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#1

Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 13.03.2011 21:52
von Wilhard • 495 Beiträge

Man lese und staune. Über Nacht wird das Fähnchen entsprechend eingerichtet.
Quelle: Süddeutsche.de
13.03.2011, 16:13 2011-03-13 16:13:47 Interview: M. Szymanski

Die Krise in den japanischen Atomkraftwerken lässt Unionspolitiker umdenken. Bayerns Umweltminister Söder plädiert nun für einen schnelleren Umstieg auf Öko-Energie. Denn: "Japan verändert alles."


SZ: Zehntausende Menschen sind auf der Flucht, die Welt blickt mit Angst vor einer nuklearen Katastrophe auf Japan. Was geht Ihnen durch den Kopf?
Söder verteidigt Vorlage seines Gesundheits-Konzepts Bild vergrößern

Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) plädiert für einen schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien. (© dpa)

Markus Söder: Die Nachrichten bewegen mich sehr, auch als Familienvater. Wir erleben nicht nur einen Einschnitt für die Menschen in Japan, sondern das ist weltweit ein fundamentales Ereignis. Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Das heißt auch für einen selber, dass man alle Positionen hinterfragen muss.

SZ: In der Atomanlage Fukushima sind die Reaktoren außer Kontrolle geraten. Halten Sie Atomkraft immer noch für beherrschbar?

Söder: Natürlich ist Kernkraft eine andere Technologie als Energie aus Wind oder Sonne. Deshalb ist der Sicherheitsaufwand so groß. Der Vorfall zeigt auch, dass die Vorstellung, alles bis ins Kleinste beherrschen zu können, nicht so leicht umsetzbar ist. Deshalb heißt es jetzt um so mehr Anstrengungen zu unternehmen, die Sicherheit zu maximieren.

SZ: Was bedeutet das konkret?

Söder: Fakt ist: Japan ist nicht mit Deutschland vergleichbar. Bei uns gibt es keine vergleichbaren Erdbeben und Tsunamis. Trotzdem zeigt sich, dass wir bei der Verlängerung der Laufzeiten die Sicherheitsmaßstäbe neu bewerten müssen. Dabei müssen die Erkenntnisse aus Japan einfließen.

SZ: In Bayern sind es weniger Naturkatastrophen als eher Flugzeugabstürze oder Terrorangriffe, die für die Meiler gefährlich werden können. Kann man sich noch sicher sein, dass im Krisenfall hierzulande alle Notsysteme funktionieren?

Söder: Die Kernkraftwerke in Bayern sind sicher. So haben wir zum Beispiel bei den Notstromanlagen ein stärkeres und besseres System als Japan. Ich glaube aber, dass wir - wenn es um mögliche Flugzeugabstürze geht - weltweit einen neuen Standard setzen könnten. Wir müssen prüfen, ob wir nicht mit bautechnischen Maßnahmen an den Kraftwerken eine weitere Verbesserung erreichen könnten. Ziel muss sein, auch für den Fall eines Absturzes eines Verkehrsflugzeugs neben der Luftsicherheit eine noch bessere Sicherheitsarchitektur zu entwickeln.

SZ: Das betrifft unter anderem Altkraftwerke wie Isar I bei Landshut. Es hätte nach den Ausstiegsplänen der früheren rot-grünen Bundesregierung in diesem Jahr abgeschaltet werden sollen. Ist Isar I noch sicher?

Söder: Ja. In Deutschland ist die Frage der Sicherheit nicht vom Alter des Reaktors abhängig. Alle Kraftwerke müssen die gleichen Sicherheitsstandards erfüllen. Bei einer Verlängerung der Laufzeiten, das haben wir klar gesagt, müssen Altanlagen nachgerüstet werden. Die neuen Erkenntnisse, die jetzt aus Japan kommen, müssen da einfließen. Wir werden jetzt mit dem Bund über die neuen Standards reden. Neben Fragen zu weiteren Kühlsystemen für alle Anlagen werden wir vor allem die Probleme bei Flugzeugabstürzen diskutieren.

