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#1

Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 02.01.2012 12:09
von Jim Bob • 494 Beiträge

Deutschland ist auf gutem Weg vom Atom-, Kohle- und Ölstaat zum Solarstaat. 2011 lieferten die erneuerbaren Energien etwa 21% des Stromverbrauchs. Die Photovoltaik hat auch 2011 wie schon 2010 den größten Sprung nach vorn gemacht. Rund 3.5% des Stroms liefert bereits die Sonne.

An sonnigen Tagen deckt sie schon bis zu 20% des deutschen Strombedarfs und damit einen Großteil der Tagesspitze im Verbrauch.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Fraunhofer-Instituts ISE - Dr. Harry Wirth (Download hier) zum Jahresende. Besonders interessant und wichtig ist ein Preisvergleich des Photovoltaik-Stroms mit Haushaltstrom aus der Steckdose.

Demnach ist seit dem dritten Quartal der Strom vom eigenen Dach preisgünstiger als der Haushaltstrom (24,7 Cent zu 24,67 Cent pro Kilowattstunde). Diese sogenannte Grid Parity hatten selbst optimistische Sonnen-Fachleute erst für 2012/2013 erwartet.

2007 kostete eine Kilowattstunde Solarstrom noch 49 Cent gegenüber 19 Cent für Haushaltstrom. Diese Preisentwicklung zugunsten des Sonnenstroms wird sich auch 2012 und in den Folgejahren fortsetzen.

Hinzu kommen beim Haushaltstrom immense Folgekosten durch die Klimaveränderung oder durch Atomgefahren und Atommüll, die bei erneuerbaren Energien entfallen.


Quelle: http://www.sonnenseite.com/Erneuerbare+E...m,5,a21039.html



Der Solarstrom hat in diesem Jahr die Wasserkraft überholt!
.


+++ Jim Bob ist Moderator des Forum unsere Zukunft +++

„Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.“
Marie Curie

zuletzt bearbeitet 03.01.2012 22:54 | nach oben springen

#2

RE: Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 03.01.2012 01:49
von Jim Bob • 494 Beiträge

Ich habe mal spaßeshalber die Kurven für Wind-, Solar- und Biomassestrom linear bis 2020 fortgeführt:


Bei dieser durchaus realisierbaren Annahme hätten wir 2020 einen Anteil von mehr als 50% regenerativ erzeugtem Strom!


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zuletzt bearbeitet 03.01.2012 01:50 | nach oben springen

#3

RE: Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 03.01.2012 12:46
von Solarteur • 315 Beiträge

Ich hatte bereits in einem anderen Beitrag darauf verwiesen, dass diese Aussage noch NICHT richtig ist:

der genannte Strompreis versteht sich INKLUSIVE 19% MWSt. , der Vergütungs-Satz jedoch ZUSÄTZLICH, d.h. dazwischen liegen 19% Prozentpunkte...

Weiterhin gibt es immer noch Anbieter, die unter 24 Cents liegen.


weniger ist mehr...

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#4

RE: Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 04.01.2012 21:20
von Lisadill • 744 Beiträge

Solarstrom mit Zukunft
Deutliche Zuwachsraten, günstigere Anlagen, sinkende Preise: Sonnenkraft wird in BRD stärker genutzt. Trotz Störfeuers aus Union und FDP
Von Wolfgang Pomrehn


Erinnert sich noch jemand an die Unkenrufe der AKW-Betreiber, als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Frühjahr ihre Kehrtwende in der Atompolitik vollzog? Deutschland drohe die Stromlücke, hieß es, als die Bundesregierung nach der mehrfachen Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima die erst im Sommer 2010 durchgeboxte Laufzeitverlängerung für Atommeiler zurücknahm. Besonders vor dem grauen Spätherbst versuchten die Sprecher der großen Stromkonzerne, den Bürgern Angst zu machen. Wenn der Verbrauch besonders hoch sei und bei nebligem Wetter weder Solar- noch Windkraftanlagen Strom lieferten, dann drohe das Netz zusammenzubrechen, weil der Bedarf nicht mehr gedeckt werden könne, hieß es.

