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#1

Chàvez hat Venezuela verändert-eine Legende wurde geboren

in News 07.03.2013 09:22
von Lisadill • 744 Beiträge

Ein Junge aus Sabaneta

Chávez hat Venezuela verändert, das Tor zum Aufbau des Sozialismus ­aufgestoßen und war von seinen Gegnern nicht zu stürzen
Von André Scheer

Der Fernsehmoderator Miguel Ángel Pérez Pirela formulierte es am Dienstag so: »Heute ist kein Mensch gestorben, heute ist eine Legende geboren worden.« Tatsächlich wurde Venezuelas Präsident Hugo Chávez auf Plakaten und Wandbildern längst gemeinsam mit Befreiungshelden wie Simón Bolívar oder Che Guevara abgebildet – und das nicht nur im eigenen Land. In diese große Ahnenreihe ist der Comandante der Bolivarischen Revolution nun eingetreten: Der Junge aus Sabaneta, der sein Heimatland gründlich verändert hat. Der Präsident, den seine Gegner weder durch Putschversuche noch durch Wahlen aus dem Amt verdrängen konnten. Der Comandante, der den jahrzehntelang ausgegrenzten Menschen wieder eine Perspektive gegeben hat, die Hoffnung auf ein besseres Leben.

Hugo Chávez wurde am 28. Juli 1954 in Sabaneta geboren, einer Ortschaft im Bundesstaat Barinas. Er war das zweite von sechs Kindern eines Lehrerehepaars, und er war Mestize. Für so einen Jungen aus der Provinz, aus der Unterschicht, dessen Hautfarbe nicht hell genug war, schien der gesellschaftliche Aufstieg versperrt. Für jemanden wie ihn bot die Armee nahezu die einzige Perspektive, und so entschloß er sich nach dem Abitur, die Militärakademie zu besuchen, die er 1975 als Unteroffizier verließ. Doch die Lehrzeit in den Streitkräften prägte den jungen Mann anders, als es sich seine Vorgesetzten gedacht hatten. Das Studium war kurz zuvor reformiert worden, da die Generäle Lehren aus dem gerade zu Ende gegangenen Krieg gegen die linken Guerillaorganisationen ziehen wollten. Sie gingen davon aus: Wenn wir künftig das Entstehen solcher Bewegungen verhindern wollen, müssen wir verstehen, wie deren Anhänger denken. Und so bekamen die Kadetten Literatur zu lesen, die ihren Vorgängern strikt verboten gewesen waren: Marx und Engels, Lenin, Che Guevara. Ein Autor zog den jungen Chávez besonders in seinen Bann, wie er Jahre später der chilenischen Publizistin Marta Harnecker erzählte: »Mao hat mir sehr gefallen. Aus meiner Lektüre Maos zog ich für mich verschiedene Schlußfolgerungen. Mao wies darauf hin, daß das, was das Ergebnis eines Krieges bestimmt, nicht die Maschine, das Gewehr, das Flugzeug oder der Panzer ist, sondern der Mann, der Mensch, der die Maschine lenkt, aber vor allem die Moral des Menschen, der die Maschine lenkt.«

Aus dem Kadetten wurde ein Oberstleutnant, der seinen Vorgesetzten bald durch eigenständiges Denken verdächtig wurde. Er nahm Simón Bolívar ernst, den Nationalhelden Venezuelas, der von den Herrschenden nur noch rituell verehrt wurde. Für Hugo Chávez war Simón Bolívar auch im 20. Jahrhundert der Wegweiser für ein unabhängiges, sozial gerechtes Venezuela. Hatte dieser doch schon Anfang des 19. Jahrhunderts prophezeit: »Die Vereinigten Staaten von Nordamerika scheinen von der Vorsehung dazu verdammt zu sein, die Völker Amerikas im Namen der Freiheit ins Elend zu stürzen.«

Ein weiterer Ausspruch Bolívars lautete: »Schande über den Soldaten, der das Gewehr gegen das eigene Volk richtet.« So empfand es Hugo Chávez, als am 27. Februar 1989 Soldaten und Polizisten ein Blutbad unter Tausenden Menschen anrichteten, die gegen von der sozialdemokratischen Regierung verordnete Preissteigerungen rebellierten. Innerhalb von zwei Tagen wurden Schätzungen zufolge bis zu 4000 Menschen von der Staatsmacht ermordet, Todesschwadronen machten Jagd auf soziale Aktivisten. Offiziere, die ihren Untergebenen nicht den Befehl zum Massaker geben wollten, kamen teilweise unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben.

Hugo Chávez befand sich während dieser Tage in einer entlegenen Garnison, deren Befehlsgewalt ihm übertragen worden war. Mit einigen Vertrauten hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits eine Geheimorganisation innerhalb der Streitkräfte gegründet, die Revolutionäre Bolivarische Bewegung 200 (MBR-200), wobei die Ziffer für den 200. Geburtstag Bolívars 1983 stand. Doch der »Caracazo«, als der die Ereignisse des Februar 1989 in die Geschichte eingingen, überrumpelte deren Mitglieder, auch Hugo Chávez: »Als Carlos Andrés Pérez das Militär auf die Straße schickte, um die soziale Explosion zu unterdrücken, und es dieses Massaker gab, analysierten wir bolivarischen Militärs, daß es nun für uns keine Umkehr mehr gab. Wir entschieden, daß wir zu den Waffen greifen müßten.«