SZ: Muss man über die Laufzeitverlängerung jetzt noch einmal reden?

Söder: Japan verändert alles. Auch bei mir. Daher ist es ist in Ordnung, wenn man die eigenen Positionen hinterfragt. Die Laufzeitverlängerung ist nur dann vertretbar, wenn Sicherheit absolute Priorität vor Wirtschaftlichkeit hat. Es braucht einfach noch einmal eine grundlegende Debatte über alle möglichen Risiken und Schutzmechanismen dazu.

SZ: Kann es soweit kommen, dass etwa Isar I neuen Standards nicht genügt und früher abgeschaltet werden muss?

Söder: Wir müssen jetzt besonnen reagieren. Das heißt, alle Fakten sammeln und auswerten. Am Ende entscheidet der Bund über Laufzeiten. Wir gehen aus heutiger Sicht davon aus, dass alle beschlossenen Laufzeitverlängerungen möglich sind.

"Der Umstieg muss jetzt schneller umgesetzt werden"

SZ: Was erwarten Sie jetzt von der Atomwirtschaft - dort heißt es doch schon im mer, man tue alles für die Sicherheit?

Söder: Es reicht jetzt nicht nur zu sagen, wir überprüfen alle Reaktoren. Alle Beteiligten müssen in der Lage sein, die Sicherheitsfragen noch einmal komplett neu zu diskutieren. Wenn weitere Nachrüstungen dann auch für die Energieversorger noch mehr kosten, muss das eben so sein.

SZ: Die CSU hält der Atomkraft weiterhin die Treue. Ihr Kollege, Bundesumweltminister Norbert Röttgen, sprach bereits von einer "Zäsur" für die Kernenergie. Wird es für die CSU nicht Zeit, den atomfreundlichen Kurs aufzugeben?

Söder: Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten. Wir haben immer gesagt: Laufzeitverlängerung ja - aber nicht unendlich. Wir wollen auch aussteigen, aber eben nur später, weil Deutschland den vollständigen Übergang zu erneuerbaren Energien jetzt noch nicht schaffen kann. Der Umstieg muss jetzt schneller umgesetzt werden, als bisher geplant.

SZ: Ihr Parteichef, Ministerpräsident Horst Seehofer, nennt Atomkraft bis auf weiteres nicht verzichtbar.

Söder: Der Ministerpräsident und ich sind uns in der Bewertung des Ereignisses absolut einig.

SZ: Auch nach starkem Drängen Bayerns sind die Laufzeiten im Schnitt um zwölf Jahre verlängert worden. Bereuen Sie diesen Schritt?

Söder: Nein. Energiepolitisch gibt es leider keine seriöse Alternative. Ich möchte nicht, dass wir am Ende abhängig sind von Kernkraftwerken in Tschechien und Osteuropa. Wobei Sicherheit nicht nur eine deutsche Frage ist. Ich hoffe, dass wir auf europäischer Ebene die gleichen Fragen diskutieren wie bei uns. Diese Debatte muss jetzt europaweit geführt werden.

SZ: Die Tschechen planen den Ausbau der grenznahen Atomanlage in Temelin. Ist es das richtige Signal?

Söder: Wir haben in Gesprächen mit Tschechien darauf hingewiesen, dass wir in diesen Sicherheitsprozess einbezogen werden müssen. Nach diesem Ereignis in Japan reicht es aber nicht aus, wenn nur zwischen Deutschland und Tschechien geredet wird. Das ist jetzt auch eine Aufgabe für den EU-Energiekommissar Günther Oettinger, Standards wie in Deutschland einheitlich für Europa zu fixieren.

SZ: Mit Blick auf die Landtagswahlen kommt für die Union die Diskussion über die Atompolitik zur Unzeit. Fürchten Sie den Zorn der Kernkraftgegner?

Söder: Ich fände es politisch unanständig, wenn man auf dem Rücken der Opfer in Japan und der Besorgnis der Menschen jetzt versucht, kleinkarierten Wahlkampf zu betreiben.
Quelle: Süddeutsche.de


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#2

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 13.03.2011 22:17
von Jim Bob • 494 Beiträge

Ein unglaublicher plötzlicher Meinungswechsel in der Union und der FDP, wer denen das abnimmt zieht seine Hose mit der Kneifzange an !


