Gaddafi lässt Kreuzfahrtschiff in Frankreich bauen – Sarkozy vermittelte Großprojekt
Göttingen, 01. März 2011
Als "opportunistisch und unglaubwürdig" kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Frankreichs Libyen-Politik. "Heute gibt sich Staatspräsident Nicolas Sarkozy als glühender Anwalt der libyschen Oppositionsbewegung, lässt als erster Staatschef Europas die diplomatischen Beziehungen zu Libyen einfrieren und fordert einen EU-Sondergipfel. Gestern erfüllte er in seiner Kumpanei mit Gaddafi auch die absurdesten Wünsche des Revolutionsführers, sagte die Lieferung eines Atomreaktors sowie von Rüstungsgütern zu und fädelte das irrwitzigste Projekt des Revolutionsführers ein: den Bau eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt für Gaddafis Sohn Hannibal auf einer französischen Werft", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.
Das 139.400 Tonnen große und 333 Meter lange Kreuzfahrtschiff wurde im Juni 2010 von der libyschen Staatsreederei "General National Maritime Transport Company (GNMTC)" bei der angesehenen Werft STX in Saint-Nazaire bestellt. Am 15. Dezember 2010 wurde mit dem Bau des für 4000 Passagiere und 732 Besatzungsmitglieder geplanten Kreuzfahrtschiffes begonnen. "Für Gaddafi wird die Zeit wohl nicht mehr reichen, um Hannibals Spielzeug zu testen und sich ins Exil auf eine einsame Insel zu begeben", erklärte Delius. Denn das Schiff wird erst im Dezember 2012 fertig gestellt.
Für den damaligen französischen Transport-Staatssekretär Dominique Bussereau war der Auftrag zum Bau des Schiffes "ein Beweis für die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Tripolis und Paris". Das Regierungsmitglied unterzeichnete persönlich das vom Elysee-Palast eingefädelte Abkommen mit Hannibal Gaddafi. Sarkozy entsandte schriftlich seine Glückwünsche an die um Arbeitsaufträge ringende Werft. Nur wenige Tage später reiste Sarkozys einflussreichster außenpolitischer Berater, Claude Guéant, im Juli 2010 nach Tripolis, um dem Revolutionsführer persönlich den Dank des französischen Staatspräsidenten für den Großauftrag zu überbringen.
Die libysche Staatsreederei GNMTC hat bislang nur Erfahrung im Transport von Rohöl und Flüssiggas mit ihren 24 Tankern. Wie die von Gaddafis Sohn Hannibal geleitete Reederei eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt betreiben will, blieb Experten bis heute verborgen. Hannibal ließ nur erklären, dass die GNMTC expandieren wolle und das 500 Millionen Euro teure Schiff bei größeren Sportveranstaltungen und Festen als Hotelschiff vor Libyens Küste nutzen werde. Ansonsten solle das Schiff in Europa eingesetzt werden.
Für Nachfragen steht Ulrich Delius zur Verfügung unter Tel.: 0551-49906-27 oder per E-Mail afrika@gfbv.de
Quelle: http://www.gfbv.de/pressemit.php?id=2599...f2baf1bab3da81e