen machten, und die dem Menschen im Kampf ums Dasein Entwicklungsvorsprünge bescherten. Heutzutage seien sie auch kontraproduktiv wirksam. Können Sie dafür Beispiele geben? Ist dieser Sprung von der Frühzeit in die Gegenwart nicht allzu gewagt?

Ich spekuliere gerne und lade jeden dazu ein mitzuspekulieren. Für unsere geistige Entwicklung gibt es keine Fossilfunde, mit denen etwas nachgewiesen werden könnte. Alles, was wir haben, sind unser rezenter Status Quo sowie gewisse plausible Annahmen aufgrund von Indizien, wie es in unserer Evolution zugegangen sein könnte.

Davon ausgehend, daß unsere Vorfahren auf Bäumen gelebt und dort Schutz vor Raubtieren gefunden haben, wage ich die Behauptung, daß wir die Richtung »Oben« und den Eindruck »Licht« mit der Rettung unseres Lebens, während wir alles unter unseren Füßen mit dem Begriff »Böse«, »Raubtier« oder zumindest mit der Empfehlung »Vorsicht« assoziieren. Diese uralten und wahrscheinlich bei vielen Baumbewohnern anzutreffenden Grundempfindungen betrachte ich als Grundlage für unsere Vorstellungen von Himmel und Hölle. Engel sind immer Lichtwesen mit einer Aura oder einem Lichtnimbus. Teufel haben Ähnlichkeit mit Fleischfressern und wohnen unter der Erde.

Ein weiteres klassisches Beispiel ist die Interpretation von Gegenständen. Wer von unseren Vorfahren in der Savanne nicht entscheiden konnte, ob es sich um einen Löwen oder einen Termitenhügel handelt, der tat gut daran, lieber einmal zuviel als ein einziges mal zu wenig einen großen Bogen darum zu machen. Überlebt und fortgepflanzt haben sich zumindest nur die, die auch in unbelebte Gegenstände etwas Lebendiges hineininterpretiert haben. Und so verwundert es nicht, wenn wir auch heute noch Computer anschreien und Ampeln um ein sattes Grün beschwören. Soweit der kleine Aberglaube und soweit in Ordnung.

Von biologischer Überinterpretation kann aber wohl gesprochen werden, wenn ich Holzfiguren schnitze und sie um Glück anbete. Hier hat sich wohl die einst biologisch sinnvolle Software etwas verselbstständigt. Kontraproduktiv wird es in dem Augenblick, wo ich dieses Verhalten auch von anderen Artgenossen verlange.

In seinem Buch »Die Logik der Nicht-Logik. Wie Wissenschaft das Phänomen Religion heute biologisch definieren kann.« (Alibri Verlag 2010) zeigt Kilian die Ausrichtung des menschlichen Gehirns auf die Bewältigung von Situationen im urzeitlichen Überlebenskampf. Es sucht bei lebenswichtigen Angelegenheiten zuallererst nicht die beste, sondern der schnellste Lösung, und so zeichnet sich das Verhalten des Menschen nicht durch Weitsichtigkeit, sondern Schnelligkeit und Effektivität aus. Die Komplexitätsreduktion verschafft ihm einen überlebenswichtigen Zeitvorteil, dafür muß er mit Denkabbreviaturen wie Vorurteil und Intuition operieren. Die Wissenschaft untersucht diese Inhalte, und was sich dem rational gesicherten Wissen entzieht, bleibt übrig als Religion, deren unterkomplexe Antworten aus der menschlichen Evolution entstanden sind.


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#2

RE: "Glaube ist immer fundamentalistisch"

in alles Andere 29.12.2011 14:01
von Jonas • 615 Beiträge

Interessant.

