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Produktivität der Vegetation vielleicht höher als bisher angenommen
in News 09.10.2011 11:41von acte • 585 Beiträge
Produktivität der Vegetation vielleicht höher als bisher angenommen
Pflanzen könnten global bis zu 45 Prozent mehr Kohlenstoff aufnehmen als bisher angenommen. Das schlussfolgert ein internationales Wissenschaftlerteam aus Schwankungen schwerer Sauerstoffatome im Kohlendioxid in der Atmosphäre, die mit dem El-Niño-Effekt verbunden sind. Da die Sauerstoffatome im Kohlendioxid zwischen den El-Niño-Jahren schneller als erwartet umgesetzt wurden, seien die aktuellen Schätzungen der Aufnahme an Kohlenstoff durch die Pflanzen wahrscheinlich zu gering. Sie sollten nach oben korrigiert werden, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschafts-magazins NATURE.
Statt 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff würde die gesamte Vegetation der Erde wahrscheinlich zwischen 150 und 175 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr aufnehmen. Dieser Wert ist eine Art Bruttosozial-produkt für die Vegetation und gibt an, wie produktiv die Biosphäre der Erde ist. Eine Überarbeitung dieser so genannten globalen Brutto-Primärproduktion hätte Auswirkungen auf die gekoppelten Klima-Kohlenstoff-Modelle, die in der Klimaforschung genutzt werden, um den künftigen Klimawandel vorherzusagen.
Lisa Welp vom Scripps Institution of Oceanography an der University of California in San Diego und ihre Kollegen hatten für die Studie Daten zu den Isotopenverhältnissen im Treibhausgas CO2 der letzten 30 Jahre rund um den Globus ausgewertet. Dabei zeigten sich regelmäßige Schwankungen zwischen den Jahren und ein Zusammenhang mit dem El-Niño-Phänomen im Pazifik. El-Niño-Jahre sind insgesamt wärmer und niederschlagsreicher in Südamerika sowie haben einen schwächeren Monsun in Südostasien.
Die Forscher beobachteten eine raschere Erholung der Isotopen-verhältnisse nach El-Niño-Ereignissen als angenommen, was auf eine kürzere Umsatzzeit von CO2 in der terrestrischen Biosphäre hindeutet. Aus diesen Daten errechnen die Autoren die so genannte globale Brutto-Primärproduktion (Global Primary Productivity, GPP). Sie schlagen nun vor, diese in den globalen Modellen von 120 auf 150 bis 175 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr nach oben zu korrigieren.
Seit 1977 werden Isotopenverhältnisse im Kohlendioxid der Atmosphäre (18O/16O und 13C/12C) gemessen, um den globalen Kohlenstoffkreislauf besser zu verstehen, denn die Austauchprozesse zwischen Biosphäre, Atmosphäre und Ozean spiegeln sich in diesen Werten wieder. "Wir nehmen an, dass die Umverteilung von Feuchtigkeit und Regen in den Tropen während El Niño das 18O/16O-Verhältnis von Niederschlag und Pflanzen-Wasser erhöht und dass dieses Signal dann an das atmosphärische Kohlendioxid weitergegeben wird", erklärt Lisa Welp den neuen Ansatz der Forscher.
"Unsere Atmosphäre ist der perfekte Mixer. Veränderungen der Konzentrationen an Spurengasen wie Kohlendioxid spiegeln die Gesamtabgabe und -aufnahme der Spurengase aus allen Bereichen wider. Wenn man also beispielsweise den Kohlenstoffaustausch eines Waldes misst, dann erhält man "nur" den Nettoaustausch allen Kohlenstoffs, der von den Bäumen durch Photosynthese aufgenommen und von Bäumen und Boden wieder abgegeben wird", schreibt Dr. Matthias Cuntz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in der selben NATURE-Ausgabe in seinem Kommentar. Die Bruttoflüsse wie die Photosynthese sind dagegen nur sehr schwer zugänglich. "Globale Schätzungen hängen daher von einer Reihe von Annahmen ab. Dazu gehört zum Beispiel wie viele CO2-Moleküle, die jemals auf eine Pflanze treffen, dann von dieser per Photosynthese gebunden werden.
Die Forscher um Lisa Welp nehmen an, dass etwa 43 Prozent aller CO2-Moleküle, die auf eine Pflanze treffen, von dieser aufgenommen werden. Sind es nur 34 Prozent, dann würde die Schätzung auf 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sinken - also dem bisher allgemein akzeptierten Wert", gibt Matthias Cuntz zu bedenken. Aus seiner Sicht werfen die neuen Erkenntnisse nicht alles Bestehende über den Haufen, aber sie demonstrieren ein interessantes neues Verfahren, die Produktivität der Pflanzen auf großen Flächen zu bestimmen. In Zukunft stellt die Kombination mehrerer Isotopenmethoden mit konventionellen Messungen einen vielversprechenden Ansatz dar.
