Deutschland darbt. Deshalb braucht es Fracking. Nein, das ist keine neue Kleiderordnung, sondern, wie jW-Leser/innen wissen, eine Methode, die scheinbar unendlichen Vorkommen fossiler Energieträger überall zu fördern.
Auch in Deutschland.
Da sieht es nämlich schlecht aus. Die Konjunktur dümpelt vor sich hin. Robustes Wachstum gibt es nur als Gefühlsgröße (Geschäftsklimaindex etc.). Die Zyprioten sind angeblich reicher als die Germanen, die Portugiesen und Italiener sowieso. Viele Wohlhabende sind geflohen, oder haben ihr Schwarzgeld in Sicherheit gebracht. Kurz, Gefahr ist im Verzuge, das Kapital fürchtet um seine Profite, die Arbeiterklasse um die Arbeitsplätze.
In einer Art konzertierter Aktion haben sich nun der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die IG Bergbau Energie Chemie (IGBCE) zusammengerauft und ihre Waffen (Sozialnetzschere und Trillerpfeife) vorübergehend niedergelegt, wie Die Welt am Freitag berichtete. Fracking hilft, so die Botschaft der Vereinschefs Ulrich Grillo und Michael Vassiliades ans zaghafte Volk – und dessen maßgebliche Vertreter in Kanzlerinnenamt, Kabinett, Bundestag und Ländern. Eine Billion Euro liegen ungenutzt im Boden – beklagen sie. Eintausend Milliarden Gründe, endlich die Bohrer anzuwerfen und den Schatz zu heben. Das könnte »zu Wertschöpfung, Beschäftigung, Wohlstand und zum regionalen Steueraufkommen beitragen«, umschmeicheln die Lobbyisten ihre Adressaten. Klingt ein wenig wie der Narrenstreich in Goethes Faust, ist aber ernstgemeint. Ja, und die Sache mit der Umweltverträglichkeit, der Sauberkeit des Trinkwassers und ähnlicher Kleinigkeiten werde man schon regeln. Wie damals beim Atomwunder. (kf)