Der Tag des Aufstands war der 4. Februar 1992. Comandante Hugo Chávez setzte sich mit 300 Angehörigen eines von ihm befehligten Fallschirmjägerbataillons nach Caracas in Marsch, um den Präsidentenpalast, den Militärflughafen La Carlota und andere strategisch wichtige Punkte in Caracas zu besetzen. Mitverschwörer erhoben sich in Maracaibo, Maracay und Valencia. Doch während die Rebellen im Landesinneren erfolgreich operierten, scheiterte der Aufstand in der Hauptstadt. Staatschef Carlos Andrés Pérez konnte nicht festgenommen werden, die Rebellion geriet ins Stocken. Als Chávez klar wurde, daß es keinen schnellen Sieg geben würde, ergab er sich. Doch damit die rebellierenden Einheiten in den anderen Städten die Waffen streckten, mußte das Oberkommando den Comandante im Fernsehen sprechen lassen. Dadurch wurde er schlagartig berühmt. Die zweiminütige Rede – wohl die kürzeste seiner gesamten Laufbahn – ging in die Geschichte ein. Er übernahm die Verantwortung für die Ereignisse und erklärte, die Ziele seien »por ahora« – fürs erste – nicht erreicht worden. Por ahora? Das wurde in Venezuela als Versprechen empfunden.

Hugo Chávez und seine Mitverschwörer wurden inhaftiert, doch bereits am 26. März 1994 waren sie wieder frei. Rafael Caldera, der 1993 unter anderem deswegen gewählt worden war, weil er Verständnis für die Rebellion der Offiziere geäußert hatte, begnadigte die Rebellen unter der Bedingung, sich aus dem aktiven Militärdienst zurückzuziehen. In der Folge entwickelte Chávez als Zivilist aus seiner Untergrundorganisation MBR-200 die legale Partei Bewegung Fünfte Republik (MVR), die 1998 zu den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen antrat. Chávez gewann die Wahl am 6. Dezember 1998 mit 57 Prozent der Stimmen und wurde neuer Staatschef Venezuelas. An die Zeit bis zu seiner offiziellen Amtseinführung am 2. Februar 1999 erinnerte er sich 2003 am Rande des Weltsozialforums in Porto Alegre: »Eines Abends kam ein Vertreter dieser (mächtigen) Kreise bei einem der Abendessen des Dezember 1998 auf mich zu und sagte mir: ›Präsident, wir haben uns zusammengesetzt, und weil wir Ihnen helfen wollen, bringen wir Ihnen diese Liste. Das sind unsere Kandidaten für die Ministerämter.‹ Ich schaute auf die Liste und als erstes sah ich den Finanzminister, dann den Außenhandelsminister; weiter unten andere… Ich habe mir diesen Zettel natürlich gut aufgehoben und haben niemanden von denen, die sie mir vorgeschlagen hatten, ernannt.«

Hugo Chávez war keiner der unzähligen früheren Staatschefs Lateinamerikas, die sich mit wohlklingenden, sogar linken Parolen wählen ließen, um dann vor den tatsächlich herrschenden Klassen ihrer Länder einzuknicken. Der Junge aus Sabaneta vergaß seine Herkunft nicht und fühlte sich auch im Präsidentenpalast Miraflores den einfachen Menschen seines Landes verpflichtet. Das Ziel war die Neugründung Venezuelas. Seine erste Amtshandlung war deshalb, die erste Volksabstimmung in der Geschichte des Landes anzusetzen und die Bürger zu fragen, ob sie für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung seien. Das Referendum fand am 25. April 1999 statt, keine 100 Tage nach seinem Amtsantritt. 87 Prozent der Teilnehmer stimmten für die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung, die dann Ende Juli gewählt wurde. Auch hier zeigte sich eine klare Mehrheit für Chávez’ »Patriotischen Pol« – und am Ende der Arbeit stand das neue Grundgesetz der Bolivarischen Republik Venezuela, das am 15. Dezember 1999 in einem weiteren Referendum mit über 71 Prozent der Stimmen verabschiedet wurde.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Venezolaner ihren Präsidenten bereits als Medienstar kennengelernt. Im Mai 1999 hatte sich Chávez erstmals – zunächst nur eine Stunde lang im Radio, später meist viel länger und auch im Fernsehen – den Fragen seiner Mitbürger gestellt. »Aló, Presidente« wurde legendär. Jeden Sonntag stellte der Präsident dem Land die Politik seiner Regierung vor. Minister mußten damit rechnen, ohne Vorankündigung und vor laufenden Kameras von ihrem Chef nach dem Stand von ihnen zu verantwortender Projekte befragt zu werden. Wer darauf nicht befriedigend antworten konnte, war sein Amt schnell los.
Hugo Chávez übergibt im Januar 2006 vor einem Gem&au
Hugo Chávez übergibt im Januar 2006 vor einem Gemälde Simón Bolívars eine Replik des berühmten Schwerts des Befreiers an den bolivianischen ­Präsidenten Evo Morales
Foto: Jorge Silva / Reuters

Schon die politischen Reformen, die das Wirtschaftssystem Venezuelas noch kaum antasteten, weckten den Zorn der herrschenden Eliten und der USA. Schon im Herbst 1999 wetterte der US-Auslandssender Voice of America gegen den »populistischen Möchtegern-Diktator«, und ab 2001 riefen der sozialdemokratisch beherrschte Gewerkschaftsbund CTV und der Unternehmerverband Fedecámaras einhellig zum Sturz der Regierung auf. Ihre Kampagne führte im April 2002 zum Putsch.

