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#1

Hermann Scheers Ideen leben fort

in Jim Bobs Umzug 24.02.2011 09:06
von Jim Bob • 494 Beiträge

erstellt am 15.10.2010

Bonn/Berlin, 14. Oktober 2010

Wir trauern um Hermann Scheer, einen außergewöhnlichen Menschen und Politiker. Der Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien EUROSOLAR e.V. und Vorsitzende des World Council for Renewable Energy (WCRE), Träger des Alternativen Nobelpreises, Abgeordneter des Deutschen Bundestags, ist am 14. Oktober 2010 in Berlin gestorben. Er wurde 66 Jahre alt. Sein plötzlicher Tod erschüttert alle.



Hermann Scheer hat eine große Lebensleistung vollbracht. Ihm sind beispielhafte Fortschritte zu verdanken, die weltweit in eine umweltgerechte Energieversorgung aus Erneuerbaren Energien ohne Kohle und Atom führen. Sein unverrückbares Ziel, die Energiewende zu beschleunigen, wird Wirklichkeit, weil er mit seinem Kenntnisreichtum, seinem logischen Denken und seiner Begeisterungsfähigkeit viele Menschen überzeugen und mitreißen konnte.

Hermann Scheers Gedanken und Pläne leben, weil er sie in konkret erfahrbare Ergebnisse umsetzen konnte. Er hat sie in dem Buch "Der energet(h)ische Imperativ" formuliert, das wenige Tage vor seinem Tod erschienen ist. EUROSOLAR und der Weltrat für Erneuerbare Energien (WCRE) werden sein Lebenswerk, das er mit Tatkraft und mit Weitblick unbeirrt und unerschrocken verfolgt und verwirklicht hat, auf der Basis des von ihm Geschaffenen in seinem Sinne fortführen.


Helmut Lölhöffel, EUROSOLAR e.V. Kommunikation, 0173 61 60 004


Die besten sterben immer zu früh !

Ich bin sehr traurig und fühle mit seinen Angehörigen.


Ergänzend:

Der Welt-Energiepolitiker
München, 14. Oktober 2010

Als er die Nachricht vom Tod Hermann Scheers erfuhr, hat sich Axel Berg, Vorsitzender der Deutschen Sektion von EUROSOLAR e.V., wie viele Menschen Gedanken zu diesem einschneidenden Ereignis gemacht. Er hat sie aufgeschrieben und seine spontanen persönlichen Notizen zur Veröffentlichung freigegeben.

Wie wir alle bin ich tief bewegt.

Bei aller Trauer gilt es aber auch, Nerven zu bewahren. Vermutlich war es schon gut so, dass es schnell ging. Das hat ihm wenigstens Schmerzen erspart. Anscheinend ging es ja so rasch, dass er nicht mal die Zeit hatte, zu protestieren. Vergangenen Samstag hat er mir in Speyer bei der Verleihung des Deutschen Solarpreises noch sein druckfrisches Buch signiert. Wir haben zusammen gearbeitet und eine Menge Spaß gehabt. Eigentlich wie immer. Jetzt sitze ich heulend hier und schreibe diese Sätze, die zu spät kommen.

Der König ist tot. Und es wird keinen neuen geben. Manche sind tatsächlich unersetzlich. Der beste Energiepolitiker der Welt, der Millionen die Augen geöffnet hat, musste die seinen lange vor der Zeit schließen.

Ich begann als sein Stift, als ich 1998 in den Bundestag kam. Er war einer der besten Lehrer und Vermittler, die man sich vorstellen kann. Überzeugend, charismatisch, glasklare Gedankenführung mit dem totalen Überblick über das Ganze und auch noch wasserfest im Detail. Und er besaß die Gabe, Zukunft zu erahnen.