Derlei Wetterlagen gab es tatsächlich, aber siehe da: Der Weltuntergang blieb aus und der Netzzusammenbruch ebenso. Statt dessen hat Deutschland nach der Stillegung von acht AKW seit März weiterhin mehr Strom »produziert« als verbraucht. Auch 2011 war das Land Nettostromexporteur, rund sechs Milliarden Kilowattstunden (kWh), rund ein Prozent der zur Verfügung stehenden Menge, wurden ans Ausland geliefert.

Mehr noch: Die erneuerbaren Energieträger erlebten ein neues Rekordjahr. Auf ein rundes Fünftel belief sich der Anteil der aus Wind, Sonne, Wasser, der Verbrennung von Biogas und der organischen Anteils des Hausmülls gewonnenen Elektroenergie am Bruttostromverbrauch. Rechnet man aus diesem den Eigenbedarf der Kohle- und Atomkraftwerke heraus, dann war er sogar noch einige Prozentpunkte höher. Damit trugen die sauberen Energieträger, deren Quote ein Jahr zuvor noch bei 17 Prozent gelegen hatte, erstmalig mehr zur Stromversorgung bei als die verbliebenen Atomkraftwerke. Auch der Anteil der Steinkohle lag niedriger.

Solarstrom lieferte mit knapp 19 Milliarden kWh einen Beitrag von immerhin drei Prozent. Vollkommen irrelevant nannte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs, das kürzlich im Handelsblatt. Der Mann scheint in der Schule nicht aufgepaßt zu haben. Denn die Stromproduktion der Solaranlagen wuchs in den fünf Jahren von 2007 bis 2011 im Durchschnitt um gut 50 Prozent, zuletzt legte sie gar um 60 Prozent zu. Angenommen, das Wachstum verlangsamt sich in den nächsten Jahren ein wenig auf durchschnittlich 30 Prozent. Dann würden Solaranlagen im Jahre 2020 rund 50 Milliarden kWh liefern, womit sich knapp zehn Prozent des Nettobedarfs decken ließe.

Irrelevant kann das eigentlich nur nennen, wer den Erfolg der Solarindustrie kleinreden und ihren Boom ausbremsen will. Und genau darum geht es dem Unionspolitiker, der sich darin mit dem Wirtschaftsflügel seiner Partei und dem schwindsüchtigen Koalitionspartner FDP einig weiß. Fuchs hat gemeinsam mit FDP-Chef Philipp Rösler und einigen anderen zum Sturm auf die Sonnenenergiebranche geblasen. Im Handelsblatt forderte er, den Bau neuer Solaranlagen auf künftig 0,5 Gigawatt jährlicher Kapazität zu begrenzen. Gegenüber 2011 wäre das eine Reduktion von schätzungsweise 90 Prozent. Das würde nicht nur für die »Energiewende« eine Katastrophe bedeuten, sondern auch mehrere zehntausend Arbeitsplätze im Dachdecker- und Elektrohandwerk kosten, das derzeit mit der Installation neuer Anlagen beschäftigt ist.

Das Motiv ist klar. Die »Erneuerbaren« insgesamt mausern sich derzeit trotz AKW-Teilausstieg vom Nischenprodukt zur ernsthaften Konkurrenz der großen Stromkonzerne. Geht die Entwicklung in diesem Tempo weiter, so könnten sie 2020 bereits die Hälfte des Bedarfs abdecken, hat die Bundesnetzagentur kürzlich festgestellt. Ein entsprechendes Szenario soll den Plänen zum Ausbau der Netze zugrunde gelegt werden. Tritt das aber ein, dann würden sich viele der Großkraftwerke der Konzerne nicht mehr rentabel bewirtschaften lassen, weil sie zu wenig Strom absetzen könnten. Entsprechend wird das Sperrfeuer gegen die intensivere Nutzung erneuerbarer Energieträger verstärkt.

