UNSERE ZUKUNFT

Selber denken und verantwortlich handeln. Lasst uns nachhaltig etwas bewegen!

#1

Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 22.02.2011 22:16
von Christina • 331 Beiträge

Ich möchte Euch einen klugen Beitrag von Prof. Dr. Armin Grunwald empfehlen (als pdf anbei).

Worum es geht: "Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann"

"Sie trennen Ihren Müll, kaufen Gemüse aus der Region und fahren einen Kleinwagen. Aber was, wenn dieses
Handeln der Umwelt wenig oder gar nichts nützt? Mehr und mehr wird die Verantwortung für eine nachhaltige
Entwicklung in den privaten Bereich abgeschoben –das kann im besten Fall wenig zielführend und im schlimmsten sogar kontraproduktiv sein.
Denn Nachhaltigkeit ist eine Aufgabe der politischen Systeme. Das heißt nicht, dass der einzelne Mensch in diesem Geschehen keinen Platz hat. Seine Aufgabe ist es aber, politisch für die Nachhaltigkeit einzutreten – jenseits von Stromsparen und ökologisch korrektem Konsum."


Dateianlage:
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„Teile dein Wissen. Das ist ein Weg, Unsterblichkeit zu erlangen.“ Tenzin Gyatso

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#2

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 22.02.2011 22:49
von acte • 585 Beiträge

Danke, Christina, für den wirklich klugen Beitrag. Ich sehe es wie Grunwald, dass nur entsprechende Rahmenbedingungen zu veränderten individuellen Handlungsweisen führen und damit letztendlich eine ökologisch veränderte Gesellschaft bewirken können.

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#3

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 23.02.2011 07:51
von Regina • 116 Beiträge

Wenn die Überschrift heißen würde "Private Nachhaltigkeit reicht nicht aus" dann wäre ich einverstanden.
So kann ich der Logik einfach nicht folgen.
Das Eintreten für ein politisches System, das Nachhaltigkeit fördert kann doch nur auf Basis eines Wertewandels stattfinden...
Bislang läßt sich der Bürger doch wunderbar stillhalten mit dem Versprechen nie endenden Konsums.
Naja, ist wie die Henne und das Ei...wer denkt erst um, der Bürger und wählt nachhaltige Politik oder nachhaltige Politik, die die Bürger "umerzieht"?
Ich finde jedenfalls daß ohne private Nachhaltigkeit gar nix geht...
Das wird auch wieder am IKEA-Beispiel klar.
Jeder fordert von den Unternehmen, daß sie sich nachhaltig verhalten aber keiner will einsehen, daß es bei der Masse an Produktion gar nicht funktionieren kann, alles Holz aus nachhaltigen Forstplantagen zu beziehen und daß es deswegen auch wichtig ist, nicht ständig was Neues zu kaufen.
Wenn Du dem Bürger seine billigen IKEA-Palmöl-Teelichter wegnehmen willst, dann gehen die Lichter der Nachhaltigkeits-Begeisterung gleich aus...

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#4

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 23.02.2011 08:35
von Christina • 331 Beiträge

Grunwald schreibt, und ich stimme ihm zu:

"Individuelles Umwelthandeln im Sinne von Mülltrennung oder sparsamem Energieverbrauch wird dadurch nicht obsolet.
Gerade im lokalen Rahmen kann das individuelle Handeln auch zu positiven Umwelteffekten führen.
Wer auf Pestizide im eigenen Garten verzichtet, hat selbstverständlich einen naturnäheren Garten.
In diesem Beitrag will ich nur vor dem kollektiven Selbstbetrug warnen, dass durch privates Umwelthandeln die großen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bewältigt werden könnten. Das kann und wird nicht einmal ansatzweise der Fall sein.
Die Privatisierung der Nachhaltigkeit, um einen Satz vom Anfang zu wiederholen, wäre ihr Ende und würde Nachhaltigkeit zu einem bloßen Trugbild machen.