»Der Endkampf findet um den Präsidentenpalast Miraflores statt«, verkündete die Oppositionszeitung El Nacional am 11. April 2002 in einer Sonderausgabe. Für diesen Tag hatten CTV, Fedecámaras und die Parteien der rechten Opposition zu einer Großdemonstration aufgerufen. Offiziell sollte sie zum Sitz des staatlichen Ölkonzerns PdVSA führen, deren Spitze Chávez austauschen wollte, um das wie ein »Staat im Staate« agierende Unternehmen unter die Kontrolle der Regierung zu bringen. Doch plötzlich wurde der Marsch zum Regierungssitz umgelenkt. Dort hatten sich Tausende Unterstützer des bolivarischen Prozesses versammelt, um Miraflores gegen eine befürchtete Erstürmung durch die Regierungsgegner zu schützen. Was sie nicht wußten: Heckenschützen hatten sich auf den Hochhäusern im Zentrum der Stadt postiert. Als Oppositionelle und Regierungsanhänger nur noch wenige hundert Meter voneinander trennten, fielen Schüsse. Die Zahl der dabei getöteten Menschen wird inzwischen auf 19 beziffert, die meisten waren Unterstützer des Präsidenten. Die Medien der Regierungsgegner behaupteten allerdings, Chávez habe auf die unbewaffneten Oppositionellen schießen lassen. Führende Militärs kündigten dem Präsidenten die Gefolgschaft auf und forderten seinen Rücktritt. Einheiten der Streitkräfte umstellten Miraflores. Die Generäle drohten, den Palast zu bombardieren. Um ein Blutbad zu verhindern, begab sich Chávez in die Hände der Militärs, die ihn an einen zunächst unbekannten Ort verschleppten. Doch einen Rücktritt unterzeichnete er nicht. Unter Bruch der Verfassung übernahm eine Junta aus Militärs und Oligarchen die Herrschaft, zum »Übergangspräsidenten« wurde Fedecámaras-Chef Pedro Carmona ernannt. Dieser löste mit einem Handstreich das Parlament, den Obersten Gerichtshof und andere Behörden auf und änderte kurzerhand den Namen des Landes, indem er das programmatische Wort »bolivarisch« strich.

Doch die Putschisten hatten nicht mit den einfachen Menschen des Landes gerechnet. Die Bevölkerung, die nach gut drei Jahren Veränderungsprozeß Mut geschöpft hatte, wollte sich nicht in die alten Zeiten zurückstürzen lassen. Spontan und ohne sichtbare Führung gingen die Menschen auf die Straße, Tausende versammelten sich vor den Fernsehsendern, an den Militärbasen und vor dem Präsidentenpalast. Am Ende waren es Millionen, während in Maracay die Fallschirmjäger erklärten, das Carmona-Regime nicht anzuerkennen. Das war militärisch entscheidend, denn damit war den Putschisten die Kontrolle über Venezuelas Luftwaffe entzogen. Die Herren, die es sich im Präsidentenpalast bequem gemacht hatten, flohen Hals über Kopf. Sogar die Präsidentenschärpe, die sich Carmona selbst über den Kopf gezogen hatte, wurde später gefunden. Sie trug ein Etikett mit der Aufschrift »Made in Spain«.

Auch später gelang es der Opposition nicht, Hugo Chávez aus dem Amt zu verdrängen. Sie scheiterte bei dem Versuch, die Revolution durch einen unbefristeten »Generalstreik« im Dezember 2002 und Januar 2003 – der eigentlich eine Sabotage der Erdölindustrie war – wirtschaftlich zu erdrosseln. Sie scheiterte bei dem von ihnen angestrengten Amtsenthebungsreferendum im August 2004, als sich 59,1 Prozent der Venezolaner gegen eine Absetzung ihres Comandante aussprachen. Sie scheiterte bei der Präsidentschaftswahl 2006, bei der Chávez mit 62,84 Prozent im Amt bestätigt wurde, und sie scheiterte im vergangenen Oktober, als sie trotz zur Schau gestellter Siegesgewißheit noch einmal von Hugo Chávez geschlagen wurde – 55,07 Prozent stimmten bei einer Wahlbeteiligung von über 80 Prozent für den Comandante.

Der hatte in diesen Auseinandersetzungen den Kurs der Bolivarischen Revolution radikalisiert. Seit Anfang 2005 propagierte er den Sozialismus als Ziel des Prozesses. Venezuela war das erste Land, das nach 1989/90/91 wieder offen Kurs auf eine Überwindung des Kapitalismus, auf den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft nahm. Chávez war Impulsgeber für eine immer engere Vereinigung Lateinamerikas – die antiimperialistische Allianz ALBA, die Union Südamerikanischer Nationen und die 2011 in Caracas gegründete Gemeinschaft der Staaten Lateinamerikas und der Karibik (CELAC) sind und bleiben untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Doch am 8. Dezember 2012 mußte sich Hugo Chávez in einer Fernsehansprache an seine Landsleute wenden. Seit 2011 hatte er unter anderem in Kuba gegen Krebs gekämpft – zunächst, wie es schien, erfolgreich. Im Wahlkampf machte er den Eindruck eines gesunden, kraftvollen Menschen. Doch kurz darauf klagte er über Schmerzen in der Beckengegend und mußte seine öffentlichen Auftritte reduzieren. Aufgrund der Beschwerden reiste er zu Untersuchungen nach Kuba, wo ein neuer Tumor festgestellt wurde. Er kehrte nach Caracas zurück, um sich in seiner Heimat an seine Landsleute zu wenden und diesen mitzuteilen, daß er sich wieder zur Behandlung nach Kuba begeben müsse. Erstmals sprach er offen von der Möglichkeit, nicht in sein Amt zurückkehren zu können. Er wisse, daß das »bei Millionen Venezolanern Schmerz und Trauer auslösen« werde, doch nun komme es darauf an, die eigenen Reihen geschlossen zu halten. Es werde nicht an Versuchen fehlen, die schwierige Lage auszunutzen »um den Kapitalismus und Neoliberalismus zu restaurieren«. Sollte er nicht in sein Amt zurückkehren können, rufe er dazu auf, bei den dann notwendigen Neuwahlen für Vizepräsident Nicolás Maduro zu stimmen. Unter allen Umständen müsse es darum gehen, den Sieg der Bolivarischen Revolution zu sichern und auf dem venezolanischen Weg zum Sozialismus eine neue Demokratie aufzubauen. Es war die letzte öffentliche Ansprache des Präsidenten.