>Buch »Die Logik der Nicht-Logik. Wie Wissenschaft das Phänomen Religion heute biologisch definieren kann.« , (Alibri Verlag 2010), Kilian

Ich hab ein Buch über Evolutionspsychologie und dieses hier könnte eine interessante Ergänzung sein: vermutlich teilweise spekulativ, aber dafür interessant ;-)


zuletzt bearbeitet 29.12.2011 17:12 | nach oben springen

#3

RE: "Glaube ist immer fundamentalistisch"

in alles Andere 30.12.2011 06:38
von Lisadill • 744 Beiträge

unter dem Deckmaentelchen von Religion ,Liebe und Verzeihen:


Kriminelle Kleriker in Niederlanden
Kommission bezichtigt katholische Kirche des massenhaften Mißbrauchs von Kindern
Von Gerrit Hoekman
Die katholische Kirche in den Niederlanden wurde zu Weihnachten von einem Mißbrauchsskandal erschüttert. Bis zu 20000 Kinder und Jugendliche zwischen elf und vierzehn Jahren sollen allein von 1945 bis 1981 von Priestern und Angestellten der katholischen Kirche sexuell mißbraucht oder belästigt worden sein. Das geht aus einem Bericht der sogenannten Deetman-Kommission hervor, die nach dem Vorsitzenden und ehemaligen Minister Wim Deetman benannt ist. Die Kommission wurde eingesetzt, nachdem Anfang letzten Jahres bekannt wurde, daß in einem Internat des Salesianer-Ordens in Heerenberg in den sechziger und siebziger Jahren offenbar regelmäßig Jungen und Mädchen von Patern mißbraucht wurden.

Ein Jahr lang ist die Kommision mehreren hundert Tätern in der katholischen Kirche auf der Spur gewesen und konnte rund 800 namentlich identifizieren. Die meisten von ihnen sind jedoch bereits tot. Nur etwa hundert leben noch, doch werden sie nach den jetzigen Gesetzen straffrei ausgehen, weil die Taten verjährt sind. Viele von ihnen arbeiten noch heute bei kirchlichen Trägern. Der Anwalt Jan Boone hat deshalb gegen das ganze Bistum Rotterdam Anzeige erstattet. Die katholische Kirche sei eine kriminelle Vereinigung, so der Anwalt, die den Zweck habe, Kinder zu mißbrauchen. Zumindest sei den Bistümern eine Mittäterschaft vorzuwerfen, denn fast jeder in der Kirche hätte davon gewußt und geschwiegen, selbst die Bischöfe. Der konservative Ministerpräsident Mark Rutte kündigte im Fernsehen an, nun prüfen zu lassen, wie die Geistlichen, die sich schuldig gemacht haben, doch noch zur Rechenschaft gezogen werden können, etwa nach EU-Recht.

Insgesamt hatten sich an die 2000 Opfer bei Deetman und seinem Team gemeldet, doch die weiteren Nachforschungen ergaben eine zehnmal größere Dunkelziffer. In den katholischen Archiven fand die Kommission Hinweise, daß die Kirche von vielen Fällen wußte und versucht hat, diese intern zu regeln. Sie kümmerte sich dabei vor allem um die Täter. »Von Hilfe und Beachtung für die Opfer haben wir wenig gefunden«, heißt es in dem Bericht.

Die Bischofskonferenz in den Niederlanden zeigt sich in einer offiziellen Erklärung »schockiert« von dem Kommissionsbericht: »Er erfüllt uns mit Scham und Kummer«, sagt Wim Eijk, der Erzbischof von Utrecht. »Nicht nur die Täter trifft der Makel. Auch kirchliche Würdenträger, die nicht akkurat gehandelt haben und die Sorge um die Opfer nicht an erster Stelle gesetzt haben, sind verantwortlich. Wir erklären unser Bedauern.« In Zukunft werde die Kirche sofort den Staatsanwalt einschalten, sobald ihr Mißbrauchsfälle zu Ohren kommen, so Eijk. Sein Vorgänger im Amt, Kardinal Ad Simonis, schließt sich der Erklärung an: »Dies hätte nie passieren dürfen.« Die meisten der aufgedeckten Straftaten fallen in Simonis Amtszeit. »Ich glaube nicht, daß er wußte, daß es sich um Zehntausende Fälle handelte«, meint Joep Dohmen, Journalist bei der Tageszeitung NRC Handelsblad. Aber er sei darüber informiert gewesen, daß es Mißbrauch gab. 1991 soll Simonis, so die niederländische Presse, einen verurteilten pädophilen Priester als Pastor nach Amersfoort geschickt haben, wo sich der Mann an weiteren Kindern verging.