Der Satz „Ohne Engagement von Bürgern, Gruppen und Institutionen wird Nachhaltigkeit in der Tat eine vorübergehende
Modeerscheinung bleiben“ (Renn 2002,S.36)bleibt danach zwar richtig, ist aber jenseits einer Privatisierung der Nachhaltigkeit
zu verstehen. Es geht, sollen die großen Nachhaltigkeitsprobleme ernsthaft in Angriff genommen werden, nicht um umwelt-
bewussten Einkauf, sparsames Autofahren und sorgfältige Mülltrennung, sondern um das Engagement „von Bürgern, Gruppen und Institutionen“ in der ökologischen Umgestaltung der Gesellschaft –und dies bedeutet zu einem großen Teil ein Engagement dafür, dass die Mechanismen, Funktionsweisen und Erfolgsbedingungen moderner Gesellschaften mit den in der Polis
verfügbaren Mitteln in Richtung auf Nachhaltigkeit modifiziert werden
."


„Teile dein Wissen. Das ist ein Weg, Unsterblichkeit zu erlangen.“ Tenzin Gyatso

zuletzt bearbeitet 23.02.2011 08:52 | nach oben springen

#5

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 23.02.2011 13:19
von Regina • 116 Beiträge

"Die Privatisierung der Nachhaltigkeit, um einen Satz vom Anfang zu wiederholen, wäre ihr Ende"

Ich sehe das deshalb kritisch,weil wir ähnliche Statements schon vor 25-30 Jahren von uns gegeben haben.
Geändert hat sich gesellschaftspolitisch nicht wirklich viel.

Auf der anderen Seite sind in der Zwischenzeit unendlich viele Privat-Initiativen entstanden, frei nach dem Motto, wir fangen dann schon mal an. Also ich erlebe es ehr so "Die Privatisierung der Nachhaltigkeit ist ihr Anfang".

"Zunehmend wird, jedenfalls in der öffentlichen Debatte und den Massenmedien, der Schlüssel zur Lösung der Nachhaltigkeitsprobleme im privaten Handeln gesehen."
Sehe ich nicht zunehmend so, das war schon immer so...oder wann gab es schon mal andere Tendenzen?

Diese genannten Privatinitiativen, die weit über den Verzicht von Pestiziden im Garten hinausgehen, sind für mich der Kompost, auf dem die gesellschaftspolitisch notwendigen Veränderungen überhaupt erst gedeihen können.
Wo sollen denn irgendwelche Praxiserfahrungen herkommen, wenn nicht von denen, die schon mal angefangen haben und nicht auf politischen Rückenwind gewartet haben?

Wenn der Tenor lauten würde, daß jetzt endlich auch politisches Handeln gefragt ist, dann gerne...

"Die Erwartungen an das private Handeln sind hoch, die Erwartungen an das politische Nachhaltigkeitshandeln gering"
Kann man -meiner Meinung nach so nicht sagen. Als die Grünen endlich über die 5% Hürde kamen, war die Erwartung riesig, daß sich endlich wirklich was tut.
Wenn das alles nicht so richtig greift, dann deshalb, weil die Zahl der Bürger, die aktiv eine Änderung in Richtung Nachhaltigkeit wünschen, einfach noch viel zu niedrig ist.

Wer soll denn den Druck ausüben, damit sich etwas grundlegendes tut, wenn nicht der Wahl-Bürger?
Unsere verschiedenen Lobbyisten werden kaum was ändern wollen. Denen gehts doch gut.
Wenn ich die EU-Politik betrachte, dann wird alles immer nur schlimmer und schlimmer.

Politischen Druck auszüben kann aber nur der Bürger, der bereits mit Überzeugung Nachhaltigkeit lebt und dabei erfahren hat, daß das ehr mit einer Verbesserung als Verschlechterung der Lebensqualität einhergeht.

Damit wir uns nicht falsch verstehen.
Ich finde es gut, daß ein Mann in der Position wie Armin Grunwald sich für die ökologischen Umgestaltung der Gesellschaft stark macht.
Er hat sicher ganz andere Hebel zum Ansetzen, als Otto-Normal-Konsumstrategen.