Am 18. Februar kehrte Hugo Chávez frühmorgens nach Caracas zurück und wurde in das dortige Militärkrankenhaus gebracht. Dort starb er am Dienstag, 5. März 2013, um 16.25 Uhr. Vizepräsident Nicolás Maduro überbrachte die tragische Nachricht in einer über alle Rundfunk- und Fernsehsender des Landes ausgestrahlten Ansprache: »Seine Banner werden mit Ehre und Würde erhoben bleiben. Comandante, wo Sie nun auch sein mögen: Dieses Volk, das Sie beschützt haben, das Sie geliebt haben und das Sie nie im Stich gelassen haben, sagt Ihnen tausendmal danke.«



Von André Scheer erschienen zu diesem Thema die Bücher »Kampf um Venezuela. Hugo Chávez und die Bolivarianische Revolution« (Neue Impulse Verlag, Essen 2004) und »Venezuela – Reportage aus der Revolution« (Verlag Wiljo Heinen, Berlin und Böklund 2013)

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#2

RE: Chàvez hat Venezuela verändert-eine Legende wurde geboren

in News 07.03.2013 09:24
von Lisadill • 744 Beiträge

Linke und DKP zum Tod von Chávez
Zum Tod des Präsidenten der Bolivarischen Republik Venezuela, Hugo Chávez Frías, erklärten am Mittwoch die Vorsitzenden der Partei Die Linke, Katja Kipping und Bernd Riexinger, und der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi:
Voller Trauer haben wir die Nachricht vom Ableben des Präsidenten der Bolivarischen Republik Venezuela und Vorsitzenden der Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas, Comandante Hugo Chávez Frías, entgegengenommen. Unser tiefes Mitgefühl gilt in dieser Stunde seiner Familie, den Angehörigen, seinen Freunden und der Bevölkerung Venezuelas.

Mit Hugo Chávez verlieren Venezuela, Lateinamerika und die Linke in aller Welt einen unerschrockenen Verfechter für eine neue, gerechtere Welt. Entschlossen hat er sich für die Verwirklichung seiner Vision von dieser besseren Welt eingesetzt, seiner Vision vom Sozialismus im 21. Jahrhundert.

Dabei ging es ihm vor allem um die Einbeziehung der bis dahin recht- und besitzlosen Bevölkerungsmehrheit, die von einer wirklichen Teilhabe sowohl an den politischen Entscheidungen als auch an der Nutznießung der Naturreichtümer des Landes ausgeschlossen war. Die Entwicklung einer wirklich demokratischen Mitwirkung der Bevölkerung war eines seiner Hauptanliegen, was sich in der Entwicklung der Missionen und der Räte der Volksmacht auf den unterschiedlichen Ebenen widerspiegelte.

Hugo Chávez stand beispielgebend für die Integration Lateinamerikas und der Karibik. Eine Integration, die durch die Zurückdrängung des politischen Einflusses der USA auf eine wirkliche Unabhängigkeit und Souveränität der lateinamerikanischen und karibischen Staaten abzielt und andererseits eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zugunsten der Völker und nicht im Sinne der Profitinteressen der großen Unternehmen anstrebt. Venezuela hat unter der Präsidentschaft von Hugo Chávez dieses Anliegen auch beispielgebend in die Tat umgesetzt und große solidarische Hilfe und Unterstützung für viele seiner lateinamerikanischen Nachbarn geleistet.

Wir sind sicher, daß die Vereinte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) und die Linke Venezuelas das Vermächtnis von Hugo Chávez in Ehren halten und fortführen wird. Sie können dabei auf unsere solidarische Unterstützung zählen.
Der Vorsitzende der DKP, Patrik Köbele, kondolierte am Mittwoch:
Die Deutsche Kommunistische Partei drückt dem Volk der Bolivarianischen Republik Venezuela und seiner Familie ihr Beileid zum Tod des Genossen Präsidenten, Hugo Chávez Frías, aus.

In diesem Moment des Schmerzes für die Arbeiterschaft und das ganze Volk der Bolivarianischen Republik Venezuela ist die DKP davon überzeugt, daß der Kampf um den Aufbau einer erfolgreichen sozialistischen Gesellschaft und für die Verteidigung der Interessen des venezolanischen Volkes gegen die Manöver des Imperialismus auch von seinem Nachfolger in den Ämtern der Leitung der Bolivarianischen Revolution weiterhin stark angetrieben werden.

Ihr sollt wissen, daß die deutschen Kommunistinnen und Kommunisten ebenso wie die internationale Solidarität die Fahne der Bolivarianischen Revolution hochhalten werden, die von Hugo Chávez Frías angetrieben wurde, immer Seite an Seite mit dem venezolanischen Volk und dabei die Zuneigung und die absolute Loyalität von Genossinnen und Genossen im Kampf nach vorn stellend.

