Dem finnischen Energieunternehmen Neste Oil wurde vergangene Woche der Public Eye Award verliehen.
Dem finnischen Energieunternehmen Neste Oil wurde vergangene Woche der Public Eye Award verliehen. Mit dem Negativpreis bedenken die NGOs Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz alljährlich die verantwortungslosesten Unternehmen. Neste Oil wird vorgeworfen, unter dem "irreführenden Namen 'Green Diesel' im großen Stil Biosprit aus Regenwaldabholzung" zu verkaufen. Über 17.000 Internetuser verhalfen dem Konzern in der Online-Abstimmung zu der ungewollten Ehre - selbst Ölverpester BP mit seinen 13.000 Votes konnte da nicht mithalten.
"Wer Diesel aus Urwaldzerstörung einsetzt und Nachhaltigkeit predigt, ist komplett unglaubwürdig", urteilen die NGOs auf der Webseite der Initiative. Insbesondere der niederländische Ableger der Umweltschutzgruppe Friends of the Earth hat erdrückende Beweise gegen den Konzern gesammelt, der teilweise im finnischen Staatsbesitz ist: "Neste Oil behauptet, nachhaltiges Palmöl von dem Hersteller IOI zu beziehen. IOI ist jedoch verwickelt in illegalen Holzeinschlag, Brandrodungen und Vernichtung von Orang-Utan-Gebieten." Laut Spiegel Online weist das Unternehmen die Vorwürfe zurück, geht aber auch auf Nachfrage nicht genauer auf sie ein.
Die Anklage gegen BP brachte das Indigenous Environmental Network aus Kanada ein. Bei der Explosion der Tiefsee-Bohrinsel Deepwater Horizon am 20. April des vergangenen Jahres, flossen mindestens 800 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko, 11 Menschen starben. Es handele sich dabei um die zweitgrößte Ölkatastrophe aller Zeiten, übertroffen nur durch Saddam Husseins Abbrennen der kuwaitischen Ölfelder 1991. Riesige Zonen des Ozeans seien im Sterben begriffen. Auf die Geschäftspraktiken hatte dies keinen großen Einfluss: Nach wie vor investiert der britsch-amerikanische Konzern in Tiefseebohrungen und im Dezember vergangenen Jahres kündigte er riesige Investitionen in den "sozial und ökologisch skandalösen Teersandabbau in Kanada an - gegen den Widerstand der betroffenen Gemeinden".
Weitere Preisträger sind etwa der südafrikanische Bergbaukonzern Anglogold Ashanti, der beim Goldabbau in Ghana "Land und Leute vergiftet". Hochtoxische Minenabfälle würden schlicht in Seen verklappt und kontaminieren Böden und Brunnen, ehemaliges Kulturland sei nicht mehr zu bewirtschaften. Auch der taiwanische Elektronikwarenhersteller Foxconn, der Geräte für Apple, Dell, HP und Nintendo produziert, rangiert ganz oben im Ranking: Miserable Arbeitsbedingungen und Dumpinglöhne in seinen chinesischen Fabriken trieben 2010 mindestens 18 junge Angestellte in den Selbstmord. Zwar habe der Konzern bereits Besserung gelobt, tatsächlich eingetreten sei diese allerdings nicht, wie die Organisation Students and Scholars Against Corporate Misbehaviour (Sacom) aus Hongkong berichtet.
"Wir üben Druck auf besonders unverantwortliche Unternehmen aus, damit diese ihre menschen- und umweltverachtenden Geschäftspraktiken einstellen", erklärt Oliver Classen, Sprecher des Public Eye Award, die Philosophie der Initiative. Die Verleihungen finden stets in der letzten Januarwoche statt und möchten damit einen Kontrapunkt zum gleichzeitig stattfindenden Weltwirtschaftsforum in Davos setzen. Ab August nehmen die NGOs Vorschläge für den Schmähpreis entgegen und prüfen sowohl Angeklagten wie auch Kläger eingehend. Eine interne Jury erstellt eine "Shortlist", über die online abgestimmt werden kann. Nur durch den Druck der Zivilgesellschaft lassen sich global agierende Konzerne noch zur Räson rufen, so die NGOS: "Freiwilliges Engagement der Unternehmen ist häufig das Hochglanzpapier nicht wert, auf dem es dokumentiert wird": "Die Gier der in Davos versammelten Global Player treibt stinkende Blüten."
Quelle: BOS-Deutschland, Lars Dittmer
http://www.bos-deutschland.de/nachrichte...hr.php?wert=392