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#1

Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 19.02.2011 18:47
von Wilhard • 495 Beiträge

Selbstversorgungsgrad, erklärt im "Wiki-Agrar-Lexikon"
Wiki-Agrar-Lexikon
Maß, mit dem angegeben wird, wie viel Prozent der benötigten Agrarerzeugnisse im eigenen Land hergestellt werden.

Bei einer Unterversorgung (unter 100 %) sind Importe notwendig. Die landwirtschaftliche Erzeugung ist von natürlichen und wirtschaftlichen Bedingungen abhängig. So ist der Selbstversorgungsgrad bei den einzelnen Nahrungsmitteln in Deutschland höchst unterschiedlich und schwankt außerdem von Jahr zu Jahr, z.B. wegen der Witterung

Er betrug bei
* Weizen 118 % (2007/08),
* Zucker 121 % (2007/08)
* Gemüse 37 % (2007/08),
* Obst 22 % (2007/08),
* Kartoffeln 146 % (2007/08),
* Milch 101 % (2007),
* Rind- und Kalbfleisch 119 % (2008),
* Schweinefleisch 105 % (2008),
* Geflügel 82 % (2008),
* Eiern 70 % (2008).

Unter Ausklammerung der Erzeugung aus importierten Futtermitteln lag 2005/06 der
Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln in Deutschland insgesamt bei 84 %.

Unter Einbeziehung der Erzeugung auch mit Futtermitteln aus dem Ausland
belief sich der Selbstversorgungsgrad auf 94 %.

Ein deutscher Landwirt ernährt heute
142 Menschen (mit Auslandsfuttermitteln),
127 (ohne Auslandsfuttermittel).

Um von Schwankungen auf dem Weltmarkt unabhängig zu sein und die Versorgung zu angemessenen Preisen zu sichern, wird in der Europäischen Union (EU), verbunden mit den AKP-Staaten, versucht, einen hohen Selbstversorgungsgrad zu erreichen.


Wiki-Agrar-Lexikon


Wer geht so blöde übern Hof? Es ist der Elch, und der ist doof! (Prof. Fritz Weigle, alias F.W. Bernstein)

zuletzt bearbeitet 19.02.2011 20:04 | nach oben springen

#2

RE: Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 20.02.2011 01:14
von outlawjens • 234 Beiträge

Mich irritieren dabei vier Kategorien, die man eigentlich auch auf zwei reduzieren könnte.

Die ersten: Gemüse 37 % (2007/08),
Obst 22 % (2007/08),
Selbstversorgung? Wie ist das Verhältniss von importiertem Obst und Gemüse zu selbst erzeugtem?
Brauchen wir Salat und Kohl aus holländischen Gewächshäusern?
Brauchen wir irgendwelche geilen Früchte aus Übersee?
..... um zu überleben oder gesund zu leben

Die nächsten:

Geflügel 82 % (2008),
Eiern 70 % (2008).
Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Liegt aber wohl an den bekloppten EU-Richtlinien.
Wir versorgen halb Europa mit dem Dreck, müssen aber trotzdem noch was importieren?

Unglaublich, aber anscheinend wahr.


We don't need no thoughts control!

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#3

RE: Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 20.02.2011 08:01
von Anke • 287 Beiträge

Ja klar müssen wir Eier und Geflügel importieren. Schließlich ist der Dreck, den wir in den Turbomastfabriken produzieren für Afrika bestimmt. Und die Kinder essen doch sooooo gerne Chicken Nuggets.

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#4

RE: Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 20.02.2011 11:07
von Wilhard • 495 Beiträge

Zitat
„Brauchen wir Salat und Kohl aus holländischen Gewächshäusern?“


Grundsätzlich nein, aber zum Hauptanteil der Verbraucher und zum geringeren Anteil auch der Handel (höhere Handelsspannen) bestimmen, was wir in den Regalen angeboten bekommen. Die zwangsläufig höheren Kosten aus deutschen Landen setzen sich nicht durch, der Landwirt kann damit nicht existieren.
Unmissverständlich erkennbar ist die Wettbewerbsverzerrung, die sich durch z. B. Standorteckdaten ergibt:
- Arbeitsintensive Erzeugnisse wie Obst und Gemüse verlagern sich zu Standorten mit geringen Lohnkosten (abgesehen von Exotischen Früchten).
- Erzeugnisse, die in Deutschland mit hohen behördlichen Auflagen versehen sind (z. B. Stallbauten mit entsprechend hohen, kostenintensiven baulichen Maßnahmen und kontinuierliche verwaltungstechnische Maßnahmen) verlagern sich zu Standorten, wo diese geringer sind.

Zitat
„Geflügel 82 % (2008), Eiern 70 % (2008).“


Bei Geflügel und Eiern ist davon auszugehen, dass der Importanteil wieder steigen wird, da die behördlichen Voraussetzungen sich weiter zu ökonomischen Ungunsten des Standortes Deutschland verschieben.

Zitat
„Wir versorgen halb Europa mit dem Dreck, müssen aber trotzdem noch was importieren?“


Das stimmt nicht, Jens; achte auf die Zahlen, die sich 2010/11 nicht weltbewegend verändert haben.