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#3

RE: Chàvez hat Venezuela verändert-eine Legende wurde geboren

in News 07.03.2013 18:49
von Lisadill • 744 Beiträge

08.03.2013 / Ausland / Seite 6Inhalt
Reiche in Angst
Das Unumkehrbare und Hugo Chávez. Von Jacobo Rivero, Madrid
Von Übersetzung: André Scheer
Trauer um Hugo Chávez: Die Schlange der Menschen, die an
Trauer um Hugo Chávez: Die Schlange der Menschen, die an den in der Militärakademie von Caracas aufgebahrten ­offenen Sarg vorbeiziehen wollten, war schon am frühen Donnerstag morgen länger als sieben Kilometer
Foto: Reuters Photographer / Reuter
Eine Frau im Armenviertel La Vega in Caracas sagte mir vor sechs Jahren: »Dies hier ist unumkehrbar.« Ich hatte sie gefragt, was passieren würde, wenn Chávez sterben würde. Trotz einiger Medien und multinationaler Konzerne glaube ich, daß sie nicht unrecht hatte. Für die gesellschaftliche Mehrheit Venezuelas wird das Leben nie wieder schicksalhaft von Ausbeutung und Elend geprägt sein. Der »Prozeß« hat lange genug gedauert, um im Boden Wurzeln zu schlagen. Diese Frau sagte mir damals, daß sie nun erst gelernt habe, daß die Schwarzen, die Menschen wie sie, einst als Sklaven aus Afrika kamen. Mit ihren 50 Jahren hatte sie bis dahin geglaubt, daß es eben eine Art von Armut gäbe, die dunkler sei als andere. Doch diese Frau hatte gelernt, daß Ungerechtigkeit Gründe und Unwissenheit Ursachen hat.
Angst vor dem Volk
Im selben Barrio lernte ich eine HipHop-Gruppe kennen, die sich »Familia Negra«, »schwarze Familie«, nannte. Obwohl ihr Schicksal eigentlich gewesen wäre, irgendwann bei einer Schießerei ums Leben zu kommen, hatten die Veränderungen in ihrer Umgebung auch sie selbst verändert, sie waren Sozialarbeiter geworden. Wenig später lernte ich in Madrid einen anderen »Sozialarbeiter« kennen, einen Gegner von Hugo Chávez, der an der bis vor gar nicht langer Zeit hauptsächlich den Privilegierten vorbehaltenen Zentraluniversität Venezuelas studiert hatte. Er erzählte mir, daß ihm eine Arbeit in La Vega zugewiesen worden sei, aber aus Angst habe er das Viertel nie betreten. Es erschreckte ihn. Diejenigen, die immer regiert hatten, erlebten sich plötzlich selbst regiert. Die Armen können Angst machen, da war es besser, in Madrid von den Zinsen zu leben.

In Venezuela hat sich etwas seit jenen Wahlen 1998 verändert, in denen Hugo Chávez eine Kandidatin besiegte, die 1981 Miss Universum war: Irene Saez, die als Bürgermeisterin des exklusiven Hauptstadtbezirks Chacao Paaren das Küssen in der Öffentlichkeit verboten hatte. Botox-Politik: Entscheidend ist, wie etwas aussieht, nicht das, was dahintersteckt. In ihrem letzten Aufruf vor diesen Wahlen versuchten die Parteien, die jahrelang die Macht und die Schmiergelder untereinander aufgeteilt hatten, andere Schminke aufzulegen. Doch es war zu spät, sie sollten nie wiederkommen. 1998 gingen 63 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl, bei der Abstimmung zuvor waren es nur 30 Prozent gewesen. Bei den letzten Wahlen im vergangenen Oktober gingen 80 Prozent der Venezolaner zu den Urnen. Und Chávez gewann sie, wie alle Wahlen seit 1998, und das waren viele.

Das Motto »Das Erdöl gehört jetzt allen« war in ganz Venezuela in den letzten fast 15 Jahren immer wieder zu hören. Für einige waren die Mittel aus dem Erdöl nur Wahlkampfhilfe für den Chavismo. Seltsame Wahrnehmung: Ich lebe in einer Gemeinschaft, diese Gemeinschaft schafft kollektiven Reichtum. Dieser Reichtum schafft sozialen Wohlstand. Doch die Verteilung dieses Wohlstands ist Erpressung. Für die »internationale Gemeinschaft«, die Mehrheit der Weltpresse und, wenn nötig, die Sozialistische Internationale wäre etwas anderes normal: Ich lebe in einer Gemeinschaft, diese Gemeinschaft schafft kollektiven Reichtum. Der Reichtum geht an die ausländischen Unternehmen und drei, vier Leute von hier, die sich den Kuchen aufteilen.
Angst vor dem Virus
So kam der Virus auf. Und die Krankheit breitete sich aus. Sie steckte andere Länder der Region an, übersprang Flüsse und Meere. Sie stellte Fragen und forderte Debatten ein. Doch am wichtigsten: Sie machte denen Angst, die nie Angst gehabt hatten, seit sie in der Wiege lagen. Doch nun war denen, die die Wiege schaukeln mußten, nicht mehr zu trauen. In einem Amateurvideo, das vor dem Putsch 2002 zirkulierte, war eine Gruppe von Chávez-Gegnern aus der Oberschicht zu sehen, die einander vor der Gefährlichkeit ihrer Hausangestellten warnten: »Unter ihnen macht sich der Chavismo breit«. So etwas muß ein perverses und antidemokratisches System sein, purer Kommunismus, populistische Diktatur, reiner Haß.