Aber auf eine bestimmte Art kommt er zu mir unendlich arrogant rüber, weil er all die Initiativen, die weit über den Gartenzaun der Einzelpersonen hinausgehen, aber auf der anderen Seite doch Privatinitiativen sind, nicht wirklich würdigt.

Vielleicht verstehe ich auch nur den Teilsatz "mit den in der Polis verfügbaren Mitteln" nicht richtig.

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#6

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 23.02.2011 19:04
von Wilhard • 495 Beiträge

Schau die doch bitte, wenn Du noch nicht hast, liebe Regina, den Beitrag von "Planet Wissen" an:

Sind wir nicht alle Egoisten? (von www.planet-wissen.de)

Dort werden viele Berührungspunkte angegangen.


Herr Elch ist gross, sein Hirn ist klein und sein Verhalten sehr gemein. (Prof. Fritz Weigle, alias F.W. Bernstein)

zuletzt bearbeitet 23.02.2011 20:54 | nach oben springen

#7

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 23.02.2011 20:52
von Christina • 331 Beiträge

Liebe Regina,

ich habe den Eindruck, dass unsere Einschätzungen eigentlich gar nicht so weit auseinander sind.

"mit den in der Polis verfügbaren Mitteln"

Ich denke, er meint die Möglichkeiten, Mittel des Staates, unabhängig von parteipolitischen Machtinteressen, wirklich etwas zu tun,
z.B. strenge Umweltauflagen für die Industrie, Abschaffung der AKWs usw.

Hier scheint nicht das nachhaltige Wohl des Volkes und des Lebensraumes Erde im Mittelpunkt zu stehen, sondern kurzfriste Lobby- und Wirtschaftsinteressen...Stichwort: Gewinnmaximierung.

Ich verstehe Grunwald überhaupt nicht so, dass er privates Engagement in Sachen Nachhaltigkeit nicht würdigt.

Wenn ich ihn richtig verstehe, mahnt er an, dass zunehmend allein der "Mensch als Konsument" es richten soll
und warnt vor einem kollektiven Irrtum.
Ich sehe es auch sehr kritisch, und beobachte auch, dass der Mensch zunehmend auf "Konsument sein" reduziert wird, und allein sein Konsumverhalten die große nachhaltige Wende bringen soll.

Das Strom-Beispiel finde ich gelungen.
Da kann sich der einzelne noch so sehr Mühe geben, Strom sparen, Ökostrom beziehen, das ist sicher positiv und lobenswert, aber im GROßEN GANZEN kann sich nur etwas zum Positiven ändern, wenn es endlich verbindliche, (auch globale) Vereinbarungen gibt.

Zum Beispiel: Klimagipfel, die mit echten, verbindlichen Vereinbarungen die Wirtschaft nachhaltig in die Pflicht nehmen.

Hier sind wir Menschen als Bürger mit einem kritischen Bewusstsein gefordert.
Wenn wir uns mit solchen Fragen beschäftigen: "Welchen Aufpreis würden Sie für einen komplett CO2-neutralisierten Flug freiwillig bezahlen?" (Quelle Upps) sind wir auf dem Holzweg in den modernen Ablasshandel...


„Teile dein Wissen. Das ist ein Weg, Unsterblichkeit zu erlangen.“ Tenzin Gyatso

zuletzt bearbeitet 23.02.2011 20:57 | nach oben springen

#8

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 23.02.2011 20:57
von uchteblick • 86 Beiträge

Wenn ich das so vereinfachen darf: Ich glaube, dass es mehr Wirkung zeigt, wenn ich auf eine Demo gegen AKW's oder C02-Verpressung oder industrialiserte Landwirtschaft gehe, als wenn ich in einem Bioladen Äpfel kaufe. Natürlich tue ich beides, aber ich glaube mehr an die Wirksamkeit von Politik als von Konsum.
Jutta


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#9

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 24.02.2011 09:27
von Regina • 116 Beiträge

Ja, Christina, ich denke auch, wir sind da nicht weit auseinander.