Ob die Kirche den Ernst der Lage erkannt hat, ist trotz aller Beteuerungen zweifelhaft. Noch Mitte Dezember, kurz vor Veröffentlichung des Deetman-Berichts, zeigte das Bistum Utrecht in einem Brief an die katholische »Meldestelle für sexuellen Mißbrauch« viel Verständnis für einen 1986 verstorbenen Pastor aus der Region Twente, der in den siebziger Jahren mindestens einen Meßdiener mißbraucht hat. Der Geistliche, heißt es in dem Schreiben, habe »ein goldenes Herz« gehabt, sei still gewesen und bescheiden, musikalisch und mit Gefühl für Humor. Zur Zeit des Mißbrauchs habe noch niemand von Opferhilfe gesprochen, bittet das Bistum um Nachsicht, erst in den Achtzigern sei das ein öffentliches Thema geworden. »Ich bin mir sicher«, so der Vertreter des Bistums, »daß er keine Ahnung hatte, welche traumatischen Wunden er durch sein Handeln schlug, und wenn er es gewußt hätte, was wir heute wissen, hätte er sich tief geschämt.«

Ich personelich finde es skandaloes wie generell mit Opfern von Missbrauch und Misshandlungen umgegangen wird. Ich bin fuer die Auhebung der Verjaehrung in solchen Faellen,egal ob in der Familie oder in Institutionen wie der Katholischen oder sonst einer Kirche.Es kommt mir so vor als gaebe es einen direkten zusammen mit der Verzeihermoral der Religion und diesen leichtfuessigen Missbrauchsfaellen.