Wer geht so blöde übern Hof? Es ist der Elch, und der ist doof! (Prof. Fritz Weigle, alias F.W. Bernstein)

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#5

RE: Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 20.02.2011 11:09
von Wilhard • 495 Beiträge

Zitat
Anke schrieb:
„Ja klar müssen wir Eier und Geflügel importieren. Schließlich ist der Dreck, den wir in den Turbomastfabriken produzieren für Afrika bestimmt. Und die Kinder essen doch sooooo gerne Chicken Nuggets.“


Liebe Anke,
das sind hier die nüchternen Zahlen völlig wertfrei und ändern kann ich es nicht.
Deine Argumente treffen aber dennoch eher Randerscheinungen (z. B. Flügel und Beine von Geflügel, die hier nicht gefragt sind), als die große Maße.
Die Prozentzahlen sind die Bilanz der Gegenüberstellung von Ein- und Ausfuhren.


Wer geht so blöde übern Hof? Es ist der Elch, und der ist doof! (Prof. Fritz Weigle, alias F.W. Bernstein)

zuletzt bearbeitet 20.02.2011 11:09 | nach oben springen

#6

RE: Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 22.02.2011 21:53
von Wilhard • 495 Beiträge

Zum Vergleich hier noch Zahlen aus Österreich:
Die Tabellen besser auf der verknüpften Seite anschauen:
www.diepresse.com
Österreichs Landwirte erzeugten 2009 gesamt 908.687 Tonnen Fleisch, gut 830.000 Tonnen wurden in Österreich verbraucht. Während viel Innereien und Rindfleisch exportiert wird muss Geflügel importiert werden.
In der österreichischen Landwirtschaft wurden im Jahr 2009 gesamt 908.700 Tonnen Fleisch, 3,26 Millionen Tonnen Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch, 1,51 Milliarden Eier und 3000 Tonnen Fisch für den in- und ausländischen Markt produziert. Bei Fleisch ist nach wie vor Schweinefleisch der größte Bereich, gefolgt von Rind und Kalb. Das geht aus der aktuellen Berechnung der Statistik Austria hervor.

Die Fleischproduktion im Überblick:
Eigenerzeugung
in Tonnen brutto netto Einfuhr Ausfuhr
Rind/Kalb 217.354 226.294 35.624 108.682
Schwein 504.352 540.299 187.846 253.231
Schaf/Ziege 7.204 7.104 3.049 115
Pferd 799 201 342 1
Innereien 51.450 54.226 9.718 43.124
Geflügel 120.989 124.598 103.052 59.696
Sonst. 6.540 6.540 4.770 2.586
Gesamt 908.688 959.262 344.401 467.435

Bruttoerzeugung umfasst sämtliche im Inland erzeugten Tiere, egal, wo sie Geschlachtet werden. Nettoerzeugung ist die Bruttoerzeugung plus eingeführte lebende Tiere minus ausgeführte lebende Tiere.
Zu viel Rind, zu wenig Geflügel

Im Schnitt verzehrte jeder Österreicher 2009 gesamt 66,5 Kilogramm Fleisch, wobei Schweinefleisch mit 40 Kilogramm mit Abstand die größte Gruppe ist. Österreich ist bei Fleisch mit 109 Prozent überversorgt. Das bedeutet, dass gesamt um neun Prozent mehr Fleisch erzeugt als verbraucht wird.

Verzehr und Versorgung im Überblick:
in Tonnen in kg in Prozent in Tonnen in kg
Rind/Kalb 153.236 18,30 142 102.668 12,30
Schwein 474.914 56,80 106 334.814 40,00
Schaf/Ziege10.038 1,20 72 6.675 0,80
Pferd 542 0,10 147 380 0,80
Innereien 20.819 2,50 247 5.413 0,60
Geflügel 167.955 20,10 72 99.933 11,90
Sonst. 8.724 1,00 75 5.889 0,70
Gesamt 836.228 100,00 109 555.772 66,50

Bei Eiern liegt der Selbstversorgungsgrad bei 74 Prozent, im Jahr 2008 lag er noch bei 77 Prozent.
Weniger Agrarexporte
Das Agraraußenhandelsvolumen Österreichs ist zurückgegangen: Im Jahr 2009 betrug es 15,3 Milliarden Euro, 2008 waren es noch 16,5 Milliarden. Dabei sanken die Exporte von acht auf 7,2 Milliarden Euro, die Importe von 8,5 auf 8,1 Milliarden Euro. Damit steht der Sektor für acht Prozent des gesamten Außenhandels Österreichs.


Herr Elch ist gross, sein Hirn ist klein und sein Verhalten sehr gemein.  (Prof. Fritz Weigle, alias F.W. Bernstein)

zuletzt bearbeitet 22.02.2011 21:54 | nach oben springen

#7

RE: Wiki-Agrar-Lexikon, eine sinnvolle Hilfe, vorgestellt anhand des Beispiels Selbstversorgungsgrad.

in Landwirtschaft und Ernährung 27.02.2011 21:22
von Wilhard • 495 Beiträge

Die Tabelle zeigt den Fleischkonsum in der EU von 2007 und den Selbstversorgungsgrad nach Ländern.
Hier lassen sich die Ausmaße in den Niederlanden und in Dänemark erkennen.

Grafik vergrößern mit "klick"!

Angefügte Bilder:
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 EU-Selbstversgr-Fleisch-2007.jpg 

Herr Elch ist gross, sein Hirn ist klein und sein Verhalten sehr gemein. (Prof. Fritz Weigle, alias F.W. Bernstein)

zuletzt bearbeitet 28.02.2011 21:35 | nach oben springen


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