"Ich denke, er meint die Möglichkeiten, Mittel des Staates, unabhängig von parteipolitischen Machtinteressen, wirklich etwas zu tun,
z.B. strenge Umweltauflagen für die Industrie, Abschaffung der AKWs usw."
Ja, die Möglichkeiten wären ja wohl da. Alleine am Willen fehlts, unabhängig von parteipolitischen Machtinteressen zu handeln.

Jutta, Du schreibst:
"Wenn ich das so vereinfachen darf: Ich glaube, dass es mehr Wirkung zeigt, wenn ich auf eine Demo gegen AKW's oder C02-Verpressung oder industrialiserte Landwirtschaft gehe"

Puhh....in dem Thread fällt mir erst auf, ich bin wohl schon so entsetzlich desillusioniert...und meine Politikverdrossenheit ist sowas von riesig. Grenzt ja an ein Wunder, daß ich trotzdem noch brav zum Wählen trottel wann immer es ansteht.
(Und ich guck sogar vorher, ob ich mal was anderes wählen sollte, als das, was ich immer wähle)

Ja, natürlich sollte man beides, auch auf die Demos gehen.
Aber ich sitze so weit aus dem politischen Brennpunkt draußen.
Ich wäre gerne in Berlin dabei gewesen im Januar, weil genau mein Thema, die Demo gegen industrialisierte LW.
Aber 500 km nur für die Demo....schaff ich nicht mal eben so.

Hier vor Ort engagieren wir uns für eine gentechnikfreie Region Augsburg.
Das ist sowas von zäh...weil 66% der Bauern mitziehen müßten...
Die sehen einfach rot (die konventionellen), wenn sie unterschreiben sollen, daß sie nur noch gentechnikfreies Futter kaufen, weil das Soja dann viel teurer ist. Das gentechnikfreie Soja, daß im Leben einer Sau verfüttert wird kostet 10€ mehr. Das ist aber gerade mal das, was ein Bauer an einem Schlachtschwein verdient.

Bleibt also nur zu hoffen, daß mehr Bio gekauft wird, dann ist der Preisunterschied kein Thema.
Aber dafür brauchen wir wieder den Privatkonsumenten, der das honoriert.

Wo soll man denn da politisch ansetzen?
Ich sehe kein Land außer meiner kleinen Insel der Glückseeligkeit...

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#10

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 24.02.2011 12:45
von Christina • 331 Beiträge

Zitat von Regina


Puhh....in dem Thread fällt mir erst auf, ich bin wohl schon so entsetzlich desillusioniert...und meine Politikverdrossenheit ist sowas von riesig. Grenzt ja an ein Wunder, daß ich trotzdem noch brav zum Wählen trottel wann immer es ansteht.
(Und ich guck sogar vorher, ob ich mal was anderes wählen sollte, als das, was ich immer wähle)

Ja, natürlich sollte man beides, auch auf die Demos gehen.
Aber ich sitze so weit aus dem politischen Brennpunkt draußen.
Ich wäre gerne in Berlin dabei gewesen im Januar, weil genau mein Thema, die Demo gegen industrialisierte LW.
Aber 500 km nur für die Demo....schaff ich nicht mal eben so.

Hier vor Ort engagieren wir uns für eine gentechnikfreie Region Augsburg.
Das ist sowas von zäh...weil 66% der Bauern mitziehen müßten...
Die sehen einfach rot (die konventionellen), wenn sie unterschreiben sollen, daß sie nur noch gentechnikfreies Futter kaufen, weil das Soja dann viel teurer ist. Das gentechnikfreie Soja, daß im Leben einer Sau verfüttert wird kostet 10€ mehr. Das ist aber gerade mal das, was ein Bauer an einem Schlachtschwein verdient.

(...)

Wo soll man denn da politisch ansetzen?




Wäre das nicht vielleicht ein Ansatz für Dich (wenn ihr das im Rahmen Eures Engagements nicht sowieso schon macht...):
Eine Bürgeraktion starten,
bei Euch eine Unterschriftenliste FÜR gentechnikfreies Tierfutter initiieren....
die regionale Presse über die Aktion informieren...


