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BELASTUNG VON LEBENSMITTELN - Atomstrahlen in Frankreich erhöht*
*Die unabhängige Strahlenmessstelle CRIIRAD warnt vor radioaktiv belasteter
Milch und Regenwasser in Europa. Die EU-Kommission bleibt bislang gelassen.*
VON BERNHARD PÖTTER
BERLIN taz, 13.04.2011
Die Belastung von Lebensmitteln durch den radioaktiven Fallout aus Fukushima
wird auch in Europa zu einem Thema. Die unabhängige französische
Strahlenmessgruppe "Commission de Recherche et d'informations indépendants
sur la Radoactivité" (CRIIRAD) hat erklärt, die Kontamination mit
radioaktivem Jod-131 sei "nicht länger zu vernachlässigen". Proben aus dem
Südwesten Frankreichs hätten im Regenwasser einen Wert von 8,5 Becquerel
(Bq) ergeben. Zuvor hatte die staatliche Atomsicherheitsbehörde IRSN Milch
gefunden, die ebenfalls schwach belastet war. Der EU-Kommission liegen
dagegen keine entsprechenden Informationen vor.
Es gebe "keinen Grund zur Panik", betont CRIIRAD in einer Erklärung. Niemand
solle Jodtabletten schlucken oder sich gar zu Hause einschließen. "Aber im
Normalfall sollten keine Spuren von Jod-131 im Regenwasser oder in der Milch
zu finden sein", hieß es. Zwar seien die Dosen noch extrem gering, aber die
Belastung von Luft und Wasser werde "auf jeden Fall noch zwei Wochen
anhalten" und könne im schlimmsten Fall auf einige hundert oder tausend Bq
pro Quadratmeter ansteigen. Der Wert Becquerel gibt an, wie viele
radioaktive Zerfallsprozesse in einer Sekunde stattfinden.
Unabhängige Forscher raten der Bevölkerung, sich nicht auf Regenwasser als
Trinkwasser zu verlassen, Schwangere, stillende Mütter oder Kinder sollten
vorsichtig sein bei Frischmilch, Frischkäse und dem Verzehr von Spinat,
Salat und Kohl. Das Wasser in Stauseen, in denen sich die radioaktiven
Teilchen aus der Luft und aus Flüssen sammeln, sollten verstärkt
kontrolliert werden. Diese Warnungen gelten auch für den Rest Europas wie
Deutschland, hieß es. Die Belastung mit radiaoktivem Jod ist Folge der
Reaktorkatastrophe in Fukushima.
Der EU-Kommission liegen dagegen keine Informationen aus den
Mitgliedsländern über erhöhte Strahlenmessungen an Lebensmitteln vor. Der
Sprecher der Generaldirektion Energie, Frédéric Vincent, erklärte auf
Anfrage der taz, die von CRIIRAD angegebenen Werte lägen auch "weit
unterhalb des legalen Grenzwerts".
Erst in der letzten Woche hatte die Kommission angekündigt, man werde die
Alarmwerte für den Import von Lebensmitteln im Fall einer Atomkatastrophe
verschärfen. Vorher waren die europäischen Grenzwerte in die Kritik geraten,
weil sie deutlich höhere radioaktive Belastungen erlaubten als in Japan
selbst.
http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artik...kreich-erhoeht/