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#1

Ellenbogengesellschaft

in Scham & Ehre 07.02.2013 12:13
von Lisadill • 744 Beiträge

Zu ner Sendung von Markus lanz (im Freitag entdeckt)

Das Kuckucksei

Sexismus-Debatte "Schwänze fressen", aber erhobenen Hauptes irgendwo rauskommen wollen? Geht das? Ein Text über's Erniedrigen und erniedrigt werden am Einzelfallbeispiel.

Vielleicht ist es Zufall, dass die in der Anmoderation als "Die wunderbare Katrin Sass" gefeaturte Schauspielkünstlerin Katrin Sass (Jahrgang 1956) in einer Talkrunde, in der über Sexismus geredet werden sollte, völlig aus der Haut fährt und den "Dschungelkönig" Peer Kusmagk (Jahrgang 1975) - aus dem scheinbaren Nichts heraus - u.a. mit den Worten anfällt:

"Das wird mal Zeit, mein Junge, du! Dass du dir mal überlegst, was du hier machst (...)!"

Vielleicht ist es aber auch kein Zufall, dass ausgerechnet dieser Tage eine etablierte, "wunderbare Künstlerin" wie Katrin Sass, die laut eigenen Angaben weiß, wie die Dinge im Allgemeinen laufen, weil sie selbst einmal "ganz unten" war, ihre Felle davon schwimmen sieht, wenn irgendein dahergelaufenes, gebildetes, weltoffenes, reflektiertes und ein wenig frauenversteherisch und devot auftretendes Kerlchen (Typ Schwigermutters Liebling) neben ihr zu Wort kommt.

Vielleicht bedroht ihr Jüngelchen, das ganz offensichtlich nicht nur gut aussieht, sondern dazu auch noch freundlich und intelligent zu sein scheint (Achtung: Sexismus vom Allerfeinsten!), die Projektionsfläche, die es einer Katrin Sass immer so schön einfach gemacht hat, sich als 'starke Frau als solche' profilieren zu können. Wobei dieses "stark" in "starke Frau" ja immer meint, dass man gegen den Mann im Allgemeinen als Frau im Allgemeinen nicht anzuleben vermag, so man eben nicht "stark" im Sinne von "wunderbar" ist. (Was ist nur in diesen Blogger gefahren?)

Ja warum? Vielleicht kotzt es sie geradezu an, neben ein Bengelchen gesetzt zu werden, das respektvollen, zwischenmenschlichen Umgang... Momentchen ...als junger Mann betrachtet doch bitteschön nur zu heucheln in der Lage ist. Dass es anders sein könnte, so weit käme es wohl gerade noch. (Warum spielt dieser Blogger einen bedauerlichen Einzelfall so in den Vordergrund?)

"Seitdem ich im Fernsehen bin, gehen mich alle Frauen an! Ich kann mich nicht mehr retten!", äfft die "Wunderbare" den "Abgehalfterten" in einer Weise an, dass Rettung vor Fremdscham in dieser Szene als Ding der Unmöglichkeit erscheint.

Als Kusmagk fragt, ob Sass es in Ordnung fände, dass er - so angefahren - nun am ganzen Leib zittere, brüllt sie also: "Das wird mal Zeit, mein Junge, du! Dass du dir mal überlegst, was du hier machst (...)!" Irgendwie ohne einen Funken Empathie oder einen Moment der Selbstreflexion. Ganz großes Kino, Frau Sass, ehrlich.

Nun wird männlicherseits kein Aufschrei (ungleich Anschrei) über eine Frau in exponierter Position durch die Repubik gehen, die sich einem beruflich - ihrer Meinung nach offensichtlich - schwächer gestellten Kollegen gegenüber aufführt, dass man kaum von etwas anderem als einem Kuckucksei in der #Aufschrei-Sache sprechen kann. Das ist doch wohl klar.

Der wird ausbleiben. Die abkanzelnden Fragen werden lauten: Wer ist eigentlich Katrin Sass? Und wer zum Kuckuck ist Peer Kusmagk? Kommt mal alle wieder runter!

Genau! Wer sind eigentlich diese ganzen Leute (Brüderle und Himmelreich und wie sie alle heißen), die auf der öffentlichen Bühne und in Großraumbüros leben, um ihr eigenes Profil zu Ungunsten des Profils ihrer Nächsten zu schärfen? Ist das noch Sexismus oder schon durchneoliberalisierte Post-Ellenbogengesellschaft?

Und wem zum Henker obliegt eigentlich die Deutungshoheit darüber, was Kunst ist? Kann man das nicht wenigstens mal abschließend klären, verdammt?

Händeringend, euer Janto (sexiest Blogger alive)

P.S.: Leider nicht mehr allzu lange, weil nun schon 34 Jahre alt. Werde meinen Kampf um Aufmerksamkeit demnächst also auch mit anderen Mitteln führen müssen. Es bleibt dementsprechend spannend. Watch out.

P.P.S.: Wie blöd man denn eigentlich sein muss (und wie weit wir denn langsam wären), dass man Schwänze fresse, aber erhobenen Hauptes irgendwo raus kommen wolle, schreit die Sass in Extase. Wie tragisch ist das denn?

P.P.P.S.: Kalle: "Homophober und femiphober Sexismus basieren auf der selben Angst eines patriachalen Männer- und Menschenbildes, dass insgeheim weiß, wie brüchig und absurd es ist." link Magda: "So isses" link Janto: "So isses." link

Wenn sich diese Drei mal einig sind, dachte ich, ist das eine Bemerkung wert.

P.P.P.P.S.: Ende.

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