„Teile dein Wissen. Das ist ein Weg, Unsterblichkeit zu erlangen.“ Tenzin Gyatso

zuletzt bearbeitet 24.02.2011 12:47 | nach oben springen

#11

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 24.02.2011 18:25
von Regina • 116 Beiträge

Ja, das läuft in der Tat schon so wie Du sagst:
Es gibt Unterschriftenlisten für die Verbraucher, die überall ausliegen in entsprechenden Läden.
Und die werden auch fleißig frequentiert.
Und es gibt Veranstaltungen mit Imkern, Landwirten u.s.w.
Percy Schmeisser war da...
Aber wirklich notwendig sind die Unterschriften der Landwirte.
Da wurden auch schon zahlreiche Multiplikatoren aktiviert (und bewußt nicht nur aus der Bio-Szene).
Aber das greift trotzdem noch zu kurz.
Es geht vieeeeeeel zu langsam.
(neulich hat jemand ausgerechnet, daß es bis ca. 2160 dauert, bis 66% der Landwirte beisammen sind, wenns in dem Tempo weiter geht).

Heute war ja auch mal wieder ein trüber Tag für die Gegner der GVO:
http://www.schrotundkorn.de/wp/2011/02/2...n-nulltoleranz/


zuletzt bearbeitet 24.02.2011 18:26 | nach oben springen

#12

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 24.02.2011 20:43
von uchteblick • 86 Beiträge

Liebe Regina,
manchmal geht es ja auch langsam und dann mit 'nem Ruck!
Obwohl die neue EU-Richtlinie schon eine harte schlappe ist.
Für mich ist natürlich auch die Frage, warum Schweine überhaupt mit Soja gefüttert werden müssen, aber das kannst du mit Euren Bauern wohl erst recht nicht diskutieren.
In unserer so dünn besiedelten Region wollen jetzt die Holländer lauter Hähnchen- und Schweinefarmen aufbauen, so mit mehreren 100.000 Stück pro Jahr. Da solltest du mal sehen, wie die Leute plötzlich genug davon haben und die paar Männekens, die wir hier noch haben, mit der Mistforke fuchteln! Neulich musste eine ländliche Gemeinderatssitzung schon unter Polizeischutz stattfinden.
Es bewegt sich eben manchmal doch was, und nicht immer dort, wo man es erwartet.

Was ich in meinem vorigen Beitrag noch vergessen hatte: Auch Internet-Proteste können meiner Meinung nach durchaus wirksam sein.
Und: Ich fahre auch nicht zu der Menschenkette im Süden, ist mir auch zu weit. Das ist schon verständlich. Deutschland ist ganz schön groß.
Lieben Gruß, Jutta


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#13

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 25.02.2011 07:11
von Armin
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Hallo, zunächst danke für die lebhafte Debatte!

Angesichts einiger Kommentare möchte ich nur kurz das Anliegen meines gegen die „Privatisierung“ der Nachhaltigkeit gerichteten Beitrags verdeutlichen. Es ging mir darum, vor dem Hintergrund aktueller Beobachtungen vor allem in der öffentlichen Debatte vor einem Abschieben der Nachhaltigkeit in Konsum- und andere „nachhaltige“ Verhaltenweisen zu warnen – primär aus Sorge, dass es eine Illusion und damit ein Selbstbetrug sein könnte, sich in Sachen Nachhaltigkeit ausschließlich oder primär auf dieses Modell zu verlassen. Meine Rede geht nicht gegen eine nachhaltige Lebensführung und sagt auch nicht, dass nachhaltiger Konsum grundsätzlich irrelevant sei, sondern wendet dagegen, von diesem zuviel, gar eine Lösung der großen Nachhaltigkeitsprobleme zu erwarten. Es geht um eine Warnung vor Übertreibung und Illusion, nicht um eine Fundamentalkritik und auch nicht um einen Verriss.

Bis bald

Armin Grunwald

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#14

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 25.02.2011 08:04
von Regina • 116 Beiträge

Hallo Armin,

danke für die Klärung.
Ich bin da tatsächlich etwas empfindlich...
Ich habe einfach viel mit Praktikern aus der ersten Reihe zu tun und kriege deren Sorge und Nöte mit aber auch einen immensen Idealismus und welcher Zeitaufwand, welche Kraft in immer wieder neue Ideen fließt.
Da bewegt sich was.
Auf Politikerseite...naja muß ich nicht näher erklären was ich von dort sehe. Unter Bodenniveau.