Zeitweise ist der Beitrag der sauberen Stromquellen schon jetzt beachtlich: Am Dienstag dieser Woche zum Beispiel haben Sonne und Wind zur Hauptverbrauchszeit um den Mittag herum rund 48 Prozent des Bedarfs gedeckt. Bundesweit. Am heutigen Donnerstag dürfte es, während ein weiteres windreiches Tiefdruckgebiet durchzieht, ganz ähnlich aussehen.

Fuchs und Rösler argumentieren bei ihrem Feldzug gegen die Solarenergie vor allem mit deren vermeintlich unkontrollierbaren Kosten. Damit ist es allerdings nicht mehr allzu weit her. Zum 1. Januar ist die Vergütung für Solarstrom aus neu errichteten Anlagen um weitere 15 Prozent abgesenkt worden. Inzwischen gibt es je nach Größe und Standort der Anlage nur noch 17,94 bis 24,43 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Vor zwei Jahren betrug die Spanne noch 28,43 bis 39,14 ct/kWh. Schon zum 1. Juli 2012 wird die Vergütung für die ab diesem Termin errichteten Anlagen erneut absinken, voraussichtlich um neun Prozent. Und ein halbes Jahr später folgt bereits die nächste der Kürzungen um so stärker ausfallen, wobei die je mehr Anlagen zuvor errichtet wurden.

Möglich ist diese enorme Verbilligung durch den starken Rückgang der Preise für Solarmodule geworden, die sich allein 2011 nahezu halbiert haben und aller Voraussicht nach weiter sinken werden. Diese Energiequelle steht damit kurz vor ihrem endgültigen Durchbruch, und die Initiative der Konzernfreunde aus dem Koalitionslager muß als Versuch gewertet werden, diesen noch möglichst lange hinauszuzögern.

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#5

RE: Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 05.01.2012 10:04
von Solarteur • 315 Beiträge

Der gute Mann vergisst, dass die Modulpreise teilweise unter den SK liegen = ruinöser Verdrängungswettbewerb, den auf Dauer nur die Subventionierten Chinesen durchhalten können! Und wenn sie dann alleine sind, werden deren Preise steigen, wie auch bei den seltenen Erden!


weniger ist mehr...

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#6

RE: Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 15.01.2012 20:15
von Lisadill • 744 Beiträge

Von Rekord zu Rekord
Erneuerbare Energieträger mausern sich zu ernsthaften Konkurrenten der Atom- und Kohlekraftwerke. Entsprechend verschärft sich die gegen sie gerichtete Kampagne
Von Wolfgang Pomrehn

Im Dezember wurden so viele Photovoltaikanlagen wie nie auf deutsche Dächer geschraubt

Wie sich die Zeiten ändern. Vor ein paar Jahren hieß es noch, Windräder und Solaranlagen würden niemals einen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten können. Neuerdings aber geht den Freunden der Atomkraft und der Großkraftwerke die Entwicklung offenbar zu schnell. Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft haben die Wind energieanlagen im Dezember wegen der anhaltend starken Westwinde einen neuen Monatsrekord in der Stromproduktion aufgestellt. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger am deutschen Bruttostromverbrauch wird 2011 damit etwas über 20 Prozent gelegen haben. Zieht man den nicht unerheblichen Eigenverbrauch der Atom- und Kohlekraftwerke ab, so haben Wind, Sonne und Co. im letzten Jahr schon fast ein Viertel des Bedarfs abgedeckt.
Lobbyistengezeter

Entsprechend laut ist das Gezeter der Stromkonzerne und ihrer Lobby, die eine veritable Konkurrenz für Kohle und Atom heranwachsen sehen. Wie vergangene Woche berichtet, waren Energieimporte aus Österreich in Medienberichten der Windenergiebranche in die Schuhe geschoben worden. Ihr Strom habe die Netze verstopft, weshalb ein Versorgungsengpaß in Bayern mit Einfuhren habe überbrückt werden müssen. Jetzt hat die Deutsche Umwelthilfe darauf hingewiesen, daß in der fraglichen Zeit am 8. und 9. Dezember in Bayern und Hessen ausreichende Kapazitäten bereitstanden, aber nicht genutzt wurden. Mehrere hochflexible Gaskraftwerke hätten angeworfen werden können, dies sei aber offensichtlich vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen nicht nachgefragt worden.