Die jetzt veröffentlichte Studie entstand unter der Regie von Ralph F. Keeling. Der Professor für Ozeanographie ist der Sohn von Charles David Keeling, nach dem die so genannte Keeling-Kurve benannt wurde. Diese Grafik zeigt die Konzentration von CO2 auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii seit dem Jahr 1957. In den 1950er Jahren lag der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre noch bei etwa 315 ppm. 2011 ist er dagegen bereits auf 390 ppm gestiegen.
Keeling konnte mit seinen Messungen erstmals zeigen, dass die Konzentration des Treibhausgases durch Änderung der Landnutzung und der Verbrennung fossiler Brennstoffe ansteigt. Die neueste Studie unterstreicht aus Sicht der Wissenschaftler die Bedeutung von Langzeitmessungen des 18O-Isotops im Kohlendioxid der Atmosphäre, da dieses eine Schlüsselposition zwischen Kohlen- und Wasserstoffkreislauf einnimmt.
Quelle:
http://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News...n,6,a20299.html
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RE: Produktivität der Vegetation vielleicht höher als bisher angenommen
in News 09.10.2011 19:59von Jonas • 615 Beiträge
Das ist interessant. In den CO2-Modellen gibt es nämlich eine Senke von ca. 2GT, die bisher noch nicht identifiziert ist (zum Glück, sonst wären wir noch schlechter dran): vielleicht hat das damit zu tun? Allerdings sollte man sich keine zu grossen Hoffnungen machen, dass hier ein negatives Feedback im Klimasystem ist: wenn es noch wärmer wird, gibt es auch mehr Dürren und dann wachsen die Pflanzen nicht mehr so stark.
Der einzige massive negative Faktor, den ich kenne (bei den Wolken wird noch heftig geforscht, wie das Feedback ist), ist die Sättigung des CO2-Effektes: die Netto-Temperatur-Änderung pro verdoppeltem CO2 (ohne Feedbacks) ist ca. 1 Grad (d.h. logarithmisch und nicht linear): ohne diese Sättigung gäbe es kein Leben auf der Erde, sondern wir hätten Venus-artige Zustände. Das gefährliche sind die positiven Feedbacks (Teufelskreise), da kann man momentan nur mit der Analyse von Paläo-Daten argumentieren und mit Modellen, die präzisen empirischen Datenreihen sind noch relativ kurz (soweit ich das als besorgter, interessierter, teilgebildeter Laie erfassen und überblicken kann, siehe Klima ).
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CO2 climate sensitivity has a component directly due to radiative forcing by CO2 (or any other change in Earth's radiative balance), and a further contribution arising from feedbacks, positive and negative. "Without any feedbacks, a doubling of CO2 (which amounts to a forcing of 3.7 W/m2) would result in 1 °C global warming, which is easy to calculate and is undisputed. The remaining uncertainty is due entirely to feedbacks in the system, namely, the water vapor feedback, the ice-albedo feedback, the cloud feedback, and the lapse rate feedback";[7] addition of these feedbacks leads to a value of approximately 3 °C ± 1.5 °C.
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Climate_sensitivity
RE: Produktivität der Vegetation vielleicht höher als bisher angenommen
in News 12.10.2011 10:59von Solarteur • 315 Beiträge
Auch wenn das der Tatsache entsprechen würde (die sich leider auch wieder verändern könnte), klingt das für mich wie ein weiteres beschwichtigendes Argument, dass man immer noch nichts unternehmen muss und seine Aktivität und Investitionen eher auf globale und tatsächlich menschgemachte Finanzkatastrophen richten soll...
weniger ist mehr...
RE: Produktivität der Vegetation vielleicht höher als bisher angenommen
in News 12.10.2011 11:20von Jonas • 615 Beiträge
Es könnte helfen, die fehlende Senke zu erklären, man darf gespannt sein, was die weitere Forschung erbringt, aber es ändert sich ja nichts an den aktuellen Messdaten: diese Senke ist - um in Börsenworten zu sprechen - bereits eingepreist, d.h. da gibt's momentan nichts zu gewinnen, und vermutlich auch in Zukunft nichts, weil bei mehr Wärme dann zwar mehr CO2 aufgenommen wird als man dachte (und der Grossteil im Kreislauf im selben Jahr noch wieder zurück geht in die Atmosphäre), aber eben nur solange die Pflanzen wirklich mehr wachsen: wärmer heisst auch trockener, mehr Stress für die Pflanzen.
Natürlich werden Leute, die gerne den Kopf in den Sand stecken, dieses Argument (wie viele andere) missbrauchen, aber das ändert leider nichts an den Tatsachen. Selbst wenn wir eine zusätzliche Senke von 1 GT durch die Erwärmung hätten (ein negatives Feedback, das ein klein wenig Zeit verschafft), wäre es immer noch viel zu viel menschenverursachtes zusätzliches Klimagas und kein Anlass, den Kopf noch tiefer in den Sand zu stecken:
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