Der Autor ist Europa-Korrespondent des lateinamerikanischen Fernsehsenders TeleSur

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#4

RE: Chàvez hat Venezuela verändert-eine Legende wurde geboren

in News 08.03.2013 14:54
von Lisadill • 744 Beiträge

Revolutionär aus Berufung

Venezuela Auch ohne Hugo Chávez wird die Bolivarische Revolution Bestand haben. Wem sie dienen wollte, das wurzelt tief im kollektiven Bewusstsein Lateinamerikas
Revolutionär aus Berufung

Er führte das Venezuela des 21. Jahrhunderts

Foto: Juan Barreto / AFP - Getty Images

Später hat Hugo Chávez bekannt, dass dieser 17. Dezember 1982 für ihn eine Zäsur gewesen sei. Er war zu diesem Zeitpunkt Hauptmann der Fallschirmjäger, nahe Samán del Guere stationiert und von seinem Regimentskommandeur spontan beauftragt worden, vor 1.000 Soldaten und Offizieren eine Rede zu halten, um den Kampfauftrag der Einheit für den Ernstfall zu begründen. Chávez sprach ohne Manuskript. Mehr noch, er nutzte die Gelegenheit zu einem Exkurs über die aus seiner Sicht unbefriedigende Situation Lateinamerikas. Seinerzeit gab es in Staaten wie Argentinien, Chile, Bolivien und Brasilien Militärdiktatoren, die nicht nur jeden Hauch von Humanität vermissen ließen und sich wie Obristen benahmen, sondern auch als verlässliche Gefolgschaft der USA galten. Chávez nannte das einen Schlag ins Gesicht von 200 Jahren Unabhängigkeit. Die Hörigkeit gegenüber den Amerikanern könne so nicht länger hingenommen werden.

Seine Zuhörer folgten ihm aufmerksam, aber ohne Reaktion. Als der Redner vom Podium kam, donnerte der Kommandeur: „Man könnte meinen, Sie sind ein Politiker!“ Ein Offizier, von dem man wusste, dass er zu Chávez' Freunden zählte, entgegnete spontan: „Sie irren sich, Herr Kommandant, Chávez ist durchaus kein Politiker. Er ist ein Hauptmann der heutigen Generation ...“ Daraufhin ließ der Kommandeur die Truppe strammstehen, um sie zu vergattern, über das Gehörte Stillschweigen zu bewahren.
El Caracazo

Zehn Jahre später versuchte Hugo Chávez zum ersten Mal, durch einen Putsch die Regierung zu stürzen. Was misslang, ihm jedoch viel Popularität eintrug, die Werte zwischen 60 und 70 Prozent erreichte. Der damalige Präsident Rafael Caldera von der christdemokratischen COPEI hatte Vertrauen eingebüßt, weil es ihm nicht gelungen war, die sozialen Missstände wenigstens einzudämmen, die zum Volksaufstand, dem El Caracazo, im Februar 1989 geführt hatten. Die Armenviertel von Caracas begehrten gegen steigende Lebensmittelpreise auf. Als es zu Plünderungen kam, ließ der sozialdemokratische Staatschef Carlos Andrés Perez den Aufruhr kurzerhand zusammenschießen. Bis heute konnte nicht endgültig ermittelt werden, wie viele Opfer es damals gab. Mindestens 1.000 Tote sollen es gewesen sein. Vielleicht viel mehr, fast 3.000, sagen manche Quellen.

Für Hugo Chávez war dieses Aufbegehren der letzte, entscheidende Anstoß, alles zu tun, um die Venezuela seit Jahrzehnten beherrschenden Oligarchien zu entmachten. Auf legalem demokratischen Wege gelang ihm das schließlich mit der Präsidentenwahl vom Dezember 1998, als er mit 56 Prozent triumphierte und keine Stichwahl brauchte – was auch für alle weiteren Voten galt, die ihn 2000, 2006 und zuletzt im Oktober 2012 im Amt bestätigten.

Die 1999 beginnende Bolivarische Revolution kam übrigens nie vom Weg der demokratischen Tugend ab. Gewalt kam von Chávez' Gegnern. Damit sind nicht nur die Putschisten vom 12. April 2002 gemeint, die ihn aus dem Weg räumen wollten und im Namen schuldbeladener Eliten handelten, denen die Privilegien abhanden kamen. Einem ökonomischen Gewaltakt kam auch eine Kapitalflucht gleich, der sofort mit der ersten Chávez-Präsidentschaft Ende 1998 begann und mit 90 Milliarden Dollar damals das Dreifache der Auslandsverschuldung Venezuelas betrug, während zwei Drittel der Venezolaner unter der Armutsgrenze lebten. Um so mehr verdienen die ersten Maßnahmen aus dem Jahr 1999 erinnert zu werden: Es gab Rentenzahlungen für alle Venezolaner über 65, einen besseren Kündigungsschutz, eine Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden und eine medizinische Grundbetreuung, die fortan nichts mehr kostete. Dafür musste es sich Chávez gefallen lassen, im Namen eines abendländischen Wertekanons als „Sozialdiktator“ diffamiert und mit Muammar al-Gaddafi oder Benito Mussolini verglichen zu werden. Hoffentlich hat ihn auch das in seiner Konsequenz bestärkt.
Vorbild Bolivar

Es ist dem Visionär Chávez zu verdanken, dass sich Lateinamerika heute mit nie gekanntem Selbstbewusstsein präsentiert, den USA die Stirn bietet und ein Verständnis von Souveränität und Würde in sich trägt, das die Befreier vom spanischen Kolonialismus im 19. Jahrhundert beflügelt hat.