Mehr noch als auf die Windenergie hat sich die Konzernlobby aber derzeit auf die Photovoltaik eingeschossen, das heißt auf Solaranlagen, die die Energie der Sonneneinstrahlung direkt in elektrische Spannung umwandeln. Von »Kostenexplosion«, »fehlerhaftem System« und »Sonnenkönigen in der Defensive« raunt es derzeit im Blätterwald. Das besonders Bizarre an der ganzen Aufregung ist ihr Grund. Nicht, daß die »Energiewende« nicht vorankomme, wird problematisiert, sondern das Gegenteil.

Im Dezember wurden so viele Solaranlagen wie nie zuvor auf bundesdeutsche Dächer und Flächen geschraubt. Der Grund war die Absenkung der Vergütung für Sonnenstrom um weitere 15 Prozent. Für elektrische Energie aus Photovoltaikanlagen, die ab dem 1. Januar ans Netz gehen, gibt es je nach Anlagengröße nur noch 17,94 bis 24,43 Cent pro Kilowattstunde. Und zum 1. Juli wird die Vergütung für dann neu errichtete Anlagen noch einmal um 15 Prozent abgesenkt werden.

Aufgrund des starken Jahresendbooms war der Zubau mit einer Gesamtleistung von vermutlich 7,5 Gigawatt (GW) sogar noch etwas größer als im bisherigen Rekordjahr 2010. Eine Leistung von 7,5 GW bedeutet, daß diese Anlagen bei maximaler Auslastung in einer Stunde 7,5 Millionen Kilowattstunden Strom liefern, was dem Jahresbedarf von knapp 2000 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Aufgrund der vielen Neuanlagen ist damit zu rechnen, daß die Photovoltaik in diesem Jahr bereits etwas über vier Prozent des Bruttostrombedarfs abdecken wird. Im vergangenen Jahr waren es drei Prozent.

Besonders bemerkenswert ist, daß der Solarboom aller Voraussicht nach trotz der starken Absenkung der Vergütung auch in diesem Jahr weitergehen wird. Das liegt daran, daß die Preise für Solarmodule, die das Herz der Anlagen bilden, stark rückläufig sind. Im vergangenen Jahr haben sie sich je nach Typ und Herkunftsland um 32 bis 45 Prozent verbilligt. Ursachen ist neben der Kostenreduktion durch Massenproduktion und technischen Fortschritt auch der Preiskampf aufgrund erheblicher Überkapazitäten auf dem Weltmarkt.
Falsche Kostenrechnung

Glaubt man den Skeptikern und Gegnern der Solarindustrie, dann ist das Problem gerade der fortgesetzte Boom, weil dadurch die Stromrechnungen erheblich verteuert würden. Der Vergleich mit anderen Kraftwerkstypen zeigt, daß das Argument wenig Substanz hat. Jede Kilowattstunde Atom- und Kohlestrom kostet die Gesellschaft etwa zwölf Cent, wenn alle Umweltschäden, die Renaturierung der Braunkohletagebaue, der Entsorgungsaufwand für den radioaktiven Müll und die Ewigkeitskosten des Bergbaus an Ruhr und Saar mit gerechnet werden. Zu letzteren gehören zum Beispiel jene 55 Millionen Euro, die im Ruhrgebiet jährlich zum Beispiel für das Abpumpen von Grundwasser aufgebracht werden müssen, weil sich aufgrund des Bergbaus in der Region der Boden großflächig um bis zu 25 Meter abgesenkt hat.