+++ Jim Bob ist Moderator des Forum unsere Zukunft +++

„Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.“
Marie Curie

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#3

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 13.03.2011 23:40
von Wilhard • 495 Beiträge

Zitat von Jim Bob
..., wer denen das abnimmt zieht seine Hose mit der Kneifzange an !


Recht hast Du wohl, lieber Stefan. Ich habe eben Röttgen bei Anne Will gesehen und mir ist immer noch übel!


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#4

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 09:39
von Christian Silberhorn • 29 Beiträge

blöd, blöder, söder

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#5

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 10:06
von SamtNierchen • 137 Beiträge

Heute in der früh lese ich in der Lokalpresse eine Auswahl von Stimmen aus der Region zur Atompolitik:

" Ich war immer für Kernenergie. Heute sehen wir in Japan, dass sie doch nicht beherrschbar ist. Wenn wir die Wahl gewinnen wollen, müssen wir ganz schnell raus aus der Atomkraft." August Götz, kommunalpolitisches CDU-Urgesteinaus Achern

Der letzte Satz dieses mir unbekannten Urgesteins lässt mich doch sehr an seiner neuen Erkenntnis oder Einsicht, die er im zweiten Satz verkündet, zweifeln.


zuletzt bearbeitet 14.03.2011 10:52 | nach oben springen

#6

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 12:11
von Wilhard • 495 Beiträge

Ich bemühe Reinhard Mey:
...
"Nur die meisten davon sind für die Erkenntnis blind,
Daß sie auch nur lauter arme, kleine Würstchen sind."
...


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#7

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 12:34
von SamtNierchen • 137 Beiträge

Auch wenn ich die Weltenretter-Idee gut finde, möcht' ich in Grunde auch keine vermeintlich sicheren AKWs. Verdammt nochmal, ich will gar keine. Selbst, wenn sie abgeschaltet sind, sind sie vermutlich dann noch immer ein Problem, wenngleich ein weniger großes. Technisch kann ich es nicht beurteilen, aber gäbe es ein Erdbeben, oder einen Flugzeuugabsturz oder einen Terroranschlag auf ein stillgelegtes AKW oder Endlager, wäre das vermutlich auch nicht harmlos! Wo bleiben denn die noch "unverbrauchten Brennstäbe", wie steht's mit der Sicherheit der sogenannten Endlager? Alles Fragen eines Laien.

Die ich rief, die Geister, werd' .....
ich mag die Goethe-Zeilen gar nicht vollständig niederschreiben.


zuletzt bearbeitet 14.03.2011 15:42 | nach oben springen

#8

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 12:43
von acte • 585 Beiträge

Söders Aussage, die AKWs in Bayern seien sicher, ist ein schlechter Witz. Jeder sollte die 100 Gründe gegen Atomenergie kennen.


Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.
Mahatma Gandhi

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#9

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 12:51
von Wilhard • 495 Beiträge

Wirklich komisch!
In chronologisch geordneter Zunahme werden alle Politiker, die die Laufzeitverlängerung verursacht haben, immer EE-freundlicher und atomabtrünniger.

Und pausenlos wird wiederholt:
"Die Atomenergie sei eine zeitlich befristete Brückentechnologie".

TATSACHE IST:
"Atomenergie ist eine zeitlich nicht absehbare, hoch mit Risiko behaftete Mauertechnologie, die den Fortschritt und die Eigendynamik bei den Erneuerbaren Energien massiv behindert und verzögert!"

Glücklicherweise gibt es mittlerweile bedeutend viele Nichtregierungsmitglieder, die das Ziel nicht aus den Augen verlieren.


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#10

RE: Söder: "Wir waren nie Kernkraft-Fetischisten" * Schnellerer Umstieg auf Öko-Energie.

in Argumente gegen Atom und Kohle 14.03.2011 20:35
von Christina • 331 Beiträge

"Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben." Pablo Picasso

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