Deshalb berief sich Chávez von Anfang an auf Nationalhelden wie Simon Bolivar und José Marti und hielt sich an ihre Idee von der Integration der Völker. Vom Geist des patriotischen Aufbruchs inspiriert, fand er Gehör, erwarb sich Respekt und konnte Gleichgesinnte überzeugen: Evo Morales, den ersten indigenen Präsidenten Boliviens, wie den klugen Wirtschaftsreformer Rafael Correa an der Spitze Ecuadors. Mit dem Bolivarismus des 21. Jahrhunderts sympathisierten das Brasilien des einstigen Gewerkschaftsführers und späteren Präsidenten Lula da Silva, das linksperonistische Argentinien oder das von der linken Frente Amplio regierte Uruguay, aber auch Paraguay und Chile. Selbst Präsident Juan Manuel Santos hat für das mehr den USA verbundene Kolumbien nach dem Tod des Comandante gewürdigt, wie der den dekolonisierenden Wandel eines Kontinents vorangetrieben hat. Wollte man sich dafür der Worte des chilenischen Dichters Pablo Nerudas aus seinem Poem der Große Gesang bedienen, müsste man von jenem Baum sprechen, „dessen Wurzeln voller Leben“ und „von Blut genährt“ sind – „der Baum der Freien, der Erdenbaum, der Wolkenbaum, der Baum des Brots ...“ Dieses Vermächtnis des Hugo Chávez lebt fort. Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Gerechtigkeit wird Lateinamerika kaum jemals wieder aufgeben.
Zerreißproben möglich

Doch was wird aus Venezuela? Aus einem Chávismo ohne Chávez? Der Regierungsstil, jener unverbrauchte Caudillismo, wie ihn dieser Präsident bis zum Beginn seiner Erkrankung vor zwei Jahren gepflegt hat, erlaubte keine alternativen Führungspersönlichkeiten. Erst im Dezember, vor seinem letzten Flug zur medizinischen Behandlung nach Kuba hat ein sichtlich müder Chávez zu verstehen gegeben, dass er sich Vizepräsident Nicolas Maduro als Nachfolger wünsche.

Wie sich der Ex-Militär Chávez in 14 Regierungsjahren im Staat Venezuela durchgesetzt hat, tat er es auch in der eigenen Bewegung. Lange Zeit gleang es, die verschiedenen Strömungen des Bolivarismus nicht auseinander driften zu lassen, sondern zu moderieren. Ob das auch Maduro vermag? Die 2008 gegründete Vereinte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) trat bisher eher als Wahlverein in Erscheinung und blieb die programmatische Intuition schuldig. Durch parteiinterne Voten wurde entschieden, wer für einen Gouverneursposten oder ein Bürgermeisteramt kandidiert. Die PSUV wirkt bis heute wie eine Klientel-, nicht wie eine Avantgarde-Partei, die sich ausreichend um bisherige Alliierte wie die PTT (Vaterland für alle) oder die Kommunistische Partei (PCV) bemüht, die beim Putschversuch 2002 jene Massen von Demonstranten mobilisierten, die Chávez Rückkehr an die Macht erzwangen.

Belastungen, möglicherweise Zerreißproben für das post-chavistische Lager sind absehbar, gab es doch unter Chávez keinen Strukturwandel für die venezolanische Ökonomie. Die Sozialprogramme wurde aus den nach wie vor üppigen Erdöleinnahmen finanziert, doch scheint die Praxis einer radikalen Umverteilung allein noch kein allzeit belastbares ökonomisches Prinzip für ein eigenständiges Gesellschaftsmodell, wie es der Revolutionär Hugo Chávez mit seinem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" im Blick hatte.

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#5

RE: Chàvez hat Venezuela verändert-eine Legende wurde geboren

in News 09.03.2013 21:05
von Lisadill • 744 Beiträge

¡Hasta siempre!
Hugo Chávez widmete sein Leben der Schaffung einer besseren Gesellschaft
Von Mumia Abu-Jamal

Hugo Chávez kam aus den bescheidenen Verhältnissen der Armenviertel Venezuelas, in denen viele Millionen Menschen ihr Leben fristen mußten. Als junger Mann ging er in die Armee, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und weil er dem Volke dienen wollte. Im Februar 1992 organisierte er mit einer Gruppe von Offizieren der mittleren Ränge einen Staatsstreich gegen das korrupte Regime des Präsidenten Carlos Andrés Pérez. Das Unterfangen scheiterte, und Chávez wurde als Anführer zwei Jahre ins Gefängnis gesperrt. Doch schon wenige Jahre später wurde er zum Präsidenten Venezuelas gewählt, und er machte sein Land zur revolutionären Heimat des lateinamerikanischen Befreiers Simón Bolívar, der im früheren 19. Jahrhundert gegen die spanische Kolonialherrschaft gekämpft und die Unabhängigkeit Lateinamerikas errungen hatte.

Für Chávez war die Unabhängigkeit Venezuelas gleichbedeutend mit ökonomischer Unabhängigkeit, und diese wiederum war Voraussetzung dafür, die reichen Bodenschätze des Landes zur Linderung der wachsenden Not der Bewohner der »Barrios«, der Armenviertel, zu nutzen. Als dieses Programm unter seiner Regierung konsequent umgesetzt wurde, war das Geschrei der reichen Eliten und ausländischer Investoren groß. Am 12. April 2002 inszenierten eben diese Kräfte mit Unterstützung der USA einen Putsch gegen den Präsidenten, der jedoch wegen des spontan organisierten Volkswiderstandes im Ansatz steckenblieb. Schon nach drei Tagen konnte die gewählte Regierung Chávez mit Unterstützung einer breiten Massenbewegung ihre Arbeit fortsetzen.