Energie aus Solaranlagen, die im ersten Halbjahr 2012 ans Netz gehen, wird also für die Gesellschaft im Schnitt nur noch um etwa elf Cent pro Kilowattstunde teurer sein als konventionelle. Und ab Juli wird die Vergütung weiter abgesenkt. Der Bundesverband Solarenergie geht entsprechend in einer kürzlich vorgestellten Studie davon aus, daß bei weiter kräftigem Ausbau die Solar energie den Strom für den Endverbraucher bis 2016 um maximal einen knappen halben Cent pro Kilowattstunde verteuern kann. Daß der Strom bis dahin dennoch voraussichtlich im Schnitt um etwas über vier Cent teurer wird, hat vor allem mit steigenden Netzentgelten, höherer Stromsteuer und anderen Faktoren zu tun.

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#7

RE: Solarstrom bereits billiger als Haushaltstrom

in Sonne 12.02.2012 22:09
von Lisadill • 744 Beiträge

Pure Demagogie

Deutscher Solar- und Windstrom hilft, Engpässe in Frankreich zu überbrücken. Medienkampagne verdreht Tatsachen. Angebliche Versorgungsengpässe hat es nie gegeben
Von Wolfgang Pomrehn

Fast wirkt es wie bestellte Begleitmusik. Am vergangenen Freitag traf sich der CDU-Wirtschaftsrat, um mit drastischen Worten und teils dürftiger Logik gegen Wind- und Solarenergie zu wettern. Tags zuvor waren mal wieder Zeitungsenten von angeblichen Versorgungsengpässen im Stromnetz lanciert worden.

Am Mittwoch sei es eng geworden im deutschen Netz, hieß es in verschiedenen Blättern. »Schon zum zweiten Mal in diesem Winter mußten die Netzbetreiber auf Notreserven zurückgreifen und Strom aus Österreich zukaufen«, behauptete zum Beispiel der Hamburger Spiegel in seinem Internetauftritt. Das war schon beim ersten Mal, wie Anfang Januar von junge Welt berichtet, eine Falschmeldung und wird auch durch Wiederholen nicht richtiger.

Richtig ist, daß am Mittwoch Teile der sogenannten Kaltreserve in Anspruch genommen wurden. Dabei handelt es sich um eine Reihe von kleineren Kraftwerken, die für gewöhnlich nicht in Betrieb sind, sondern nur für den Fall besonders hohen Bedarfs bereitgehalten werden. Im Extremfall laufen diese Anlagen nur ein paar Stunden im Jahr oder noch seltener, was natürlich ein relativ teurer Spaß ist. Einige dieser Not-Kraftwerke werden, vertraglich geregelt, in Österreich für den deutschen Bedarf reserviert und können eine Leistung von insgesamt etwa ein Gigawatt (GW) liefern. Das ist etwas weniger als eines der größeren hiesigen Atomkraftwerke.
Ausländische Nachfrage

Doch warum waren am Mittwoch Teile dieser Kaltreserve in Anspruch genommen worden? Die Bundesnetz agentur gab schon einen Tag später Entwarnung: Von Stromknappheit habe nicht die Rede sein können, wurde eine Sprecherin in der Financial Times Deutschland zitiert. Und tatsächlich sagen die Daten des europäischen Strommarktes, daß Deutschland den ganzen Tag über am fraglichen 8. Februar Nettoimporteur von Strom gewesen ist.

Polen, Österreich, die Schweiz und Frankreich gehörten an diesem Tag zu den Abnehmern. Dänemark und die Tschechische Republik haben hingegen vor allem importiert, aber unterm Strich wurde deutlich mehr elektrische Energie aus- als eingeführt. Zum Teil handelt es sich bei den Im- und Exporten auch um einen Ringtausch. Ein Teil des in Nordostdeutschland erzeugten Stroms fließt über Polen und die Tschechische Republik nach Bayern. Und die Schweiz exportiert eifrig Strom nach Frankreich und Italien, auch wenn sie von hiesigen Netzbetreibern bezieht.