Ich hätte Hermann gegönnt, dass er als 80- oder 90-jähriger eine Welt erleben würde, die gerechter, friedlicher und nachhaltig geworden ist. Vor allem wegen der Durchsetzung der Erneuerbaren Energien. Die Vision, die er als junger Mann aufschrieb, wird Realität. Und er der Architekt. Das hätte ihm gefallen. Ein Jammer, dass er nicht mehr genießen kann, was er angeschoben hat und was ohne ihn nicht möglich gewesen wäre. Albert Einstein sagte einmal sinngemäß, dass es das Problem dieser Welt sei, dass diejenigen, die um die Probleme der Welt wüssten, sich nicht genug für deren Lösung einsetzen. Hermann Scheer kann man diesen Vorwurf nicht machen.

Er hat vor fast zwei Jahrzehnten mit der "Sonnen-Strategie" ein heute noch fesselndes Kultbuch geschrieben, in dem er erklärt, warum und wie die fossil-nukleare Verschwendungswirtschaft durch eine solare Weltwirtschaft abgelöst werden muss. Damals wurde er verlacht. Und heute geschieht genau das, was er beschrieb. Mittlerweile geht es nicht mehr darum, ob eines Tages die Welt auch wirklich mit erneuerbaren Energien versorgt wird, sondern nur noch darum, ob wir die Energiewende rechtzeitig hinbekommen. In 20 Jahren kann es schon zu spät sein, weil uns dann Klimawandel und Ressourcenknappheit um die Ohren fliegen.

Mit EUROSOLAR hat Hermann Scheer den weltbesten Think Tank für die Energiewende geschaffen. Absolut unbestechlich und ausschließlich dem Wissen und der Wahrheit verpflichtet. Hier wurden Initiativen wie das EEG, die IRENA oder das A7-Projekt kreiert.

Er starb in seinen Stiefeln in vollem Ornat, so hätte man früher gesagt. Heute sagt man wohl, er starb auf der Überholspur. Vor ein paar Wochen Premiere des vielbeachteten Dokumentarfilms "Die 4. Revolution" in den Kinos. Kommenden Montag sollte in München an der TU eine Reihe Lesungen aus seinem letzten Werk beginnen, das gerade erst in den Buchläden ankommt und nun zu seinem Vermächtnis wird, dem "Energet(h)ischen Imperativ". Der Titel jongliert zwischen Energie und Ethik.

International vergeigt Merkel gerade ihren Ruf als Klimakanzlerin und in Berlin reißt Schwarz-Gelb mit dem Arsch ein, was Hermann Scheer und andere in den vergangenen 15 Jahren mit dem Kopf und mit den Händen mühsam aufgebaut haben. Die Bremser, die Verzögerer manipulieren Volk und Politik. Das hat ihn die vorigen Wochen am meisten beschäftigt. Die großen Energiekonzerne von Exxon über BP bis e.on und RWE wollen nur Zeit gewinnen, um noch ein bisschen Geld zu verdienen. Mit nur einem AKW machen sie ein bis zwei Millionen € Gewinn. Am Tag. Das ist viel Geld. Elf der 15 größten Unternehmen weltweit sind Energieunternehmen. Nur Öl, Gas, Kohle und Kernkraft brauchen zentrale Einheiten. Die Sonnenenergien sind dezentral und regional. So wie der Energieverbrauch ja auch. Auf der ganzen Welt. Der Energiekonsument wird zum Sonnenkraftproduzenten. Die Menschheit kann den Paradigmenwechsel schaffen. Schlappe 20 Jahre Engagement reichen aus. Wenn sich die Beschleuniger gegen die Verzögerer durchsetzen. Das war sein Credo noch am vergangenen Wochenende. Es gab noch so viel zu erledigen. Und dann stirbt der Held in vollem Lauf. Helden gibt es nicht viele.

Hermann war ein Held.

Dr. Axel Berg

http://www.eurosolar.de/de/index.php?opt...1383&Itemid=335


Am Tisch mit Hermann Scheer, "Energie-Erneuerer"
Länge: 46:03 Min
http://www.hr-online.de/website/radio/hr...20101019&type=a


+++ Jim Bob ist Moderator des Forum unsere Zukunft +++

„Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.“
Marie Curie

zuletzt bearbeitet 24.02.2011 09:09 | nach oben springen


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