Dem Schutz seiner Anhänger aus den Armenvierteln von Caracas verdankte Hugo Chávez sein Leben, seine Präsidentschaft und seine Vision. Sie retteten sein Leben, weil er sich für die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse einsetzte. Nachdem er den Mordplänen seiner Gegner entgangen war, widmete der Präsident, Comandante Hugo Chávez, sein Leben der Sache des Sozialismus und verwendete die Einkünfte aus den venezolanischen Ölquellen darauf, eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen gleich sind. Dreizehn Jahre arbeitete er daran, die Politik der Bolivarischen Revolution zu vertiefen, und bewirkte damit einen Aufschwung der Linken in ganz Lateinamerika.

Hugo Chávez, der Putsche und Gegenputsche überlebte, verlor jetzt seine letzte Schlacht gegen den Krebs. Er starb am 5. März 2013 im Alter von 58 Jahren.

Übersetzung: Jürgen Heiser

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RE: Chàvez hat Venezuela verändert-eine Legende wurde geboren

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von Lisadill • 744 Beiträge

12.03.2013 / Abgeschrieben / Seite 8Inhalt
»Wir haben unseren besten Freund verloren«
»Wir haben unseren besten Freund verloren« – Reflexionen von Fidel Castro Ruz vom 11. März:
Am 5. März starb in den Nachmittagsstunden der beste Freund, den das kubanische Volk in seiner Geschichte gehabt hat. (…) Uns bleibt die Ehre, mit dem bolivarischen Anführer dieselben Ideale von sozialer Gerechtigkeit und von der Hilfe für die Ausgebeuteten geteilt zu haben. Die Armen sind in jedem Teil der Welt die Armen.

»Venezuela, sag mir, wie ich helfen kann, es hat in mir einen Sohn«, proklamierte der Nationalheld und Apostel unserer Unabhängigkeit, José Martí, ein Reisender, der, ohne sich vom Staub der Reise zu reinigen, fragte, wo das Denkmal für Bolívar war.

Martí kannte das Monster, weil er in dessen Eingeweide gelebt hatte. Ist es möglich, die tiefen Worte zu ignorieren, die er am Vorabend seines Todes in der Schlacht in den unvollendet gebliebenen Brief an seinen Freund Manuel Mercado gegossen hat? »Ich bin jeden Tag in Gefahr, mein Leben für mein Land zu geben – das habe ich verstanden und dazu habe ich den Mut – und für meine Pflicht, durch die Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, daß sich die Vereinigten Staaten auf die Antillen ausdehnen und mit dieser zusätzlichen Kraft über unseren Boden Amerikas herfallen. Alles, was ich bis heute getan habe und noch tun werde, ist darauf gerichtet. Das mußte schweigend und indirekt geschehen, denn es gibt Dinge, die man, um sie zu erreichen, verdeckt angehen muß …«

Es waren damals 66 Jahre vergangen, seit der Befreier Simón Bolívar schrieb: »Die Vereinigten Staaten scheinen von der Vorsehung dazu verdammt zu sein, Amerika im Namen der Freiheit mit Elend zu überziehen.«

Am 23. Januar 1959, 22 Tage nach dem Sieg der Revolution in Kuba, besuchte ich Venezuela, um dessen Volk und der Regierung, die die Macht nach der Diktatur von Pérez Jiménez übernommen hatte, für die Übersendung von 150 Gewehren Ende 1958 zu danken. Ich sagte damals: »Venezuela ist das Vaterland des Befreiers, in dem die Idee von der Union der Völker Amerikas entwickelt wurde. Venezuela muß das führende Land der Union der Völker Amerikas sein; wir Kubaner unterstützen unsere Brüder aus Venezuela. Ich habe von diesen Ideen nicht gesprochen, weil mich irgendwelche persönlichen Ambitionen oder Ruhmessucht leiten würden, denn schließlich und endlich bleibt das Streben nach Ruhm nichts anderes als Eitelkeit und, wie Martí sagte, ›Aller Ruhm der Welt hat Platz auf einem Maiskorn‹. Wenn ich also gekommen bin, um so zum Volk von Venezuela zu sprechen, dann weil ich ehrlich und zutiefst denke, daß, wenn wir Amerika retten wollen, wenn wir die Freiheit jeder einzelner unserer Gesellschaften retten wollen – die letztlich Teil einer großen Gesellschaft sind, der Gesellschaft Lateinamerika –, und wenn wir die Revolution Kubas und die Revolution Venezuelas und die Revolution aller Länder unseres Kontinents retten wollen, wir uns annähern und uns fest unterstützen müssen, denn allein und zersplittert werden wir scheitern.«

Das sagte ich an jenem Tag und heute, 54 Jahre danach, bekräftige ich es!

Ich muß in diese Liste lediglich die übrigen Völker der Welt einfügen, die in mehr als einem halben Jahrhundert Opfer von Ausbeutung und Ausplünderung wurden. Dagegen kämpfte Hugo Chávez.

Nicht einmal er selbst ahnte, wie groß er wirklich war. Hasta la victoria siempre, unvergeßlicher Freund!

Übersetzung: RedGlobe
Ulrich Maurer, stellvertretender Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, zum SPD-Parteiprogramm:
»Elf der letzten 14 Jahre war die SPD an der Macht. Da sollte Peer Steinbrück einmal Rückgrat und Verantwortung zeigen. Wahre Reue und Bekenntnis der eigenen Fehler wären ein Beginn von Glaubwürdigkeit. Statt dessen aber feiert die SPD-Führung den Jahrestag der Agenda 2010. Und das ist ehrlich, denn sie will die Rentenkürzung beibehalten, die sich heute Rente mit 67 nennt.

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