Die Bilanz der Überfälle sind ein Toter (der 35-jährige Familienvater Antonio Beb Ac), neun zum Teil schwer Verletzte und mehr als 100 vertriebene Familien. Für die Bauern ist es nun schon die zweite Vertreibung innerhalb weniger Jahre. Das erste Mal geschah durch das Unternehmen Chabil Utzaj, welches Zuckerrohrplantagen- und Raffinerien auf dem Land anlegte. Nach dem Bankrott der Firma 2009 waren die Bauern auf das brachliegende Land zurückgekehrt.
Zuletzt befanden sich die Bauerngemeinden in einer juristischen Auseinandersetzung mit Carlos Widmann, dem Besitzer von Chabil Utzaj, der das Land weiterhin für sich beansprucht. Am 14. März beendete eine Richterin die friedlichen Verhandlungen und ordnete die gewaltsame Räumung des Landes an.
„Die plötzliche Räumung hängt mit dem gesteigerten Interesse großer Agrounternehmen an dem Land zusammen“, bestätigt die Soziologin Laura Hurtado. Die wachsende Nachfrage nach Biotreibstoffen auf dem Weltmarkt treibt in Guatemala die Ausbreitung von Zuckerrohr- und Palmölplantagen voran. Die Flächenkonkurrenz führt dazu, dass die Produktion von Nahrungsmitteln in Guatemala erheblich zurückgegangen ist. Allein die Weizenproduktion ist um 80 Prozent eingebrochen.
Hurtado warnt: „Die Monokulturen der Energiepflanzen gefährden die Ernährungssicherheit des Landes, sind Grund für die Zerstörung tropischer Wälder und für die Vertreibung der Bauernfamilien.“ Sie weist darauf hin, dass die Bauernfamilien das Gebiet seit Jahrzehnten bewohnten und bewirtschafteten.
Den vertriebenen Bauernfamilien im Polochic Tal wurden erneut die Lebensgrundlagen geraubt. Sie sind derzeit obdachlos und nach der Zerstörung ihrer Ernte auf Lebensmittelspenden angewiesen.
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Bitte schreiben Sie an den Botschafter Guatemalas in Deutschland und bitten ihn, sich bei den verantwortlichen Behörden seines Landes für die Bauernfamilien einzusetzen. Die Gewalt und die Vertreibung im Polochic-Tal müssen unverzüglich gestoppt und die friedlichen Verhandlungen um die Landrechte wieder aufgenommen werden.
Die Zuckerrohrraffinerien von Chabil Utzaj und Ingenio Magdalena sowie die Palmölplantagen von Agroamerica und INDESA werden mit Beträgen in Millionenhöhe subventioniert. Die Gelder stammen einerseits von den Entwicklungsbanken CABEI (Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration) und der IADB (Interamerikanischen Entwicklungsbank). INDESA kann sich auch Hoffnungen auf Subventionen durch die Weltbank machen, da die Anbaumethoden des Unternehmens durch den Etikettenschwindel des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) als unbedenklich eingestuft wurden.
Dass die Kreditvergabe an die Unternehmen in Verbindung mit Korruption und Vetternwirtschaft stehen, ist nicht auszuschließen. Carlos Widmann, der Besitzer von Chabil Utzaj, ist Schwager des ehemaligen Präsidenten von Guatemala Oscar Berger (2004-2008). Dessen Sohn wiederum war im Aufsichtsrat der CABEI und hatte dort Einfluss auf die Kreditvergabe.
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