Würde mich freuen, wenn Du das "Bis bald" wörtlich meinst und wir häufiger was von Dir lesen könnten.
Ganz klar wichtig Dein Artikel!

Gruß, Regina

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#15

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 25.02.2011 09:24
von Christina • 331 Beiträge

Hallo Armin,
danke sehr, dass Du die Zeit gefunden hast, Dich hier in die Diskussion einzuschalten!
Ich halte diese Debatte für wichtig und deinen Beitrag "Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit" für sehr gelungen.

Nachhaltigkeit ist DER "Megatrend" und die Konsumenten gewinnen sicher auch immer mehr Einfluss, werden aber auch zunehmend mit den Greenwashing-Versuchen der Wirtschaft konfrontiert.
Eben weil Nachhaltigkeit als DER Megatrend ausgemacht ist und natürlich jeder davon profitieren will.

In meinem Blog habe ich noch eine aktuelle Studie zu dem Thema "Verbraucherverhalten in zehn Jahren" vorgestellt: http://kuschelnimgruenen.wordpress.com/2...-ein-megatrend/

Es ist eine Gefahr, bzw. "ein kollektiver Irrtum", wenn wir uns nur um das Thema Konsum drehen (lassen).

Hierzu noch mal ein Hinweis auf Klaus Werner-Lobo, der der "Lohas-Konsum-Bewegung" auch sehr kritisch gegenübersteht.
http://kuschelnimgruenen.wordpress.com/2...us-werner-lobo/

Sein Zitat bringt es für mich auf den Punkt:

„Wenn wir für unsere Handlungen wirklich Verantwortung übernehmen wollen, dann dürfen wir uns nicht nur, wie das die Werbeindustrie gerne hätte, als KonsumentInnen sehen.
Wir müssen wieder Menschen – und aktive Mitglieder der Gesellschaft – werden.„


„Teile dein Wissen. Das ist ein Weg, Unsterblichkeit zu erlangen.“ Tenzin Gyatso

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#16

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 15.03.2011 08:34
von Christina • 331 Beiträge

"Japan verändert alles" - "Wir sind eine Welt"

Ist das die historische Chance, Nachhaltigkeit und Wirtschaft (global) neu und bewusst zu denken und Verantwortung gesellschaftlich zu verankern?

Weg von einseitiger Lobbypolitik, hin zu einer Politik und Wirtschaft, die den Menschen wirklich dient und den Lebensraum schont und schützt?

Wie können wir Politik und Wirtschaft nachhaltig in die Pflicht nehmen?


"Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben." Pablo Picasso

zuletzt bearbeitet 15.03.2011 08:34 | nach oben springen

#17

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 15.03.2011 14:27
von acte • 585 Beiträge

"Wie können wir Politik und Wirtschaft nachhaltig in die Pflicht nehmen?"

Wenn ich das wüsste, ging`s mir besser!


Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.
Mahatma Gandhi

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#18

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 15.03.2011 17:47
von Regina • 116 Beiträge

"Ist das die historische Chance, Nachhaltigkeit und Wirtschaft (global) neu und bewusst zu denken und Verantwortung gesellschaftlich zu verankern?"
Ich würde es gerne hoffen, wirklich glauben kann ich es nicht.
Wenn ich alleine höre, wie stoisch die Japaner ihr Schicksal tragen und wie technikgläubig sie sind.
Kaum Widerstand bisher gegen Kernkraft trotz der schrecklichen Erfahrungen in Hiroshima.
Bleibt abzuwarten ...

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#19

RE: Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit

in Gesellschaft 15.03.2011 18:24
von Christina • 331 Beiträge

Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Hier habe ich mich mal künstlerisch/ironisch mit dem Thema auseinandergesetzt...
Klimaschutz muss komisch sein...
http://kokuku.wordpress.com/2010/10/14/k...s-komisch-sein/


"Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben." Pablo Picasso

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