hier habe ich noch einen passenden Leserbrief gefunden bei www.alicemiller.com

Also sprach Gott der Herr
Freitag 01 August 2008
>> nachdem ich in früheren Jahren Ihre Bücher gelesen,
>> "geatmet" habe, bin
>> ich vor Kurzem auf Ihre Homepage gestoßen, und erlebe es
>> wieder wie ein
>> Aufatmen. Danke für die offenen Worte. Danke für dieses
>> Forum. Da ist
>> immer noch so viel Schweigen in mir.
>>
>> Das ganz große Schweigen habe ich überwunden. Geholfen
>> haben mir die
>> Prozessarbeit nach Schaef, mein Schreiben, und wirklich
>> heilsam war für
>> mich die Arbeit mit meinen Patientinnen. Die Erfahrung,
>> dass meine
>> Erfahrungen für andere gewinnbringend sind, hat mich ein
>> Stückchen heil
>> gemacht, mich ein wenig mit meinem Dasein versöhnt. So
>> arbeite ich in
>> einem sprechenden Beruf, heute mit Beratung und
>> Elternbildung und liebe
>> meine Arbeit.
>>
>> Mein privates Leben ist immer noch Wüste, leer. Und ich
>> lese über Ihr
>> mutiges Anschreiben an den Papst, dass er Gewalt gegen
>> Kinder ächten möge.
>> *
>> *Ich könnt schreien!* Liegt denn nicht gerade die Ursache
>> für all das
>> Elend in unserer christlichen Kultur?!*
>> Ich habe Lieblosigkeit und Gewalt erlebt, habe, wie ich
>> seit Kurzem
>> weiß, frühe sexuelle Gewalt erlebt,...und ich habe
>> *diese furchtbare
>> römisch-katholische* Erziehung überlebt, eine
>> himmelschreiende Lüge. Die
>> Missbrauchsfolgen haben mich durch mein erwachsenes Leben
>> begleitet,
>> Missbrauchsphantasien als "Heilmittel", wenn ich
>> mich in tödlicher
>> Verlassenheit winde, die Unmöglichkeit einer
>> Partnerschaft, kaum
>> Teilhabe am sozialen Leben, extreme Verletzlichkeit.
>>
>> So bin ich, obzwar die Lebensmitte bereits überschritten,
>> noch gar nicht
>> wirklich in diesem Leben angekommen.
>> Ich füg eine Geschichte bei, die mein Überleben in meiner
>> Familie
>> beschreibt. Atmosphärisch sind Sie mit Ihren Ausführungen
>> über
>> Ceauszescu dem nahe gekommen. Bloss war bei uns in Schwaben
>> kein
>> Ceauscescu, es geschag alles im Namen Gottes!!!
>> Elterliche Lieblosigkeit, die sich vornehm als christliche
>> Pflichterfüllung tarnte. Kinder als Strafe Gottes, die man
>> hinnimmt wie
>> man Krankheiten hinnimmt.
>> Die väterliche Gier, das Böse, das man vorzugsweise am
>> Kind strafte und
>> auszutreiben suchte. Die Mutter als Roboter, die ihre
>> eheliche
>> Christenpflicht erfüllte und uns Kindern unter
>> tyrannischem Regime das
>> Überleben beibracht, die Überforderung beider Eltern
>> durch viel zu viele
>> Kinder. Gekrönt durch das Urteilen und Verteufeln anderer
>> Menschen, die
>> nicht dauernd in die Kirche rennen, die verantwortlich die
>> Zahl der
>> Schwangerschaften begrenzten. Ins Leben gezwungen von einem
>> teuflischen
>> Gott, ohne Liebe, vermutlich unter Gewalt empfangen.
>> Gehasst für alles,
>> was an Leben in einem steckte. Alles, was nicht trostlose
>> Pflichterfüllung war, war sündig und böse.
>> So fand ich mich zu Beginn der Pubertät mit der
>> Gewissheit, zur Hölle
>> verdammt zu sein, nicht wissend, was ich verbrochen hatte.
>>
>> Nein, es wundert mich nicht, dass Sie vom Vatikan eine
>> Absage bekommen
>> haben. Für den Christengott ist kein Ding unmöglich. Ihm
>> ist jedes
>> Verbrechen recht, so es doch dazu dient, das Elend der
>> Menschen zu
>> vergößern, an dem er sich mästet. Für mein Verständnis
>> gibt es keine
>> schlimmere Sekte im Sinne von Manipulation,
>> Abhängkeitsstrukturen und
>> Machtmissbrauch als die römische Kirche.
>>
>> Und da stehe ich immer noch mit meiner kleinkindhaften
>> Frage, wie ich
>> denn nun zum Leben finde. Ich habe so endlos Therapien
>> gemacht, so viele
>> verschiedene Versuche, bin endlos oft wieder aufgestanden
>> aus der
>> Depression , bloß wirklich rausgekommen bin ich nicht aus
>> dem
>> Nicht-Leben. Sind alles wohl zu sehr Kopfversuche gewesen.
>>
>> Hier nun die Geschichte:
>>
>> * Also sprach Gott der Herr:
>>
>> Du darfst dir die Frau nehmen, deine Kinder missbrauchen,
>> hernach tue
>> Buße, ein Leben lang, auf dass ich mein Wohlgefallen an
>> dir habe.
>> Denn wisse, ich nähre mich an dem Leiden der Menschen und
>> trachte
>> danach es zu mehren.
>> Der Mann tat, wie Gott ihm aufgetragen. Er fiel über die
>> Frau her. Da
>> sie ihm keine Liebe schenken konnte, musste er sie immer
>> wieder neu mit
>> Gewalt nehmen. Jedoch konnte dies seinen Hunger nicht
>> stillen, so fiel
>> er auch über das Kind her.
>> Die Frau, vergewaltigt und ihrer Liebe beraubt, musste in
>> Gottes Namen
>> dem Vergewaltiger als christliche Ehefrau dienen. Denn, was
>> Gott
>> schickt, hilft er einem auch tragen. Obzwar sie weder
>> Liebe noch
>> Freude einander erschaffen konnten, schenkte ihnen Gott
>> doch große
>> Fruchtbarkeit. Jedes Kind noch ein Grund zum Leiden und
>> Plagen und zum
>> Wohlgefallen des Gottes. Da die Last jedoch gar so schwer
>> war, fanden
>> und straften sie gottergeben im Kind den Schuldigen. Und
>> sie taten
>> Buße ein Leben lang.*
>>
>> So bin ich leibgewordene Schuld des Vaters und
>> leibgewordenes
>> Entsetzen der Mutter, Frucht einer elterlichen Lüge, die
>> jene ein Leben
>> lang
>> zelebriert haben, im Namen Gottes. Die Verantwortung für
>> all das
>> gottgewollte elterliche Leiden wurde den Kindern
>> aufgehalst. So bin ich
>> ein ewiges Dilemma zwischen nicht leben können und nicht
>> sterben können.
>>
>> Frau Miller, danke für die Möglichkeit, dies mitzuteilen,
K:H.
>>


