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Vergiftetes Wasser: "Radioaktivster See der Welt" liegt bei Johannesburg
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Vergiftetes Wasser: "Radioaktivster See der Welt" liegt bei Johannesburg
in Argumente gegen Atom und Kohle 02.03.2011 13:03von Renovable • 51 Beiträge
Giftstoffe wie Arsen, Uran und Kobalt aus Gold- und Kupferminen vergiften das Trinkwasser in Südafrika. Jetzt ist sogar die Millionenstadt bedroht.
Rotbraunes Wasser schießt gurgelnd, schäumend und stinkend durch meterhohes Gebüsch. An den Grashalmen entlang des Baches haben sich zentimeterdicke Krusten aus Schwermetallen gebildet. „Das ist hochgiftiges, saures und radioaktives Wasser aus den Minen“, schimpft die Umweltaktivistin Mariette Liefferink. Der Ort, eine halbe Stunde Autofahrt westlich von Johannesburg, ist verseucht.
Zink, Arsen, Kupfer, Kobalt, Kadmium und Uran finden sich im Boden. „Alles Stoffe, die Krebs verursachen können“, erläutert Liefferink, während sie kopfschüttelnd beobachtet, wie Kinder mit hochgekrempelten Hosenbeinen durch den Bach waten, um den Weg zu ihren Hütten abzukürzen.
Ein Giftcocktail mischt sich mit Regenwasser
Täglich treten rund um die Acht-Millionen-Einwohner-Stadt Johannesburg unkontrolliert etwa 100 Millionen Liter verseuchtes Wasser an die Oberfläche. Der Grund: Tausende Gänge und Schächte von stillgelegten Gold-, Uran- und Kohleminen laufen mit Wasser voll und bilden im Zuge chemischer Prozesse einen Giftcocktail.
Durch die schweren Regenfälle der vergangenen Wochen steigt der Wasserpegel sehr viel schneller an als erwartet. Sobald die Fundamente von Hochhäusern in Johannesburgs Innenstadt erreicht sind, wird das saure Wasser sie anfressen und destabilisieren, befürchten Experten. „Uns droht eine Ökokatastrophe mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen“, warnt Liefferink, die Vorsitzende der „Föderation für eine nachhaltige Umwelt“ (FSE) ist.
Der Wasserexperte Anthony Turton sorgt sich um die Gesundheit der Einwohner: „Wenn die Regierung nicht eingreift, läuft bis Ende des Jahres Johannesburgs Rückhaltebecken über, vermischt sich mit dem Giftwasser – und das betrifft dann unmittelbar das Trinkwasser von Johannesburg.“ Die Umweltorganisation hat errechnet, dass sich die Kosten für die Wasseraufbereitung in Johannesburg vervierfachen würden – das könnte die Wirtschaftsmetropole mit ihren rund acht Millionen Einwohnern kaum aufbringen.
Am Westrand der Stadt tritt das Giftwasser bereits seit 2002 ans Tageslicht. So sei hier der „radioaktivste See der Welt“ entstanden, erklärt die rastlose Umweltaktivistin Liefferink. „Der See ist tot, da gibt es weder Fische noch Vögel.“ Aber wenige Meter leben Tausende Menschen in einer Wellblechsiedlung.
Atembeschwerden und Hautausschlag
„Unsere Kinder haben häufig Hautausschlag, und ich habe wie viele andere hier Atembeschwerden“, klagt Jeffrey Marorope, ein Sprecher der Hüttenbewohner. Er lebt seit 16 Jahren unter einem Wellblechdach und hofft, dass die Regierung endlich etwas unternimmt. Aber die zuständigen Stellen schieben nur die Verantwortung zwischen dem Parlament und dem Ministerium für Wasserwirtschaft hin und her. Offenbar scheut man die Kosten.
Die Bergbauunternehmen müssten mit zur Verantwortung gezogen werden, fordert Liefferink. Aber die Handvoll Minengesellschaften, die noch in der Gold-Region noch aktiv sind, weigern sich standhaft, da sie sich nicht für Altlasten verantwortlich fühlen, die nicht mehr existierende Firmen in 120 Jahren Abbau verursacht haben. „Idealerweise müsste das Wasser bis in alle Ewigkeit aus den stillgelegten Schächten abgepumpt und behandelt werden“, sagt die Umweltschützerin. Im Ruhrgebiet wird so verfahren. Die Kosten trägt dort eine Stiftung.
Liefferink seufzt: „Hier können wir nur noch Krisenmanagement betreiben.“ Dagegen warnt Marius Keet vom Wasserministerium vor Panik. „Uns bleiben noch 500 Tage Zeit um einen Krisenplan zu entwickeln und umzusetzen.“ Seinen Schätzungen zufolge wird die Regierung für Notmaßnahmen 220 Millionen Rand (22,3 Millionen Euro) bereitstellen müssen. Wo die herkommen sollen, kann Keet nicht beantworten. Aber er versichert, dass das Johannesburger Trinkwasser und die Gebäude der Stadt sicher seien. Wie es in einem Jahr aussehen wird, darüber möchte er nicht sprechen.
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