Aber zurück zum vermeintlichen Engpaß, den der Spiegel und einige andere Medien ausgemacht haben wollen. Die Tatsache, daß am Mittwoch so viel Strom exportiert wurde, zeigt, daß Strommangel nicht der Grund für das Anwerfen der Kaltreserve gewesen sein kann. Diese alten Kohle- und Ölkraftwerke können nach den etwas ungenauen Presseberichten maximal eine Leistung von 1,2 GW ins Netz eingespeist haben. Nach Angaben von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) wurde aber nicht nur am Mittwoch exportiert, sondern auch an anderen Tagen der vergangenen Woche; im Schnitt 6,5 bis sieben GW.

Wie schon Anfang Dezember wurde die Kaltreserve also in Anspruch genommen, um die Nachfrage im Ausland bedienen zu können. Das ist zwar nicht unbedingt verwerflich, denn gegen nachbarschaftliche Hilfe bei der Überbrückung von Versorgungsengpässen ist nichts zu sagen. Aber das Anwerfen der Not-Kraftwerke als Indiz für Probleme mit der inländischen Versorgung zu verkaufen, ist pure Demagogie. Im übrigen lassen sich die hiesigen Netzbetreiber ihre Lieferungen teuer bezahlen.
Verdienst der Windenergie

In Anspruch genommen hat Frankreich meist mehrere Gigawatt. Daß deutsche Kraftwerke aushelfen konnten, obwohl auch hierzulande der Verbrauch winterbedingt besonders hoch war, ist auch ein Verdienst der Wind- und Solarenergie. Windkraftanlagen hatten am Mittwoch durchgängig mindestens knapp zwei GW geliefert, in den frühen Morgenstunden bis mittags waren es zunächst sogar noch deutlich mehr. Hinzu kam, daß bei strahlend blauem Himmel auch die vielen Solaranlagen zwischen zehn und 14 Uhr, also zur Zeit des höchsten Verbrauchs, um die sechs GW lieferten. Um Mittag herum stieg ihre Leistung gar auf sieben GW, was zu der Zeit etwas mehr als zehn Prozent der deutschen Produktion entsprach.

Die eigentlichen Probleme hatte in der vergangenen Woche hingegen Frankreich. Es erzeugt rund 80 Prozent seines Stroms mit inzwischen recht betagten Atomkraftwerken und hinkt beim Ausbau der erneuerbaren Energieträger weit hinterher. Da AKW Tag und Nacht laufen müssen und nur schwer regelbar sind, ist in früheren Zeiten wie auch in Westdeutschland regelrecht Werbung für Stromverbrauch gemacht worden, insbesondere für das Heizen mit Strom. Das Ergebnis: In der auch in Frankreich bitterkalten letzten Woche war dort der Stromverbrauch zeitweise fast doppelt so hoch wie hierzulande, trotz der knapp 20 Millionen geringeren Bevölkerung. Da stieß die unflexible AKW-Flotte an ihre Grenzen, und an Windrädern und Solaranlagen, die in die Bresche hätten springen können, mangelt es westlich des Rheins noch sehr.

Den nächsten Engpaß könnte es schon im Sommer geben, sollte der mal wieder besonders heiß ausfallen. Dann muß nämlich so manches französische AKW abschalten, weil das Wasser der Flüsse zu warm wird, um es noch als Kühlwasser nutzen zu können. In diesem Zusammenhang ist es amüsant, daß der oben erwähnte CDU-Wirtschaftsrat am Freitag gegen die Solarenergie und einen »überstürzten Ausstieg aus der Kernenergie« wetterte. Den Franzosen kämen die deutschen Solarkapazitäten von inzwischen immerhin rund 25 GW ganz gut zupaß.

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