zuletzt bearbeitet 30.12.2011 07:24 | nach oben springen

#4

RE: "Glaube ist immer fundamentalistisch"

in alles Andere 01.01.2012 22:19
von Lisadill • 744 Beiträge

Ich halte den dritten Weg nicht nur für Diakonie und Kirche, sondern für weite Teile der Sozial wirtschaft für wegweisend.

Markus Rückert, scheidender Vorsitzender des Verbands diakonischer Dienstgeber in Deutschland, im Evangelischen Sonntagsblatt für Bayern, zur Weigerung kirchlicher Unternehmen, das Streikrecht ihrer Mitarbeiter zu respektieren

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#5

RE: "Glaube ist immer fundamentalistisch"

in alles Andere 13.04.2012 18:42
von Lisadill • 744 Beiträge

Heilige Unterwäsche

Reliquien-Schwindel: Ab heute wird in Trier ein Kittel von Jesus gezeigt. Bei dessen Vorhaut war es aber sogar dem Vatikan zu viel geworden
Von Horst Herrmann


Nun ist es mal wieder so weit: Triers Kleriker bedienen erneut eine bestimmte Klientel. Ist aber die sogenannte Reliquie, die sie da zur Schau stellen (Hotels und Restaurants der Stadt jubeln an vorderster Stelle mit), überhaupt echt?

Der Heilige Rock wird als das Gewand verehrt, das Jesus vor seiner Kreuzigung getragen haben soll. An der Echtheit der »Tunika Christi« gibt es jedoch ernsthafte Zweifel. Das Bistum Trier selbst spricht von einem »Gewebe aus Legenden und Überlieferungen«. Im 20. Jahrhundert wurde das Gewand nur dreimal ausgestellt: 1933 (unter Mitwirkung der SA!), 1959 und zuletzt 1996.

Ich habe in meinem »Lexikon der kuriosesten Reliquien« mehr als 400 von ihnen beschrieben, keine einzige ist authentisch. Das gilt auch für den Heiligen Rock. Wo soll der auch herkommen? Es gibt doch niemanden, der ein Gewand Jesu über Jahrhunderte hinweg verborgen aufbewahrt, damit es dann auf krummen Wegen nach Trier kommt.

Der historische Kontext: Die Großbischöfe von Mainz, Köln und Trier mußten sich profilieren. So kamen die Kölner zu den Heiligen Drei Königen. Diese wurden dann von den Trierern mit dem Heiligen Rock noch getoppt.

Ob es überhaupt noch echte Reliquien gibt, ist mehr als fraglich. Oder sollte das Umstandskleid Mariens echt sein, das sie bis nach Bethlehem getragen haben soll? Oder der Balken, auf dem Jesus in der Synagoge saß? Oder Blut vom Drachen, den der Heilige Georg (den es nie gegeben hat!) erlegte? Mancher wird nur als Tourist in Italien oder Spanien mit Reliquien zu tun bekommen (wo Heilige im Neonlicht unter Altären liegen). Aber auch Legenden werden nach wie vor in nackter Werbesprache in den Kirchenführern vieler Pilgerorte vorgetragen, deren Personal an der entsprechenden Volksfrömmigkeit und ihrer touristisch-finanziellen Auswertung interessiert ist.

Die Auswertung? Auch der Trierer Heilige Rock ist kein Einzelstück. Das sogenannte Gewand Christi wird in Europa mehrfach vorgezeigt. Und wer es übertreffen will, der verweist auf eigenen Besitz, so etwa Aachen mit den angeblichen Windeln des Jesuskindes und dem »Lendentuch Jesu« (Letzte Zeigung im Juni 2007). Es gibt auch Bischöfe, die das Stroh aus der Krippe oder Teile von Ochs und Esel aus dem Stall von Bethlehem vorführen wollen.

Kurioses ohne Ende: Mit der angeblichen Muttermilch Mariens, die noch heute in Italien in Ampullen aufbewahrt wird, läßt sich der Bodensee füllen. Und mit Splittern des Kreuzes, an dem Jesus starb, ist eine ganze Arche Noah zu bauen. Am witzigsten finde ich ein Fläschchen mit dem »Atem Jesu«, ein anderes, das die »ägyptische Finsternis« aufbewahrt, und »eine Feder von der Taube des Heiligen Geistes«.

Bei Jesus haben wir es mit einem besonderen Problem zu tun: Weil er in den Himmel aufgefahren ist, kann es von ihm keine Körperreliquien geben. Er hat ja nichts zurückgelassen. Mit einer Ausnahme: Er war Jude und wurde beschnitten. So behaupteten in Europa nicht weniger als 13 Diözesen, die wahre Vorhaut Jesu vorzuzeigen.

Doch bei diesen Vorhäuten wurde es selbst dem Vatikan zuviel, weshalb er Anfang des vergangenen Jahrhunderts verbot, weiter darüber zu sprechen. Aber wenn wir daran denken, welche Schwierigkeiten Papst Paul VI. damit hatte, Heilige, die nachweislich nie gelebt hatten, wieder aus dem Heiligenkalender zu streichen, dann ahnen wir, wie schwierig das bei Reliquien ist. Nicht ohne Grund finden sich in europäischen Kirchen noch immer multiplizierte Reliquien: Manch ein Heiliger verfügt über mehrere Köpfe oder ein Dutzend Arme – und alle werden als echt verehrt.

Theologisch läßt sich die Reliquienverehrung nicht begründen. Die Gläubigen wollen schauen und berühren, aber das ist eine infantile Form des Glaubens. Bei der Verehrung von Reliquien handelt es sich um einen Umwegkatholizismus für Menschen, denen der Glaube an Jesus offenbar nicht ausreicht. Trotzdem werden zur Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier Hunderttausende erwartet, weil sie das Gewand Jesu sehen wollen.

Im übrigen: Die Wallfahrt will einen Schwerpunkt auf die Ökumene legen. Das ist absurd. Die Reliquienverehrung zählt zum Befremdlichsten, was die Katholische Kirche hervorgebracht hat.

Horst Herrmann wurde nach einer Priesterausbildung 1970 Professor für katholisches Kirchenrecht an der Universität Münster. 1975 entzog ihm die deutsche Bischofskonferenz die Lehrbefugnis. Von 1981 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 hatte er in Münster einen Lehrstuhl für Soziologie inne.

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